
Die österreichische Wirtschaft findet nicht aus ihrem Stimmungstief. „Der  UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator verbesserte sich im August  zwar leicht, mit einem Gesamtwert von minus 2,5 Punkten signalisiert der  Indikator jedoch weiterhin eine leicht rückläufige  Wirtschaftsentwicklung“, meint UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer.
 
Er  ergänzt: „Nach dem Rückgang des BIP im zweiten Quartal befindet sich  die österreichische Wirtschaft derzeit weiterhin nicht auf  Wachstumskurs. Die fehlenden Anzeichen für eine klare  Verbesserungstendenz in den kommenden Monaten verschlechtern die  Aussicht auf zumindest eine schwarze Null der Wirtschaftsentwicklung  2024. Die Wahrscheinlichkeit ist gestiegen, dass 2024 das zweite Mal in  Folge die reale Wirtschaftsleistung unter dem Vorjahr zu liegen kommen  könnte.“
Stimmung in der heimischen Industrie verschlechtert sich weiter
Die  schlechte Stimmung in der österreichischen Wirtschaft gegen Ende des  Sommers war immer noch von der schwachen Konjunktur im Produktionssektor  bestimmt. Trotz einer leichten Verbesserung gegenüber dem Vormonat war  der Pessimismus am Bau im August stärker ausgeprägt als in der ersten  Jahreshälfte. Von einer besonders schwachen Nachfrage waren weiterhin  Teile des Hochbaus, insbesondere der Wohnungsbau betroffen. Hier machten  sich die ungünstigen Finanzierungsbedingungen und die hohe  Kostendynamik besonders negativ bemerkbar. Dagegen blieb die Lage im  Tiefbau stabil, und bei einigen Baunebengewerben zeigte sich,  unterstützt auch durch staatliche Förderungen, sogar eine leichte  Stimmungsaufhellung.
Die Stimmung in der österreichischen  Industrie verdüsterte sich dagegen gegen Ende des Sommers erneut. Die  rückläufige Auftragsentwicklung, gestiegene Energie- und Personalkosten  und verunsichernde Signale aus dem wichtigsten Markt Deutschland, vor  allem aus der Autoindustrie, erhöhten die Konjunktursorgen. Während sich  das globale Umfeld für die Industrie etwas verbesserte und ein weltweit  stabiles Exportwachstum in den kommenden Monaten erwarten lässt, nehmen  die Sorgen der heimischen Industrie zu, aufgrund der Verschlechterung  der preislichen Wettbewerbsfähigkeit davon nicht zu profitieren.
Auch  die Stimmung im Dienstleistungssektor hat sich im August  verschlechtert, sogar auf den niedrigsten Wert seit Jahresbeginn. Trotz  der seit über einem Jahr steigenden Reallöhne üben sich die  verunsicherten heimischen Konsumenten in Kaufzurückhaltung, was unter  anderem die Entwicklung im Handel oder von vielen  Freizeitdienstleistungen bremst. Die Aufhellung der Stimmung der  Verbraucher im August, die immerhin den besten Wert seit fast 2,5 Jahren  erreichte, könnte ein Versprechen für die Zukunft werden.
„Die  Schwäche im Produktionssektor hielt über den Sommer an und übertrug sich  immer stärker auf unterschiedliche Dienstleistungsbereiche. Zu Beginn  des Herbsts lag die Stimmung in allen Sektoren der heimischen Wirtschaft  im pessimistischen Bereich, zum Teil erheblich unter dem langjährigen  Durchschnitt. Zudem war in allen Wirtschaftssektoren in Österreich die  Stimmung schlechter als im Euroraum insgesamt. In der heimischen  Industrie kletterte der Abstand sogar auf Rekordniveau seit dem  EU-Beitritt Österreichs 1995“, meint Bruckbauer.
