Friedrich Merz macht Ernst. Die Einigung über das Aufweichen der Schuldenbremse ist zwar noch nicht beschlossen, aber die Chancen stehen nach der Annährung mit den Grünen höher denn je. Bereits die Ankündigung des geplanten Sondervermögens von 500 Milliarden Euro für Infrastruktur-Investitionen hat am deutschen Aktienmarkt große Wellen geschlagen.
Sollte das Vorhaben der voraussichtlich zukünftigen Bundesregierung umgesetzt werden, dürfte das nicht nur der deutschen Wirtschaft Rückenwind verleihen, sondern auch den gebeutelten Small-Cap-Aktien einen Schub geben. Und das ist auch dringend erforderlich, hatten die Nebenwerte in den letzten Jahren im Vergleich zu den großen DAX-Konzernen doch klar das Nachsehen.
Infrastrukturpaket: Große Chancen für kleine Werte
Deutschland hat in den letzten Jahren wirtschaftlich herausfordernde Zeiten durchlebt. Die Coronapandemie, Lieferkettenprobleme, der nicht enden wollende Ukraine-Krieg und kräftig gestiegene Energiekosten sind nur einige Entwicklungen, die die Wirtschaft belastet und das Wachstum gebremst haben. Zwar haben auch die großen Konzerne in Deutschland unter den multiplen Krisen gelitten, in der Regel jedoch weniger stark als die kleineren Unternehmen. Der Grund: Das Gros der DAX-Konzerne ist global aufgestellt. Verliert die Wirtschaft zwischen Kiel und Konstanz an Fahrt, ist das für die großen Blue Chips somit besser zu verkraften, als für Small-Cap-Unternehmen, deren Umsatzanteil in Deutschland oftmals höher ist.
Im Umkehrschluss bedeutet dies nun aber auch: Sollte die Einführung des Sondervermögens von 500 Milliarden Euro für Infrastrukturprogramme umgesetzt werden, könnte der arg gebeutelte Mittelstand davon besonders stark profitieren.
Small-Cap ist nicht gleich Small-Cap
Investitionen in Infrastruktur sind langfristige Projekte und unterstützen damit die Wirtschaftsentwicklung nachhaltig. Schließlich ist die Laufzeit des Sondervermögens für zwölf Jahre geplant. Es gibt also berechtigte Hoffnung, dass die jüngst begonnene Aufholjagd der heimischen Nebenwerte mit den geplanten Konjunkturimpulsen noch einige Jahre andauern und sich damit die entstandene Renditelücke zu den DAX-Konzernen wieder sukzessive verringert. Auch kann eine entschlossene Fiskalpolitik verloren gegangenes Vertrauen in die politische Handlungsfähigkeit Deutschlands sukzessive wiederherstellen. Das hat den Effekt, dass auch die Unternehmen wieder heimische Investitionen in Betracht ziehen und neben den 500 Mrd. des Staates weiteres privates Kapital für Investitionen mobilisiert wird.
Das größte Kurspotential findet man bei so einem Szenario in den zyklischen Branchen, welche sensitiver auf eine Verbesserung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen reagieren. Gerade so eine volatile und herausfordernde Gemengelage bietet dabei interessante Auswahlmöglichkeiten für Stock Picker. Die Baubranche hat beispielsweise keine einfache Phase hinter sich, denn viele Aktien sind wegen der höheren Zinsen in den letzten drei Jahren gefallen. Die niedrigen Kurse haben zu günstigen Bewertungsmultiples geführt, sodass man hier noch einige Schnäppchen machen kann. Ebenfalls interessant ist die Ausgangslage für Industrieunternehmen aus den Branchen Maschinenbau oder Chemie, wo wirtschaftliche Impulse die Nachfrage ankurbeln und es damit zu einer anhaltenden Trendwende kommen könnte.