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Sonntag, 5. Januar 2025
   
 

Dolphinvest Capital: Ausblick 2025

Stürmisch und chancenreich



Unabhängig der Anlageklasse dürften Selektion und Ausgewogenheit im Jahr 2025 entscheidend für einen nachhaltigen Anlageerfolg sein, beurteilt Thomas Böckelmann, Leiter Portfoliomanagement bei Dolphinvest Capital, in seinem Jahresausblick die Ausgangssituation.

Laut dem Experten bleibt das weltwirtschaftliche Umfeld für Aktien auch im Jahr 2025 prinzipiell positiv: „Die USA sind und bleiben die Wachstumslokomotive, China ist nachhaltig bemüht, an alte Wachstumsraten anzuknüpfen und Europas Aufwachen ist ohne Alternative.“ Dagegen stünden die oft auf Indexebene erreichten Bewertungshöchststände, die reale Gefahr politischer Fehlentscheidungen und die Sorge um wieder ansteigende Zinsen bei Rekordstaatsschulden.

Kurzfristig könnte das positive Momentum anhalten, auch wenn skeptisch stimme, dass es nahezu keine prominente Stimme im Markt gebe, die eine weitere Rallye US-amerikanischer Aktien in Frage stelle. Deutlich steigende Wertschwankungen im Jahresverlauf seien daher wahrscheinlich. „In unterschiedlichen Szenarien wird es vermutlich zu einer Neubewertung der Gewinner und Verlierer kommen, manche Bewertungsanomalien sollten sich auflösen“, vermutet Böckelmann.

Böckelmann hält daher eine aktive Selektion der Investments für unausweichlich: „Wir favorisieren Märkte mit Aufholpotenzial wie Europa und die Schwellenländer, generell attraktiv bewertete Nebenwerte und auch konjunkturresistentere oder vernachlässigte Branchen wie Rohstoffe und Energie. Zwar sind wir auch in US-Technologiewerten investiert, jedoch nur vereinzelt und im Aggregat deutlich niedriger gewichtet als in Indizes wie dem MSCI World. Bei den Indexklassikern sehen wir die größten Rückschlagrisiken im Falle von Enttäuschungen der sehr hohen Markterwartungen an die Entwicklung der Unternehmensgewinne.“ Die kommende Berichtssaison der Unternehmen könnte hier bereits zu einem ersten Test führen.

Zinsszenarien auch 2025 unsicher

„Gemessen an den sehr optimistischen Zinssenkungserwartungen zu Beginn 2024 sind viele Anleger, die auf lange Laufzeiten setzten, enttäuscht worden. Auch die Szenarien für das Jahr 2025 sind alles andere als sicher“, so der Fondsmanager.

Die globale Staatsverschuldung ist auf einem historischen Höchststand – und die meisten Politikerpläne weltweit deuten auf einen weiteren Anstieg. Daher fragt sich der Experte, ob Anleger eine Ausweitung der Schulden zu vorherrschenden Zinssätzen tragen oder auf einmal mehr fordern würden.

„Auch die Notenbanken stecken in einem Dilemma. Zwar ist die Inflation in den relevanten Regionen signifikant gesunken, dennoch zeigt sich der letzte Prozentpunkt auf dem Weg zum Ziel von 2 % sehr hartnäckig“, sagt Böckelmann. Einige Indikatoren deuteten sogar wieder auf eine steigende Inflation. Er warnt: „Steigende Löhne und Energiepreise sowie strukturelle Faktoren begrenzen das Potenzial einer weiter sinkenden Inflation – Ausnahme wäre eine weltweite Rezession, die aber kein Hauptszenario ist.“ Trumponomics 2.0 und auch in China wie Europa zu erwartende Fiskalpakete wirkten ebenfalls inflationär. „Das zwingt die Notenbanken in den Spagat. Denn auf der anderen Seite steigt der politische Druck, Zinsen zu senken und das noch stabile, sich aber abschwächende Wirtschaftswachstum begünstigt in der Tendenz Zinssenkungen“, so der Fondsmanager.

Es sei daher ratsam, über das Laufzeitspektrum hinweg ausgewogen und qualitätsorientiert zu investieren: „Wir bevorzugen mit mehr als der Hälfte unserer Anleiheninvestments den kurzen Laufzeitbereich bis zu drei Jahren bei hoher Bonität der Emittenten, also Euro- und USD-Staatsanleihen und sogenannte Investment-Grade-Unternehmensanleihen.“

Längere Laufzeiten böten zwar ein Kurssteigerungspotenzial bei sinkenden Zinsen, aber auch entsprechende Risiken bei wieder steigenden Zinsen. Dennoch seien diese im Portfoliokontext interessant, sollten im Falle von Marktverwerfungen auf der Aktienseite wieder sichere Häfen gesucht werden. „Daher haben wir mit unseren Zinsanlagen etwa ein Fünftel in Laufzeiten um zehn Jahre – vorwiegend in Euro. Zwar bietet der US-Dollar ein deutlich höheres Zinsniveau als der Euro, über eine derart lange Laufzeit ist jedoch die Wertentwicklung des US-Dollars gegenüber dem Euro wenig prognostizierbar“, erklärt Böckelmann seine Strategie.

