Es wurde zuletzt stark darüber spekuliert, dass der argentinische Peso möglicherweise überbewertet sei und abgewertet werden sollte. Mindestens jedoch sollte die aktuelle Wechselkursbandbreite erweitert werden.
Das Ziel müsse sein, die Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern, der Zentralbank den Wiederaufbau von Devisenreserven zu ermöglichen und die ehrgeizigen Netto-Devisenreserven-Ziele (NIR) zu erreichen, die im Rahmen der erweiterten Kreditfazilität des IWF festgelegt wurden.
Privates US-Dollar-Angebot bleibt gering
Dabei stützt das Lager der „Abwertungsbefürworter“ seine Argumentation auf zwei Hauptpunkte: Erstens bleiben die Netto-Devisenreserven (NIR) stark negativ, gleichzeitig ist das private Dollarangebot außerhalb des saisonalen Getreideexportzyklus begrenzt – ein Zyklus, der volatil und schwer vorherzusagen ist. Selbst mit steigenden Exporten von Kohlenwasserstoffen scheint es schwierig, das NIR-Ziel des IWF ohne eine Anpassung des Wechselkurses zu erreichen. Zweitens erinnert das wachsende Tourismusdefizit, so die Befürworter, an Zeiten, in denen der Peso offensichtlich überbewertet war. Damals reisten Argentinier in Scharen nach Brasilien und Uruguay, waren diese Reiseziele doch „zu günstig, um wahr zu sein“.
Diese Argumente enthalten teilweise jedoch Fehler oder sie sind veraltet. Beginnen wir mit dem Tourismus: Während die Bilanz tatsächlich recht negativ ist (etwa –2 % des BIP), zeigen aktuelle Daten seit Jahresbeginn eine deutliche Verbesserung, da Auslandsreisen in Pesos etwa 30 % günstiger waren. Obwohl das Defizit weiterhin auf dem Höchststand von 2017 liegt, ist das Gesamtbild heute weitaus nachhaltiger, da die Handelsbilanz insgesamt einen Überschuss aufweist, das mit dem Schieferöl-Boom in Vaca Muerta weiter wachsen wird. Das Tourismusdefizit ist also kein Warnsignal, die Befürchtungen, dass die Bewertung des Pesos das externe Gleichgewicht gefährdet, sind damit übertrieben.
Angst vor Rückkehr des Kirchnerismus
Die Schwierigkeiten der Zentralbank, private Dollarzuflüsse zu gewinnen, spiegeln wiederum eher die politische Unsicherheit wider als eine Fehlbewertung des Wechselkurses. Lokale Investoren fürchten weiterhin eine mögliche Rückkehr des Kirchnerismus nach den Wahlen 2027. Solange diese Angst anhält, wird kein Wechselkurs sie davon abhalten, ihre Portfolios zu dollarisieren. Eine Politik à la Kirchner, die geprägt ist von staatlicher Intervention und expansiven Sozialausgaben, wurde seit 2003 in viermal in Wahlen bestätigt. Was die Märkte dabei beunruhigt, ist vor allem die Art ihrer Finanzierung: unkontrolliertes Gelddrucken, eine der extremsten Formen fiskalischer Dominanz, mit vorhersehbaren Konsequenzen wie chronischer Inflation, schwachen Investitionen, Devisenmangel und Kapitalflucht.
Abbau von Peso-Stützungsmaßnahmen durch Notenbank
Wir finden nichts Beunruhigendes daran, dass der Peso seine Gewinne nach den Wahlen wieder abgegeben hat. Einerseits hat die Nachfrage nach Währungsabsicherungen und vorgezogenen Investitionen in Kapitalgüter nachgelassen. Andererseits baut die Zentralbank Unterstützungsmaßnahmen, die sie vor den Zwischenwahlen implementiert hatte, wie etwa Short-Positionen in US-Dollar und die Ausgabe von Dollar-gebundenen Anleihen, wieder ab. Das Fehlen von Interventionen am Kassamarkt deutet darauf hin, dass dieser Prozess geordnet verläuft und den Weg für eine schrittweise Remonetarisierung und einen nachhaltigen Aufbau der Reserven ebnet.
Einige Beobachter führen dafür die experimentelle Geldpolitik, Mileis Exzentrizitäten, Korruption oder die Allianz zwischen Populismus und Oligarchie an. Doch die Schwäche des Pesos vor den Zwischenwahlen wurde hauptsächlich durch das, was die Einheimischen als „Kuka-Risiko“ bezeichnen, getrieben – die wahrgenommene Gefahr einer Rückkehr des Kirchnerismus. Mit den Wahlen am 26. Oktober ist dieses Risiko für mindestens zwei Jahre gesunken. Mit seinem erneuerten Mandat ist Präsident Milei nun besser positioniert, um seine Reformagenda voranzutreiben – eine Agenda, die, wenn sie erfolgreich ist, die Diskussion über eine bevorstehende Abwertung zu einem Relikt der Vergangenheit machen könnte.