Eine weitere sehr kontroverse Wahl in den USA scheint Donald Trump wieder ins Weiße Haus zu bringen – mit einem Sieg über Kamala Harris, wie die Prognosemärkte schon seit einiger Zeit vermutet hatten.
Darüber hinaus haben die Republikaner den Senat mit über 50 Sitzen gewonnen und liegen auch im Rennen um die Kontrolle über das Repräsentantenhaus gut im Rennen – auch wenn dies für die meisten Beobachter derzeit noch sehr knapp ist. Dieses Ergebnis dürfte der US-Wirtschaft weitere Impulse geben, wenngleich der Umfang von der vollständigen Kontrolle der Republikaner über den Kongress abhängen wird.
Die Märkte haben nach einem solch großen Ereignis erwartungsgemäß schnell reagiert. Die Futures-Märkte deuten darauf hin, dass der S&P 500 um über 2 % und der NASDAQ um 1,7 % höher eröffnen werden. Besonders auffällig am US-Markt sind jedoch die Indizes S&P Midcap 400 und Russell 2000: Hier verzeichnen die Futures Gewinne von über 4 % bzw. 5 %. Das ist angesichts der Anzeichen für eine Beibehaltung der bestehenden Steuersenkungen durch die Republikaner und die Absicht für weitere Maßnahmen nicht überraschend. Das bisher vielleicht überraschendste Ergebnis ist die Stärke der Aktienmärkte außerhalb der USA. Die europäischen und japanischen Aktien entwickeln sich gut, und in China dürfte der Abwärtstrend trotz der Drohungen des neuen US-Präsidenten für den Welthandel geringer sein, als viele befürchtet hatten. Der US-Dollar ist insgesamt stark, da die Märkte die möglichen Auswirkungen weiterer Einfuhrzölle berücksichtigen und die Zinssenkungen der Federal Reserve weiter eingepreist wurden. Die Renditen der US-Treasuries sind stark gestiegen, was sowohl auf die anhaltende Entwicklung der Zinserwartungen als auch auf das Inflationspotenzial zurückzuführen ist.
Die Märkte dürften sich nun Gedanken darüber machen, wie die Rhetorik in Politik umgesetzt wird. Jede Äußerung in den kommenden Monaten wird nach Hinweisen durchleuchtet werden. Da beide Parteien weiterhin Haushaltsdefizite ausweisen dürften, ist davon auszugehen, dass die US-Wirtschaft auch in Zukunft von der Wachstumsdynamik der fiskalischen Anreize abhängig sein wird. Wie sich dies auf die Federal Reserve auswirkt, wird sich erst mit der Zeit zeigen, da das FOMC zögern wird zu handeln, bis mehr politische Gewissheit herrscht. Die Märkte werden abwarten müssen, um zu sehen, ob die Federal Reserve bereit und in der Lage ist, gegen eine überhitzte Wirtschaft vorzugehen. Die US-Wirtschaft hat sich gut entwickelt, wie das annualisierte Wachstum von 2,8 % im dritten Quartal und weitere positive Überraschungen bei den Daten zeigen. Angesichts einer möglichen geringeren Zahl von Zinssenkungen, der bereits bestehenden Sorge der Anleihemärkte um den US-Schuldenberg und der steigenden langfristigen Renditen von Treasuries müssen die Anleger jedoch aufpassen, dass „Higher-for-longer“ nicht zu einem Problem für die Wirtschaft wird. Eine weiche Landung scheint weitgehend eingepreist zu sein, doch gibt es in einigen Bereichen der Wirtschaft Risse, die sich vergrößern könnten, sollte es nicht genügend Zinssenkungen geben. Im Moment konzentrieren sich die Märkte jedoch auf die positiven Aspekte, die mit der Gewissheit nach einer Wahl und der Aussicht auf eine wachstumsfördernde Politik einhergehen.