Goldene Zeiten?

Bei den vermögensverwaltenden Multi-Asset-Strategien hält Dolphinvest Capital seit Jahren zwischen 5 % und 15 % physisches Gold. Eine ultimative und langfristige Portfolioabsicherung, die sich laut Böckelmann bewährt habe: „Im Vordergrund unserer Überlegungen stehen die geopolitischen Unsicherheiten und vor allem die überbordende Staatenverschuldung im Finanzsystem. So hat die Entwicklung des Goldpreises langfristig eine hohe Korrelation zur Verschuldung, weniger zu Zinsen oder Inflation.“ Jüngste Kurstreiber seien internationale Notenbanken, die weiterhin Rekordkäufe in Gold tätigen – allen voran China und die Schwellenländer, die ihre Währungsreserven weg von US-Dollar und Euro diversifizieren.

Weitere Gründe sieht der Experte in der wachsenden globalen Schmuckindustrie angesichts einer durchschnittlich immer wohlhabender werdenden Weltbevölkerung und im steigenden industriellen Interesse, da Gold als Metall im Rahmen des Transformationsprozesses weltweiter Energieversorgung benötigt wird. „Auch der vorherrschende Zinssenkungsmodus der meisten Notenbanken senkt für Anleger die Opportunitätskosten des Haltens von Gold – ein Halt oder gar eine Umkehr der Zinspolitik könnte eine zwischenzeitliche Korrektur auslösen. Denn nach vielen Jahren steigender Kurse und zahlloser Rekordstände ist mit vereinzelten normalisierenden Rücksetzern zu rechnen, die für uns aber angesichts der langfristigen Vorteile eines Goldengagements auszuhalten sind“, resümiert Böckelmann.

Ein Sonderfall in den Augen des Fondsmanagers: Goldminenaktien. Die Unternehmen profitieren von der Goldnachfrage und der industriellen Nachfrage nach Nebenprodukten. Gleichzeitig gehört der Sektor zu den trotz jüngst kräftiger Kursanstiege immer noch günstig bewerteten Sektoren. „Goldminenaktien betrachten wir nicht als Gold, sondern als Teil der Anlageklasse Aktien und setzen diese nur sehr selektiv und risikobewusst ein“, erklärt Böckelmann.

Mit Energie und Rohstoffen in die Zukunft?

Böckelmann ist sich sicher – unabhängig von politischen Entscheidungen steht die Welt vor einem langfristigen Aufschwung bei Energie und Rohstoffen, da diese zum Aufbau einer alternativen Energieinfrastruktur benötigt werden. Durch die Umstellung des Energieverbrauchs werde sich der Strombedarf zulasten fossiler Energieträger vermehrfachen. Dazu addiere sich die zusätzliche Nachfrage nach Energie durch den Ausbau künstlicher Intelligenz. „Ohne den Einsatz fossiler Energien über einen längeren Zeitraum wird weder Verfügbarkeit noch Bezahlbarkeit der gebrauchten Mengen möglich sein“, so der Portfoliomanager.

Auch ein Wiedererstarken Chinas sollte die Nachfrage anheben, die prinzipiell auf ein reduziertes Angebot trifft. Aber hier herrscht unverändert Skepsis, ob das jüngste Maßnahmenpaket schon ausreichend ist. Böckelmann dazu: „Die realen Energie- und Rohstoffmärkte scheinen im Hinblick auf das Weltwirtschaftswachstumspotenzial deutlich vorsichtiger als die euphorisierten Aktienmärkte, zumindest kurzfristig.“

Thomas Böckelmann abschließend: „Angesichts gegebener Realitäten sehen wir unverändert einen mehrjährigen positiven Zyklus in diesen Sektoren, wenngleich schwankungsanfällig bei sich ändernden weltwirtschaftlichen wie geopolitischen Szenarien. Die Sektoren sind vergleichsweise günstig bewertet und wir haben unser Engagement in Multi-Asset-Portfolien über Aktien aus den entsprechenden Sektoren sowie Rohstoffindexpositionen über Monate hinweg ausgebaut – durchschnittliche Rezessionsrisiken scheinen eingepreist.“

 

Veröffentlicht am: 03.01.2025

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