Der zögerliche Verbesserungstrend der Industriekonjunktur seit dem vorigen Herbst erlitt Ende des ersten Quartals 2024 einen Rückschlag. „Der UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex sank im März um 0,8 auf 42,2 Punkte Beschleunigte Einbußen im Neugeschäft, ein schnellerer Jobabbau, eine raschere Reduktion der Lager und stärkere Preisnachlässe zeichneten dafür verantwortlich. Ausschließlich die langsamere Verringerung der Produktionsleistung dämpfte den Rückgang des Indikators, der nun bereits den zwanzigsten Monat in Folge die Marke von 50 Punkten, ab der Wachstum signalisiert wird, unterschreitet“, meint UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer.
Die Unterbrechung der Entspannung der Industriekonjunktur im März beschränkt sich nicht auf Österreich. „Der vorläufige Einkaufsmanagerindex für die Verarbeitende Industrie im Euroraum rutschte im März auf 45,7 Punkte ab, belastet von Rückgängen in den großen Industrieländern Frankreich und Deutschland. Trotz dieses Rückschlags sind die europäischen Industriebetriebe optimistisch und erwarten für die kommenden Monate einen Anstieg der Produktion“, so Bruckbauer.
Die Geschäftserwartungen haben sich im März europaweit verbessert. Der Erwartungsindex nahm in der Eurozone auf 56,7 Punkte zu, begünstigt durch den Anstieg in Deutschland auf 51,9 Punkte. Die österreichischen Industriebetriebe sind nun optimistischer als ihre deutschen Geschäftspartner. Der Erwartungsindex stieg im März auf 56,4 Punkte und lag damit sogar über dem langjährigen Durchschnitt. „Die Hoffnung auf einen wirtschaftlichen Aufschwung und Zinssenkungen in der zweiten Jahreshälfte 2024 sowie die Erwartung einer erfolgreichen Expansion in neue, dynamischere Absatzmärkte schürten den Optimismus der heimischen Betriebe, trotz der derzeit anhaltenden Konjunkturflaute“, meint Bruckbauer.
Weniger Aufträge, vor allem aus dem Ausland
Die Verschlechterung der Auftragslage, die vor fast zwei Jahren begonnen hatte, setzte sich Ende des ersten Quartals 2024 weiter fort. Der positive Trend der vergangenen Monate, der im Vormonat zum schwächsten Auftragsrückgang seit einem Jahr geführt hatte, kehrte sich im März um. Der Index für das Neugeschäft sank auf 40,5 Punkte, belastet vor allem von einem besonders starken Rückgang im Segment der Vorleistungsgüter. Insbesondere die Nachfrage aus dem Ausland verringerte sich im März deutlich. Viele Betriebe nannten einen Rückgang der Auftragseingänge aus Deutschland als vorrangige Ursache.
„Volle Lager und eine geringe Investitionsbereitschaft beschleunigten den Rückgang der Auftragseingänge aus dem In- und vor allem dem Ausland und lösten im März eine deutliche Verringerung der Produktion in den österreichischen Industriebetrieben aus. Allerdings wurde die Produktionsleistung weniger stark zurückgenommen als im Vormonat. Der Produktionsindex stieg auf 45,3 Punkte, den höchsten Stand seit fast einem Jahr“, meint UniCredit Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl.
Noch mehr Jobs gehen in der Industrie verloren
Trotz der Verlangsamung des Produktionsrückgangs hat sich im März der Jobabbau in der österreichischen Industrie erneut etwas beschleunigt. Der Beschäftigtenindex sank auf 42,3 Punkte. Das weist auf das höchste Tempo beim Abbau des Personalstands seit Beginn des Jobabbaus vor fast einem Jahr hin. „Bedingt durch die herrschende Auftragsflaute reduzierte im März die Mehrheit der heimischen Industrieunternehmen ihren Personalbestand. Neben der fehlenden Auslastung der Produktionskapazitäten wurde der Personalabbau auch durch verstärkte Bemühungen zur Senkung der Kosten nach den hohen Lohnanstiegen verursacht“, meint Pudschedl und ergänzt: „Der Aufwärtstrend der Arbeitslosenquote in der heimischen Sachgütererzeugung wird sich in den kommenden Monaten fortsetzen. Nach durchschnittlich 3,2 Prozent im Jahresdurchschnitt 2023 wird die Arbeitslosenquote in der Industrie 2024 voraussichtlich bei rund 3,6 Prozent zu liegen kommen. Damit wird die Arbeitslosenquote in der Industrie trotz eines überdurchschnittlich starken Anstiegs weiter deutlich niedriger bleiben als in der Gesamtwirtschaft mit 6,7 Prozent.“
Niedrigere Lagerbestände, geringere Kosten
Um sich im derzeit schwachen Nachfrageumfeld besser aufzustellen, haben die heimischen Betriebe neben der Reduktion der Personalkosten auch der Verringerung der Lagerkosten erhöhte Aufmerksamkeit gewidmet. Den sechsten Monat in Folge nahmen die Bestände in den Fertigwarenlagern mit moderatem, aber leicht steigendem Tempo ab. Deutlich stärker wurden die Einkaufslager reduziert, was auf eine vorsichtige, von großen Unsicherheiten bestimmte Geschäftsplanung der österreichischen Industrie hinweist.
„Die Bestände an Vormaterialien und Rohstoffen wurden angesichts der verringerten Produktionserfordernisse so stark verringert, wie zuletzt im Herbst 2009. Dahinter standen nicht nur die rückläufige Nachfrage, sondern auch verstärkte Bemühungen zur Erhöhung der Liquidität. Begünstigt wurde diese Strategie durch die verbesserte Materialverfügbarkeit, denn Lieferverzögerungen, unter anderem aufgrund von Problemen auf der Schifffahrtsroute durch das Rote Meer, waren kaum gegeben“, so Pudschedl. Die Lieferzeiten verkürzten sich im März so stark wie zuletzt vor über einem halben Jahr.
Sinkende Kosten dämpfen Erzeugerpreise
Aufgrund des geringeren Bedarfs an Rohstoffen und Vorprodukten reduzierten die heimischen Betriebe im März erneut ihre Einkaufsmengen, was zu einer Beschleunigung des Rückgangs der Einkaufspreise beitrug. Neben Holz, Papier und Verpackungen wurden auch viele Metalle günstiger. Zudem drückten rückläufige Energiepreise die Kosten. „Wegen des scharfen Wettbewerbs und den Forderungen der Kunden nach Weitergabe der gesunkenen Kosten übertrug sich der anhaltende Preisrückgang im Einkauf stärker auf die Verkaufspreise als in den vergangenen drei Monaten. Die Verkaufspreise sanken dennoch langsamer als die Einkaufspreise, so dass sich im Durchschnitt die Ertragslage der heimischen Betriebe erneut etwas verbessert haben sollte“, meint Pudschedl.