„Falsche Anatomie“ und „Pech“ lauteten die Erklärungen, die Shala Miller für ihre wiederkehrenden Eierstocktorsionen erhielt. Anfang dieses Jahres musste sich die Künstlerin wegen ihrer dritten Ovarialtorsion einer Notoperation unterziehen – verzweifelt darauf bedacht, zu verstehen, warum sich ihre inneren Organe bis zum Tod (ihr rechter Eierstock im Jahr 2003) oder bis zum Beinahe-Tod (ihr linker im Jahr 2025) verdrehen.
Miller betrachtet ihre Narben als Leitsterne, verbunden mit einer doppelten Hoffnung: erstens, um das innere Unbehagen zu lindern, und zweitens, um sich aus der Isolation zu befreien, in die das US-amerikanische Gesundheitssystem Schwarze weiblich gelesene Körper zwingt.
Shala Miller (* 1993), als Sängerin unter dem Namen Freddie June bekannt, wurde in Cleveland, Ohio, als Tochter der beiden Südstaatler*innen Al und Ruby Miller geboren und wuchs dort auf. Im Alter von etwa zehn oder elf Jahren entdeckte sie die Stille, in die man gewissermaßen hineingedrängt wird, und wurde dann dazu verleitet, zu glauben, dass dies der Ort sei, an dem sie bleiben sollte. Seitdem versucht Shala Miller, einen Ausweg zu finden und sich selbst und ihre Geschichte zu verstehen, wobei sie sich der Fotografie, des Videos, des Schreibens und des Singens als Hilfsmittel bedient. Für die Ausstellung Scar Light im ZOLLAMTMMK schafft Shala Miller eine neue, raumgreifende Arbeit. Scar Light ist weltweit ihre erste institutionelle Einzelausstellung.
ZOLLAMTMMK
Domstraße 10
60311 Frankfurt am Main
Bild: Shala Miller, Scar Light, 2025, film still, © Shala Miller