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Samstag, 21. Dezember 2024
   
 

Swisscanto-Kurzbericht Oktober 2024

Hohe Spreads im High-Yield-Bereich


Unser makroökonomisches Basisszenario bleibt nahezu unverändert. Die Konjunkturdaten und Vorlaufindikatoren sprechen weiter für eine kontrollierte Abkühlung in den USA, eine Stabilisierung des Wachstums auf tieferem Niveau in China sowie eine graduelle Erholung in Europa.

Die wichtigste Neuigkeit im vergangenen Monat war aus unserer Sicht der Zinsentscheid in den USA. Die US-Notenbank Fed hat den Leitzins stärker als erwartet von 5,5% auf 5% gesenkt und damit ein starkes Signal ausgesendet. Der Fed-Vorsitzende Jerome Powell konnte glaubwürdig vermitteln, dass eine markante Zinssenkung und eine starke Wirtschaft kein Widerspruch sein müssen. Die US-Wirtschaft wird voraussichtlich auch für das 3. Quartal ein überdurchschnittliches Wachstum von knapp 3% ausweisen. Gleichzeitig liegt die Inflation nur noch bei 2,5%, während sich der Arbeitsmarkt zunehmend abkühlt. Die Fed hatte damit gute Argumente, um den Fokus von der Preisstabilität auf den zweiten Teil seines dualen Mandats, die Vollbeschäftigung, zu legen. Mit der deutlichen Zinssenkung steigt die Wahrscheinlichkeit, dass der Notenbank das Kunststück einer sanften wirtschaftlichen Landung gelingen wird.

Inflationsrisiken sind weitgehend gebannt

Auch in den anderen Industrieländern haben sich die Inflationsraten weiter verringert. Mit der Ausnahme von Japan liegt die Teuerung inzwischen wieder überall nahe bei 2%. In der Schweiz befindet sie sich sogar bereits seit 15 Monaten innerhalb des Zielbereichs von 0% bis 2%. Damit ist die wichtigste Voraussetzung für weitere Zinssenkungen erfüllt. Wir erwarten deshalb, dass die Leitzinsen in den Industrieländern bis zum Sommer 2025 sukzessive sinken werden. Große Impulse für Wachstum und Inflation sind deswegen allerdings nicht zu erwarten, weil die Leitzinsen lediglich auf ein neutrales Niveau sinken dürften. Auch von der Fiskalpolitik sind angesichts hoher Defizite und Staatsschulden keine umfangreichen Stimulierungspakete mehr zu erwarten. Die Fiskalpolitik könnte sich mittelfristig sowohl in den USA wie auch in Europa eher als Risiko erweisen, wenn die Schieflage der öffentlichen Haushalte nicht zeitnah korrigiert wird. Wir rechnen daher auf absehbare Zeit nur mit einem verhaltenen globalen Wachstum.

Chinesische Regierung verabschiedet Maßnahmenpaket

Mit dem jüngsten Maßnahmenpaket der chinesischen Regierung und der Notenbank zur Stützung des Wachstums und des Immobilienmarkts haben aber zumindest die konjunkturellen Abwärtsrisiken für das Reich der Mitte wieder etwas abgenommen. Die zahlreichen Maßnahmen und tieferen Zinsen sind aus unserer Sicht positiv zu werten, auch wenn sie weder auf den Immobilienmarkt noch auf den Konsum markante Auswirkungen haben dürften. Dementsprechend bleiben auch unsere Prognosen für die chinesische Wirtschaft vorerst unverändert.

Zinskonvergenz bleibt Thema Nr. 1

Nach der ersten Zinssenkung der US-Notenbank sehen wir unser Szenario bestätigt, dass diejenigen Währungen unterstützt werden sollten, bei welchen die Notenbanken weniger Zinssenkungsbedarf beziehungsweise -spielraum haben. Dazu gehört der japanische Yen, wo wir mit einer weiteren Zinserhöhung rechnen. Auch der Zinsnachteil des Frankens wird über die Zeit sinken. Die Schweizerische Nationalbank versucht allerdings, den Aufwertungsdruck zu drosseln. Unter den zyklischen Währungen sehen wir insbesondere Chancen beim attraktiv bewerteten australischen Dollar. Die australische Notenbank dürfte den Leitzins nicht vor Februar 2025 senken. Der vorgezeichnete Zinspfad dürfte hingegen auf dem immer noch hoch bewerteten US-Dollar lasten. Allerdings sprechen die bereits am Markt reflektierten hohen Zinssenkungserwartungen, die bisher äußerst robuste US-Konjunktur und die Unsicherheit rund um die US-Wahlen unmittelbar gegen eine stärkere Dollarabwertung.

