Die Wirtschaftspolitik der Trump-Regierung basiert bislang auf drei zentralen Reformen: Handelskrieg, Big Beautiful Bill und Deregulierung. Es wäre jedoch zu kurz gegriffen, sie auf diese drei Punkte zu reduzieren und die Auswirkungen der Migrationspolitik auf die Wirtschaft außer Acht zu lassen.
Mit seinem Ziel, täglich 3.000 illegale Migranten auszuweisen - also fast eine Million pro Jahr - steuert Donald Trump auf einen demografischen Schock mit vielfältigen wirtschaftlichen Auswirkungen zu.
Einwanderer als wirtschaftliche Stütze
In den Vereinigten Staaten ist die Geschichte mehr als anderswo eng mit aufeinanderfolgenden Migrationswellen verbunden. Laut der OECD[1] sind im Ausland geborene Einwohner einer der Motoren der amerikanischen Wirtschaft: Sie sind sie weniger von Arbeitslosigkeit betroffen als Einheimische und weisen eine höhere Beschäftigungsquote und Erwerbsbeteiligung auf. Entgegen der landläufigen Meinung ist ihr Nettosteuerbeitrag – das Verhältnis von Steuern und Beiträgen zu den erhaltenen Leistungen und Dienstleistungen – positiv und macht fast 1 % des BIP aus. Diese Bevölkerungsgruppe stellt etwas weniger als 20 % der Erwerbsbevölkerung dar, was in etwa dem Durchschnitt der OECD-Länder entspricht.
Das American Enterprise Institute (AEI)[2], ein neokonservativer und wirtschaftsliberaler Thinktank aus den USA, schätzt, dass die Migrationspolitik der Trump-Regierung im Jahr 2025 zum ersten Mal seit Jahrzehnten zu einem negativen Wanderungssaldo führen wird. Dies würde einen Schock für das Wirtschaftswachstum im Jahr 2025 bedeuten, der je nach Szenario zwischen -0,3 % und -0,4 % des US-BIP beträgt. Etwa zwei Drittel dieser Auswirkungen sind auf den Produktionsrückgang zurückzuführen, das restliche Drittel auf den Rückgang des Konsums und die Zunahme der Vorsparungen unter den Migranten, die in den USA bleiben.
Inflation und Arbeitsmarkt unter Druck
Auch die Auswirkungen auf die Inflationsrate sind nicht unerheblich: Sie werden auf einen zusätzlichen Preisanstieg von 0,5 % geschätzt.
Schließlich sind auch die Auswirkungen auf die Beschäftigung erheblich: Das AEI erwartet für die zweite Hälfte des Jahres 2025 einen Rückgang der neu geschaffenen Arbeitsplätze, der je nach Szenario auf 10.000 bis 60.000 geschätzt wird - gegenüber 124.000 im ersten Halbjahr. Zwar könnte dadurch die Arbeitslosenquote zwar niedrig gehalten werden, jedoch besteht die Gefahr von Lohnspannungen in den Branchen, in denen undokumentierte Arbeitskräfte am stärksten vertreten sind, allen voran im Baugewerbe, in der Landwirtschaft sowie im Hotel- und Gaststättengewerbe.
Während die Folgen der Tarifmaßnahmen, des Haushaltsprogramms und der Deregulierungsmaßnahmen offenbar bereits von den Finanzmärkten offenbar bereits berücksichtigt wurden, könnten die Spuren, die die Abschiebungswelle in den Vereinigten Staaten hinterlassen hat, in den kommenden Monaten von den Anlegern genau unter die Lupe genommen werden.