Die politische Agenda des neuen japanischen Premierministers Shigeru Ishiba könnte unterschiedliche Auswirkungen auf die japanischen Aktienmärkte sowie auf den „Carry Trade“ des Yen haben.
Der Schwerpunkt Ishibas auf Strukturreformen - insbesondere die Wiederbelebung des ländlichen Raums – passt nicht zu dem wachstumsfördernden „Abenomics“-Ansatz, der die japanischen Aktienkurse in den vergangenen Jahren gestützt hat.
Ishibas Kritik an der lockeren Geldpolitik
Ishiba hat in der Vergangenheit die aggressive Lockerung der Geldpolitik der Bank of Japan lautstark kritisiert. Infolgedessen dürften die Anleger angesichts dieser Veränderung in der politischen Landschaft Japans vorsichtiger werden. Dies könnte zu potenziell mehr Volatilität, wenn nicht sogar zu einer möglichen kurzfristigen Marktkorrektur führen, insbesondere wenn die Erwartungen an eine aggressive geldpolitische Stimulierung nachlassen sollten. Ishiba selbst hat kürzlich Spekulationen zu diesem Thema heruntergespielt. So betonte er am Wochenende, dass die japanische Geldpolitik voraussichtlich akkommodierend bleiben werde, was in gewisser Weise die Bereitschaft impliziert, die Kreditkosten niedrig zu halten, um das noch schwache Wirtschaftswachstum zu stützen.
Stärkerer Yen könnte Export beeinträchtigen
Andererseits könnte Ishibas möglicher Wechsel zu einer normaleren Geldpolitik die Möglichkeit von Zinserhöhungen bedeuten, was unserer Meinung nach den Yen stärken dürfte. Dies würde die Attraktivität des „Yen-Carry-Trade“ dämpfen - eine Strategie, bei der Anleger Yen leihen, um in höher rentierende Anlageklassen zu investieren. Ein stärkerer Yen würde die Rentabilität dieser Strategie schmälern, und die Händler könnten beginnen, ihre Short-Positionen in Yen aufzulösen. Einen Vorgeschmack darauf gab es im vergangenen August. Schließlich beeinträchtig ein stärkerer Yen die Exportaktivitäten, an die Japan strukturell gebunden ist.
Mit dem Amtsantritt des neuen Premierministers Shigeru Ishiba könnte der Aktienmarkt unter Druck geraten und die Volatilität ansteigen, was unter anderem auf die geringeren Wachstumserwartungen zurückzuführen ist. Darüber ist eine Aufwertung des Yen möglich, was sich negativ auf „Carry Trades“ und breitere Finanzstrategien auswirken könnte. Die Entwicklung des japanischen Aktienmarktes in den letzten Tagen unterstützt unsere Überlegungen.