Trotz des  aktuell schlechten Stimmungsbildes sind die Ökonomen der UniCredit Bank  Austria optimistisch, dass sich für 2025 eine Verbesserung der  Konjunktur einstellen wird. Zum einen ist von einer Stärkung des Konsums  auszugehen, da sich die Kaufkraft durch erneute Reallohnzuwächse 2025  weiter erhöhen sollte. Zum anderen ist infolge der Lockerung der  Geldpolitik nicht nur mit einer Stabilisierung am Bau zu rechnen,  sondern auch mit vermehrten Investitionen der heimischen Industrie, die  zudem von der Verbesserung des globalen Umfelds profitieren sollte. „Die  Verschlechterung der preislichen Wettbewerbsfähigkeit durch die  vergleichsweise hohen Kostenanstiege sowie die starke Ausrichtung auf  den deutschen Markt könnte 2025 die positive Wirkung der günstigeren  globalen Rahmenbedingungen auf die heimische Wirtschaft schmälern.  Trotzdem gehen wir  von einem moderaten Wirtschaftswachstum in  Österreich 2025 aus“, meint UniCredit Bank Austria Ökonom Walter  Pudschedl.
Arbeitslosenquote steigt langsam weiter
Angesichts  der anhaltenden Schwäche der österreichischen Wirtschaft setzte sich die  leichte Verschlechterung der Lage am Arbeitsmarkt auch über den Sommer  fort. Im August betrug die Arbeitslosenquote 7,1 Prozent nach nur 6,7  Prozent zu Jahresbeginn.
„In den kommenden Monaten dürfte sich  der Aufwärtstrend der Arbeitslosenquote noch fortsetzen, angetrieben von  den anhaltenden Problemen am Bau und in der Industrie. Allerdings  dürften sich auch die Bedingungen im Dienstleistungssektor noch etwas  verschlechtern. Wir erwarten eine Arbeitslosenquote von 7,0 Prozent im  Jahresdurchschnitt 2024. Für 2025 gehen wir weiterhin von einem Rückgang  der Arbeitslosenquote auf 6,9 Prozent aus. Neben der besseren  Konjunktur wird die Verbesserung vor allem auch dem nur langsam  steigenden Arbeitskräfteangebot geschuldet sein“, so Pudschedl. 
Inflationsrückgang stützt weitere Zinssenkungen der EZB
Bedingt  durch sinkende Energiepreise auch als Folge der schwachen Konjunktur  hat sich die Inflation über den Sommer in Österreich deutlich  abgeschwächt. Mit 2,4 Prozent im Jahresvergleich erreichte die Inflation  im August den niedrigsten Wert seit 40 Monaten. In den kommenden  Monaten dürfte die Teuerung nicht mehr weiter sinken und gegen  Jahresende energiepreisbedingt sogar wieder in Richtung 3 Prozent  ansteigen. Im kommenden Jahr sollte sich der rückläufige Inflationstrend  jedoch wieder fortsetzen, wenn auch mit deutlich geringerem Tempo als  bisher, bedingt durch hartnäckige Zweitrundeneffekte im  Dienstleistungssektor. „Wir erwarten nach einer durchschnittlichen  Teuerung von rund drei Prozent im Jahr 2024 für das kommende Jahr einen  Rückgang auf 2,3 Prozent mit Jahresendwerten unter dem Inflationsziel  der EZB“, so Pudschedl.
Angesichts des recht günstigen  Inflationsverlaufs im ganzen Euroraum hat die Europäische Zentralbank  nach Juni im September erwartungsgemäß eine zweite Zinssenkung des  Einlagenzinssatzes um 25 Basispunkte auf nunmehr 3,50 Prozent  beschlossen.
„Wir erwarten weiterhin eine allmähliche Senkung des  Leitzinssatzes bis Ende 2025 um jeweils 25 Basispunkte pro Quartal. Der  nächste Schritt beim Einlagensatz sollte demnach im Dezember auf 3,25  Prozent erfolgen. Im Spannungsfeld von Inflationsrisiken insbesondere im  Dienstleistungssektor auf der einen Seite und der Sorge über eine  ungünstige Konjunktur- und Arbeitsmarktentwicklung auf der anderen Seite  erwarten wir einen stetigen, aber bedächtigen Lockerungszyklus der EZB.  Angesichts unserer mittelfristig günstigen Inflationsprognose gehen wir  davon aus, dass der Einlagenzins bis Ende 2025 auf 2,25 Prozent sinken  wird“, so Bruckbauer abschließend. 