Unterschiedliche Spreadentwicklungen

Auf den ersten Blick scheinen die Spreads für das Gesamtuniversum von Staatsanleihen aus Schwellenländern unauffällig. Schaut man aber genauer hin, zeigt sich aktuell eine deutliche Divergenz: Die Spreads von High-Yield-Staatsanleihen aus Schwellenländern weisen im Vergleich zu der Zeit vor der Corona-Pandemie erhöhte Niveaus auf, während sich jene von Investment-Grade-Schuldnern nahe ihrer historischen Tiefstände bewegen. Letztere bieten mittlerweile auch im Vergleich zu Investment-Grade-Unternehmensanleihen aus Industrieländern kaum mehr einen höheren Spread, obwohl dies in der Vergangenheit der Fall war. Dies kann dadurch erklärt werden, dass das aktuelle makroökonomische Umfeld Schwellenländern zugutekommt. Sie profitieren von einer starken Konjunktur und werden von den Zinssenkungen der US-Notenbank unterstützt, da sie sich nun deutlich günstiger refinanzieren können als in der Vergangenheit, was ihren Staatshaushalt entlastet. Mit den nun fast rekordtiefen Spreads bleibt bei Schwellenländeranleihen im Investment-Grade-Bereich kaum mehr Potenzial für weitere Kursgewinne. Investoren können aber vom Carry, also der aktuell um ca. 1,2% höheren Verzinsung im Vergleich zu US-Staatsanleihen, profitieren.

Aktien: Globales Umfeld spricht für konjunktursensitive Märkte


Zwar liegt auch der Schweizer Aktienmarkt seit Jahresbeginn knapp zweistellig im Plus, der globale Vergleichsindex hat aber bislang deutlich besser abgeschnitten. Dafür gibt es mehrere Gründe. Erstens ist der anfängliche Rückenwind durch einen schwächeren Franken komplett abgeflaut. Zweitens leiden die Exporteure unter einer wirtschaftlichen Schwäche in ihren wichtigen Absatzmärkten, der Eurozone und China. Drittens sorgt die unerwartet dynamische globale Wirtschaftsentwicklung dafür, dass die konjunktursensitiven Sektoren besser abschneiden als die im Schweizer Index hoch gewichteten defensiven Branchen. Und viertens befinden sich die Profiteure der gegenwärtigen Sonderkonjunktur durch das Thema künstliche Intelligenz in den USA sowie den asiatischen Schwellenländern und weniger in Europa oder der Schweiz. Der Schweizer Markt weist trotzdem eine solide Gewinnentwicklung auf und bleibt aufgrund seiner strukturellen Vorteile ein Hort der Stabilität, was bei negativen Überraschungen für globale Investoren wieder zum Tragen kommen wird.

US-Unternehmen im Fokus der Gewinnberichtssaison

Die Gewinnberichtssaison für das 3. Quartal steht bevor. Wir rechnen auch diesmal damit, dass die positiven Überraschungen, angeführt von Nordamerika und dem asiatisch-pazifischen Raum, überwiegen werden. Dafür sprechen unter anderem die dort überdurchschnittlich guten Konjunkturdaten, die im Vergleich zu Europa mehr Rückenwind für das Gewinnwachstum bieten. Die europäischen Märkte sind mittlerweile zwar sehr niedrig bewertet, aber noch fehlt ein Auslöser, der die Investoren veranlassen könnte, wieder auf ein überdurchschnittliches Gewinnwachstum zu setzen. Umgekehrt sind US-Unternehmen hoch bewertet. Solange sich aber keine Rezession abzeichnet und die Fed die Leitzinsen wie von uns erwartet weiter senken kann, dürften sie ihren Gewinnvorsprung verteidigen und eine Bewertungsanpassung nach unten auf sich warten lassen. Ein optimales Verhältnis aus Bewertung und Gewinnwachstum weisen die Schwellenländer auf.

 

Veröffentlicht am: 03.10.2024

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