Autofahrer, die mit ihrer Kfz-Versicherung unzufrieden sind und zu einem günstigeren Anbieter wechseln möchten, haben dafür noch bis Ende November Zeit. Dann endet bei den meisten Verträgen die ordentliche Kündigungsfrist.
Laut einer aktuellen Umfrage des ADAC soll in diesem Jahr mehr als die Hälfte der Autofahrer in Deutschland einen Wechsel ihrer Kfz-Versicherung erwägen. Dabei dürfte eine nicht unwesentliche Rolle spielen, dass die Versicherten belastbaren Prognosen zufolge 2025 voraussichtlich spürbar mehr Geld für ihre Kfz-Versicherung ausgeben müssen als bisher.
Denn die deutschen Versicherer kämpfen seit zwei Jahren mit roten Zahlen, obwohl sie ihre Prämien zum Teil schon deutlich angehoben haben. Daran werde sich auch so schnell nichts ändern, zitiert das Handelsblatt den Vorstandschef des Rückversicherers Hannover Rück, Michael Pickel. Er begründet seine Einschätzung damit, dass die Schadenhäufigkeit nicht geringer werde, während gleichzeitig die Ersatzteil- und Werkstattkosten deutlich stärker zulegen als die Inflation. Die Versicherer müssten für jeden eingenommenen Euro 1,06 Euro für Schäden und Verwaltung ausgeben, verdeutlicht der Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbandes der Versicherer (GDV), Jörg Asmussen, das Problem. Deshalb soll die KFZ-Versicherungssparte auch in diesem Jahr branchenweit wieder im Minus abschneiden. Die Rede ist von rund 2,3 Milliarden Euro Verlust in 2024. Frühestens für 2026 erwarten Marktkenner eine Rückkehr in die Gewinnzone.
Für die Verbraucher, in diesem Fall die Autofahrer, bedeutet dies, absehbar weiter steigende Preise. Für das kommende Jahr rechnen Experten mit Erhöhungen, die auf jeden Fall im zweistelligen Bereich liegen sollen. Das bringt viele Kraftfahrzeug-Besitzer dazu, darüber nachzudenken, ob sich bei der Kfz-Versicherung nicht irgendwie Geld einsparen lässt. So gaben in der ADAC-Befragung denn auch 87 Prozent der Teilnehmer Sparmöglichkeiten als Hauptgrund für ihre Wechselbereitschaft an. Allerdings machen 83 Prozent der Befragten diesen Schritt von einer deutlichen Prämienreduktion abhängig.
Vergleichsportale bestärken die möglichen Versicherungswechsler in ihren Überlegungen, indem sie erhebliche Sparpotenziale errechnen. Da ist von möglichen Einsparungen bis zu 850 Euro pro Jahr die Rede. Und auch die Versicherer selbst motivieren die Verbraucher, zu wechseln – vorzugsweise zur eigenen Marke.
Doch der Bund der Versicherten (BdV) mahnt in dem Zusammenhang, einen laufenden Vertrag nicht voreilig zu kündigen. In der Kfz-Versicherung sei Geiz nicht immer geil, sagte BdV-Vorständin Bianca Boss dem Magazin Cash. „Der günstigere Tarif ist oft nicht die bessere Alternative. Was man an der Prämie spart, zahlt man im Schadenfall doppelt und dreifach drauf, wenn die Leistungen des Billigtarifs nicht ausreichend sind“, so Boss. Sie empfiehlt stattdessen, dass bei der Suche nach einer Kfz-Versicherung immer die Leistungsstärke im Vordergrund stehen sollte und nicht der Preis.
Es sei auch nicht immer nötig, den Tarif zu wechseln, um an der Prämie zu sparen, erklärt die Versichertenschützerin. Gegebenenfalls lohne sich schon der Wechsel von der meist teureren Voll- in die Teilkaskoversicherung. Doch hier rät die BdV-Chefin gleichfalls zur Vorsicht, weil bei einer guten Schadenfreiheitsklasse die Vollkaskoversicherung günstiger sein könne als der Teilkaskoschutz.
Darüber hinaus empfiehlt Boss sparwilligen Kfz-Versicherten, zu prüfen, ob sich eventuell andere Parameter der Police veränderten, welche die Prämie beeinflussen: So etwa, ob sich der Kreis der Fahrer verkleinerte, ob die Jahreskilometerlaufleistung geringer wurde oder ob das Auto nachts mittlerweile in einer Garage steht statt auf der Straße, zählt Boss im Gespräch mit Cash auf. Das alles habe Einfluss auf die Prämie und könne diese verringern, betont sie.
Das Online-Portal steuertipps.de legt Versicherten derweil nahe, vor einem möglichen Wechsel noch einmal mit dem bisherigen Versicherer Kontakt aufzunehmen und mit ihm über bessere Konditionen zu verhandeln. Denn häufig böten Versicherungen eine Neuberechnung an, wenn der Kunde nachfrage oder mit Kündigung drohe, berichten die Experten. Dabei soll es demnach hilfreich sein, günstigere Angebote der Konkurrenz nennen zu können.
Bis zum 30.11. haben Verbraucher noch die Möglichkeit, ihren bestehenden KFZ-Versicherungsvertrag zu kündigen und in einen neuen zu wechseln – sofern das Versicherungsjahr mit dem Kalenderjahr übereinstimmt. Bei einer einmonatigen Kündigungsfrist zum Jahresende ergibt sich so das letzte Novemberdatum. Versicherungskunden, die sich bei der Suche nach einem günstigeren Kfz-Versicherer der Vergleichsportale bedienen, rät steuertipps.de zu bedenken, dass die meisten kostenfreien Internet-Portale eine Provision erhalten, wenn eine Versicherung über ihre Seite abgeschlossen wird. Zudem berücksichtigten nicht alle Portale bei der Suche sämtliche Versicherer und alle Vertragsvarianten, heißt es weiter. Insbesondere günstige Direktversicherer kommen in einigen anbieterfinanzierten Portalen nicht vor, wie die Verbraucherberater feststellen. Auch sie empfehlen wechselwilligen Kfz-Versicherungskunden grundsätzlich, sich beim Vergleich der Kfz-Versicherer nicht allein am Preis zu orientieren, sondern ebenfalls die vereinbarten Versicherungsleistungen genau zu vergleichen.
Quelle: GOSLAR INSTITUT