Wie sich doch die Einschätzung der Märkte und der Analysten seit der letzten EZB-Sitzung im September geändert hat. Damals gab es keinerlei Erwartungen, dass die EZB weitere Zinssenkungen im Oktober planen könnte.
Doch der Rückgang der Inflationsrate auf 1,8 Prozent im September, die verbesserte Aussicht auf die womöglich schnellere Erreichung des Inflationsziels, aber auch die weitere deutliche Eintrübung des Geschäftsklimas im Währungsgebiet machen nun eine Senkung des Einlagensatzes um weitere 25 Basispunkte auf 3,25 Prozent wahrscheinlich, auch wenn es innerhalb der EZB-Rates noch Zweifler gibt. Doch letztlich dürften Befürchtungen, dass sich die Konjunktur schwächer als bisher angenommen entwickeln könnte, eine wichtige Rolle für den von uns erwarteten Zinsschritt im Oktober spielen.
An der geldpolitischen Kommunikation dürfte sich dabei wenig ändern. Angesichts der anhaltenden politischen und ökonomischen Unsicherheit halten es viele EZB-Mitglieder für verfrüht, bereits jetzt den Sieg über die Inflation auszurufen. Daher dürfte es bei „Datenabhängigkeit“ und der Entscheidung von „Sitzung zu Sitzung“ bleiben. In den kommenden Monaten rechnen wir mit weiteren Zinssenkungen. Der nächste Schritt dürfte dann im Dezember 2024 erfolgen, wenn auch die Projektionen bis einschließlich 2027 vorliegen, die vor allem im Hinblick auf die Erreichung des Inflationsziel wichtig sein werden.