Unter solch großen Zahlen kann sich im Grunde kein Anleger wirklich etwas vorstellen: Allein im dritten Quartal 2024 belief sich die weltweite Goldnachfrage auf 1.313 Tonnen. Das meldet der World Gold Council, die internationale Lobbyorganisation der Goldindustrie.
Das entspricht einem Goldwürfel mit mehr als vier Metern Kantenlänge. So groß soll die Goldnachfrage der gesamten Welt nur in diesem einen Quartal gewesen sein. Größer war die Goldnachfrage in einem Quartal noch nie.
Im Vergleich zum Vorjahresquartal ist der Bedarf somit um rund 63 Tonnen Gold gestiegen. Allerdings war die Nachfrage der Schmuckhersteller, der Technologie-Branche und insbesondere der Zentralbanken gegenüber dem 3. Quartal 2023 deutlich rückläufig. Die Goldkäufe der Notenbanken halbierten sich nahezu. Die steigende Goldnachfrage ging laut dem World Gold Council vor allem auf zwei Käufergruppen zurück: ETF- und OTC-Käufer. Dass gerade börsennotierte Goldfonds und das Over-the-Counter-Geschäft ihre Goldnachfrage verdoppelten und so unter dem Strich überhaupt erst für einen Anstieg der Gesamtnachfrage sorgten, gilt als Indiz dafür, dass wirtschaftliche und geopolitische Risiken die Hauptmotive für die gestiegenen Goldkäufe waren.
Zahlen des World Gold Council fußen häufig auf – guten – Schätzungen
Im Over-the-Counter-Geschäft handeln überwiegend vermögende Einzelinvestoren oder Family Offices direkt mit Banken. Oftmals geht es dabei um große 12,5-Kilo-Barren und die Absicherung vor einem fallenden Dollar beziehungsweise um die Reduzierung der Dollar-Abhängigkeit. Diese Geschäfte werden nicht öffentlich. Während die Nachfrage der börsennotierten Gold-ETFs transparent und nachvollziehbar ist, kann das OTC -Geschäft vom World Gold Council nur geschätzt werden, zum Beispiel anhand von Terminmarktdaten. Auch viele weitere Daten – etwa zur Schmucknachfrage – beruhen auf Schätzungen des World Gold Council. Denn: Valide Daten erhält das World Gold Council lediglich von den Minenbetreibern, den Notenbanken und aus nicht näher definierten Handelsdaten.
Die Zahlen des World Gold Council sind demnach also nur in Teilbereichen präzise. Etliche Geschäfte mit Gold im Bestand bleiben im Dunkeln. Kauft beispielsweise ein Goldhändler wie Ophirum Gold im Wert von 100.000 Euro von privaten Verkäufern auf und verkauft es im Anschluss wieder an private Käufer, hat der Händler zwar eine Menge Umsatz gemacht, in der Statistik des World Gold Council tauchen diese Nachfrage und dieses Angebot aber nicht auf. Eine Tendenz, wohin sich die Goldnachfrage und das -angebot entwickeln, können Anleger aus den World-Gold-Council-Statistiken dennoch ablesen.
Robuste Nachfrage
Dass nun, im ersten Quartal 2025, die privaten Goldkäufe in Deutschland und anderswo wieder zulegen, bemerken als erstes die Goldhändler. Bei Ophirum herrscht sowohl in den Verkaufsräumen als auch im Online-Handel jedenfalls der Eindruck, dass die Nachfrage der Privatanleger wieder gestiegen ist. Schon bevor die Statistiken des World Gold Council für das vierte Quartal und damit das Gesamtjahr 2024 veröffentlicht sind, zeigt sich, dass die Nachfrage nach Münzen oder Barren zunimmt. Goldinvestments in jeder Form dürften vor dem Hintergrund tendenziell sinkender Zinsen, wachsender Staatsverschuldung, einer absehbaren Schwäche des US-Dollar, dem zermürbenden Krieg in der Ukraine und der großen Unsicherheit über die Auswirkungen der zweiten Amtszeit Donald Trumps weiterhin attraktiv bleiben – jedenfalls in vielen Teilen der Erde.