
Cybersicherheit  – das ist einer jener Begriffe, die mit der zunehmenden Digitalisierung  unseres Lebens einhergehen. Und es ist eines der Schlüsselwörter, die  immer öfter in den Medien zu hören und zu lesen sind. 
Denn nicht  nur Staaten und Unternehmen werden vermehrt und intensiver mit – ein  weiteres wiederholt verwendetes Keyword – Cybercrime konfrontiert, also  unrechtmäßigen, kriminellen Übergriffen auf Daten, Geräte oder  Netzwerke. Auch Privatpersonen können durch Cyberkriminelle geschädigt  werden. Tendenz steigend! Und wo ein Risiko ist, gibt es meist auch eine  Versicherung dagegen: Mit der zunehmenden Gefahr von Cybercrime ist  auch das Angebot an Cyberversicherungen gewachsen. Doch für wen ist eine  solche Police überhaupt sinnvoll?
Das Risiko von Cybercrime ist  inzwischen allgegenwärtig. Das Thema Cyberkriminalität hat sich in den  vergangenen Jahren zu einer ernsten Bedrohung für Politik, Wirtschaft  und Gesellschaft entwickelt, wie Experten mahnen. Wie berechtigt diese  Warnung ist, verdeutlichen Zahlen: Mit 11 Prozent war 2022 mehr als  jedes zehnte Unternehmen in Deutschland von einem IT-Sicherheitsvorfall  betroffen. Dabei handelte es sich um erfolgreiche Cyberangriffe oder  andere sicherheitsrelevante Vorfälle wie Sabotageakte oder  Hardware-Diebstahl. Das ergab eine repräsentative Umfrage im Auftrag des  TÜV-Verbands unter 501 Unternehmen ab 10 Mitarbeitenden. In absoluten  Zahlen entspreche das in dieser Unternehmensgrößenklasse rund 50.000  Vorfällen, erläutert der TÜV-Verband.
„Sowohl die weltpolitischen  Spannungen als auch technologische Trends wie die Verbreitung  Künstlicher Intelligenz sind eine Gefahr für die Cybersicherheit der  Unternehmen in Deutschland“, kommentiert Verbands-Präsident Dr. Johannes  Bussmann die Ergebnisse der „TÜV Cybersecurity Studie“. Ebenso  besorgniserregend ist demnach der Trend, dass neben kriminellen Hackern  auch staatliche Akteure ihre Aktivitäten verstärken, um an sensible  Daten zu gelangen, Geld zu erpressen oder Unternehmen zu sabotieren.  Dieses Risiko soll sich nach Einschätzung von Fachleuten seit dem Krieg  in der Ukraine massiv erhöht haben.
Angst vor Reputationsschäden
Pikant  in dem Zusammenhang: Die Mehrheit der deutschen Unternehmen verschweigt  IT-Sicherheitsvorfälle aus Angst vor Reputationsschäden. Laut der  TÜV-Erhebung hielten 82 Prozent der Betriebe hierzulande, die 2022 einen  IT-Sicherheitsvorfall zu verzeichnen hatten, diesen geheim. Nur 15  Prozent der Unternehmen informierten die Öffentlichkeit über den  Vorfall, 4 Prozent davon, weil sie gesetzlich dazu verpflichtet sind,  berichtet der TÜV. Dies ist zum Beispiel der Fall, wenn personenbezogene  Daten abfließen. Dagegen gaben fast drei Viertel (74 Prozent) der  befragten Unternehmen an, einen Cybersicherheitsvorfall möglichst nicht  öffentlich zu machen, weil sie einen Reputationsschaden befürchten. Und  das, obwohl 83 Prozent der Meinung sind, dass mehr Unternehmen  Cybersicherheitsvorfälle bekannt geben sollten, um das Risikobewusstsein  in dieser Hinsicht zu schärfen.
Aber nicht nur Firmen und  staatliche Einrichtungen fallen immer häufiger Cyberkriminellen zum  Opfer. Laut einer repräsentativen Erhebung des Digitalverbandes Bitkom  sollen 2022 drei von vier Internetnutzerinnen und Internetnutzern (75  Prozent) von Cyberkriminalität betroffen gewesen sein – Tendenz  steigend. Die persönliche Cybersicherheit kann schon beim alltäglichen  Online-Shopping bedroht sein, indem Kriminelle personenbezogene Daten  hacken. Dies zieht dann gegebenenfalls finanzielle Einbußen nach sich.
