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Donnerstag, 30. Januar 2025
   
 

Druck auf Freihandel, freie Märkte und Unabhängigkeit der Zentralbanken steigt

... von Alexis Bienvenu, Fondsmanager bei LFDE



Die Grundsätze wirtschaftlicher und politischer Führung, die in den vergangenen Jahrzehnten am verlässlichsten erschienen, verlieren angesichts der Attacken von Donald Trump und seinen Verbündeten immer schneller an Bedeutung.

Als Verfechter einer „anderen Welt“ wurden diese Globalisierungsgegner anderer Art auf dem diesjährigen Weltwirtschaftsforum in Davos herzlich willkommen geheißen – genau an dem Ort, an dem sich vor zwanzig Jahren andere Globalisierungsgegner aus dem linken Lager Gehör verschaffen wollten, ohne überhaupt eingeladen worden zu sein. Am 23. Januar dieses Jahres wetterte der argentinische Präsidenten Javier Milei gegen die Vorstellung von „sozialer Gerechtigkeit“. Dann sprach sich Donald Trump gegen das Freihandelsprinzip, den freien Markt und die Unabhängigkeit der Zentralbanken aus. Diese zahlreichen Infragestellungen liberaler Prinzipien läuten eine neue Wirtschaftsära ein. Welche Konsequenzen damit verbunden sind, muss sich noch zeigen.

China als letzte Bastion des freien Welthandels?

Das erste geopferte Prinzip ist der Freihandel. Der klassischen Theorie zufolge fördert dieser durch den Wettbewerb zwischen den Ländern das weltweite Wachstum. Doch seit Trump beabsichtigt, diesen internationalen Wettbewerb durch Strafzölle zu verzerren, ist der internationale Freihandel kein unantastbarer Grundsatz mehr. So wird China paradoxerweise zu einer der letzten Bastionen des ungehinderten Welthandels.

Das zweite geopferte Prinzip ist das der freien Märkte. Indem er gegen die Energiepreise wettert, die er vor allem für die eigene Wählerschaft als zu hoch einschätzt, will Trump mit allen Mitteln Druck ausüben, um die Erdölförderung zu steigern. Das betrifft zum einen ausländische Produzenten wie Saudi-Arabien, das er auffordert, den Ölhahn weit aufzudrehen, obwohl das Land Verpflichtungen gegenüber der OPEC hat und im eigenen Interesse bemüht ist, seine Abhängigkeit vom schwarzen Gold zu beenden. Zum anderen richtet es sich an die amerikanischen Produzenten, die mehr nach Öl bohren sollen. Doch die Rentabilitätsschwelle der heimischen Förderstätten, die nach einer Statista-Erhebung auf 62 US-Dollar pro Barrel geschätzt wird , liegt bereits dicht an den aktuellen Preisen, sodass amerikanische Unternehmen zu Investitionen in die Erdölförderung gezwungen wären, die weniger oder überhaupt nicht rentabel sind. Grundsätzlich würde sich ein selbstregulierender Markt nicht auf derart gewagte Aussichten einlassen, und die Erdölwirtschaft müsste sich eigentlich vor allem an dem Verhältnis von Angebot und Nachfrage und weniger an politischem Druck orientieren, der zugegebenermaßen schon immer ein gewisses Gewicht hatte.

Noch ist US-Zentralbank standhaft

Schließlich wird auch die Unabhängigkeit der Zentralbanken – ein Leitgrundsatz des zwanzigsten Jahrhunderts – infrage gestellt, wenn Trump vor den erstaunten Augen der High Society der Weltwirtschaft das Recht einfordert, Einfluss auf Zinspolitik auszuüben. „Bei sinkenden Ölpreisen werde ich verlangen, dass sofort die Zinsen sinken“, so seine Worte. Die US-Notenbank (Fed) steht erneut unter Druck, wie bereits 2018, als Trump sie als „Feinde des Volkes“ beschimpfte, die die Zinsen erhöhten. Damals widersetzte sich Fed-Präsident Powell. Zweifellos wird er das auch dieses Mal versuchen. Doch wie lange wird die Institution dem Druck standhalten? In den kommenden Jahren könnte Trump Einfluss auf die regelmäßigen Neubesetzungen im Gouverneursrat nehmen. Jerome Powell wird nur noch bis Mai 2026 im Amt sein. Von diesem Zeitpunkt an könnte Trump leichter Druck ausüben.

Konsequenzen könnten auch US-Haushalt massiv belasten

Was sind die möglichen Konsequenzen dieser Politik? Ein niedrigerer Ölpreis, die erzwungene Rückholung von Produktionskapazitäten in die USA und in Relation zur Wirtschaftslage übermäßig niedrige Leitzinsen könnten letztendlich eine Überhitzung der US-Wirtschaft bewirken. Abgesehen von der damit verbundenen Spekulation und ihren bekanntermaßen verheerenden Auswirkungen könnte diese Überhitzung ein Anziehen der langfristigen Zinsen zur Folge haben – aufgrund der Angst vor einer Rückkehr der Inflation, die sie nach sich ziehen würde. Diese steiler werdende Zinskurve wäre eine massive Belastung für den US-Haushalt und würde der finanziellen Stabilität des Landes einen erheblichen Schaden zufügen.

Doch zunächst einmal müssen Trumps Pläne erfolgreich in die Tat umgesetzt werden, was alles andere als selbstverständlich ist. Die Konsequenzen seiner Initiativen sind also möglicherweise weniger heftig, als man heute vermuten mag. Der Wind des Optimismus, den Trump auf den Märkten sät, könnte somit zu einer anderen Ernte führen als zu einem verheerenden Sturm.

 

Veröffentlicht am: 28.01.2025

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