Damit  nicht genug, seit sich Homeoffice und mobiles Arbeiten als Bestandteil  der modernen Arbeitswelt etabliert haben, führt dies in immer mehr  Firmen zu immer mehr Problemen mit der Cybersicherheit: Gut jedes vierte  Unternehmen in Deutschland stimmt in einer TÜV-Umfrage der Aussage zu,  dass mobiles Arbeiten erhebliche IT-Sicherheitsprobleme verursache.
Cyberversicherung bezahlt spezialisierten Anwalt
Vor  dem Hintergrund verwundert es nicht, dass die Versicherungswirtschaft  auf mehr Prävention drängt sowie gleichzeitig zunehmend umfassenderen  Schutz durch Cyberversicherungen anbietet. Und angesichts der durch  Cybercrime verursachten enormen Schäden – der Digitalverband Bitkom  schätzt diese auf rund 150 Milliarden Euro – schätzen viele  Verantwortliche das beruhigende Gefühl, vor den finanziellen Folgen  eines Cyberangriffs geschützt zu sein und im Falle eines Falles durch  spezialisierte Anwälte vertreten zu werden. Dennoch erscheint die  grundlegende Frage angebracht: Für wen ist eine solche Police  tatsächlich sinnvoll?
Nach Ansicht der Marktexperten von  „Finanztip“ eignet sich eine Cyberversicherung grundsätzlich sowohl für  Privatpersonen als auch für Unternehmen. Denn beide Zielgruppen können  sich damit gegen verschiedene Schäden durch die Internetnutzung  absichern. Neben einer solchen Versicherung, die viele Kosten durch  einen Cyberangriff oder Fehlverhalten der Mitarbeiter übernehme, seien  etliche Schäden der Internetnutzung aber auch über andere Versicherungen  abgesichert, schränken die Finanzberater ein. Wie etwa durch eine  Privathaftpflicht.
Für Unternehmen und Selbstständige ist eine  Cyberversicherung demnach sinnvoller, da die Hacker-Angriffe immer  häufiger werden. Privatpersonen benötigen dagegen eher keine  Cyberversicherung, meinen die Experten. Wenn jedoch wegen einer  Internetnutzung ein Rechtsstreit entstehen sollte, ist es ratsam, über  eine private Rechtsschutzversicherung zu verfügen. Denn die übernimmt  auch die Kosten für einen Cybercrime-Rechtsstreit.
Die  entsprechenden Versicherungsleistungen im Zusammenhang mit der  Internetnutzung würden bei mehreren Anbietern immer umfangreicher,  konstatiert Finanztip. Zu den verschiedenen Services, die Versicherer im  Rahmen von Cyberversicherungen offerieren, gehören demnach unter  anderem:
– Entschädigungszahlungen bei Betriebsunterbrechungen infolge einer Cyberattacke
– die Übernahme von Vermögensschäden Dritter
– die Kostenübernahme für IT-Experten und -Forensiker
– personelle und finanzielle Unterstützung bei der Datenwiederherstellung sowie
– die Übernahme gerichtlicher und außergerichtlicher Kosten.
Wichtige Prävention
Doch  die Cyber-Versicherer treten nicht erst auf den Plan, wenn „das Kind  bereits in den Brunnen gefallen ist“. Die Unternehmen überprüfen in der  Regel die digitale Sicherheit ihrer Kunden, weisen auf Sicherheitslücken  hin und fordern – falls notwendig – Verbesserungen ein. Damit sinke die  Wahrscheinlichkeit eines erfolgreichen Angriffs und die damit  verbundenen Schäden blieben beherrschbar, begründet der Gesamtverband  der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) die Maßnahmen. So verbessere  man die Cyber-Sicherheit der Wirtschaft am Standort Deutschland und  stärke die hier tätigen kleinen und mittelständischen Unternehmer,  betont der GDV.
„Die Versicherungswirtschaft kann mit  Cyberversicherungen das Risiko eines Hackerangriffs absichern – ein  solcher Schutz setzt aber ein gewisses Maß an Cybersicherheit voraus“,  erklärt GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen. In dieser Hinsicht habe  jedoch gerade die mittelständische Wirtschaft die Potenziale bei weitem  noch nicht ausgeschöpft, bedauert er.
Bild: GOSLAR INSTITUT

