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Sonntag, 8. September 2024
   
 

Österreichs Exporte: Hoher Weltmarktanteil auf dem Prüfstand

UniCredit Bank Austria Analyse



„Im Zuge der Globalisierung hat die Bedeutung der Industrieländer im internationalen Handel deutlich abgenommen. Auch der Anteil der österreichischen Exporte an den weltweiten Importen hat sich gegenüber den frühen 2000er Jahren verringert“, meint UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer und ergänzt: „Im Vergleich zu den USA oder vielen anderen EU-Mitgliedstaaten konnte sich Österreich jedoch besser behaupten. In den vergangenen zehn Jahren konnte der Weltmarktanteil sogar weitgehend stabil gehalten werden. Im ersten Quartal 2024 betrug der Anteil der österreichischen Exporte an den globalen Importen 0,94 Prozent und hat damit nach dem Tiefststand während der Corona-Pandemie wieder zum Durchschnittswert der vergangenen zehn Jahre aufgeschlossen.“


Globalisierung ließ relative Bedeutung der Industrieländer sinken, Schwellenländer legten zu

Die Globalisierung hat in den vergangenen Jahrzehnten den Welthandel grundlegend verändert. „Die Industrieländer, die im Jahr 2000 noch für rund 75 Prozent der weltweiten Exporte verantwortlich zeichneten, verloren massiv an relativer Bedeutung gegenüber den Schwellenländern, die sich immer stärker in die globalen Wertschöpfungsketten integrierten. Im Jahr 2023 betrug der Anteil der Warenexporte der Industrieländer nur noch 55 Prozent der globalen Importe. Im Gegenzug stieg der Anteil der Exporte aus den Schwellenländern von knapp über 25 Prozent im Jahr 2000 auf fast 45 Prozent im Jahr 2023“, so UniCredit Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl.

Maßgeblichen Anteil daran hatte die wirtschaftliche Öffnung der chinesischen Wirtschaft. Allein der Anteil der chinesischen Exporte an den weltweiten Importen stieg von 5,7 Prozent im Jahr 2000 auf 13,3 Prozent im Jahr 2023. Dagegen sank die Bedeutung der weltgrößten Wirtschaftsmacht USA im internationalen Handel rasant, von 13,1 Prozent auf nur noch 8,2 Prozent. Auch der Anteil der Exporte der heutigen Mitgliedstaaten der Europäischen Union an den weltweiten Importen (gemessen ohne Handel zwischen den EU-Ländern) nahm in den vergangenen 25 Jahren deutlich ab. Mit einem Rückgang von 13,4 Prozent im Jahr 2000 auf 11,8 Prozent im Jahr 2023 fiel dieser jedoch geringer aus als jener der USA. Innerhalb der Europäischen Union zeigt sich bei allen großen Handelsnationen ein Rückgang der Marktanteile. Der Weltmarktanteil Deutschlands sank um über 20 Prozent. Noch stärker fielen die Einbußen Italiens (minus 29,3 Prozent) und vor allem Frankreichs mit 50,9 Prozent aus.

Erfolge in Industrieländern begrenzen Marktanteilsverlust der österreichischen Exportwirtschaft

„Der Rückgang des österreichischen Weltmarktanteils vom Jahr 2000 bis heute fiel mit 17 Prozent im Vergleich zu anderen exportorientierten Industrieländern unterdurchschnittlich aus. Dies lag unter anderem daran, dass die österreichische Exportwirtschaft ihre Stellung in den Industrieländern sogar ausbauen konnte. In den dynamisch wachsenden Schwellenländern verlor sie jedoch Marktanteile“, so Pudschedl.

Der österreichische Marktanteil in den Industrieländern stieg im ersten Quartal 2024 auf über 1,2 Prozent, ein Plus von fast 4 Prozent gegenüber dem durchschnittlichen Wert in der Zeitspanne von 2011 bis 2020. Dies war unter anderem einer anhaltenden Aufwärtsentwicklung des Marktanteils in den USA zu verdanken. Die österreichische Wirtschaft erreicht mittlerweile einen Anteil an den US-Importen von 0,54 Prozent, eine Verdoppelung gegenüber den Jahren 2000 bis 2010 und ein Anstieg um 30 Prozent gegenüber den Jahren 2011 bis 2020. Dagegen lag der österreichische Marktanteil in den Schwellenländern im ersten Quartal 2024 bei 0,5 Prozent und sogar nur 0,22 Prozent in China, bei fallender Tendenz.

Erfolgreiche Unternehmen sorgen in vielen Branchen für überdurchschnittliche Marktdurchdringung

Österreich nimmt im weltweiten Handel eine weit größere Rolle ein, als aufgrund der Einwohnerzahl und auch der Wirtschaftsleistung des Landes zu erwarten wäre. Der Weltmarktanteil Österreichs im Handel ist zehn Mal höher als der Anteil des Landes an der Weltbevölkerung und fast doppelt so hoch wie der Anteil des österreichischen BIP an der globalen Wirtschaftsleistung.

Bei rund 40 Produktgruppen (Klassifikation gemäß der Kombinierten Nomenklatur auf Zweisteller-Ebene) liegt der Anteil der heimischen Exporte an den globalen Importen über dem Gesamtdurchschnitt. „Den höchsten Weltmarktanteil weist die österreichische Exportwirtschaft bei der Produktgruppe ‚Schienenfahrzeuge inklusive Signalgeräte‘ mit über 4,5 Prozent auf. Zu den Top 3 der heimischen Erfolgsprodukte zählen noch die ‚Holz- und Holzwaren‘ mit einem Weltmarktanteil von 3,6 Prozent im Jahr 2023 sowie die ‚Herstellung von Metallwaren‘ mit 3,3 Prozent“, so Pudschedl.

Die starke Stellung am Weltmarkt in einzelnen Produktgruppen ist oft das Ergebnis des Erfolgs einiger weniger oder mitunter sogar nur eines einzigen Unternehmens. Dies ist unter anderem für den hohen Weltmarktanteil von 3 Prozent im Bereich „Künstliche Spinnstoffe“, von 2,7 Prozent bei „Getränken“ oder auch von 1,2 Prozent bei „Glas und Glaswaren“ anzunehmen.

Rückgang des österreichischen Weltmarktanteils zu erwarten

Sowohl auf kurze als auch auf lange Sicht steht die österreichische Exportwirtschaft vor großen Herausforderungen, um die starke Stellung im internationalen Handel halten zu können. Aus heutiger Sicht hat das Risiko eines Rückgangs des Weltmarktanteils der österreichischen Exporte in den kommenden Jahren jedenfalls klar zugenommen.

„Für eine langfristig sinkende Bedeutung Österreichs im globalen Handel spricht zum einen das starke Wachstum der Schwellenländer, an dem die heimischen Exporteure nur unterdurchschnittlich partizipieren“, meint Pudschedl und ergänzt: „Zum anderen scheint die heimische Wirtschaft in letzter Zeit an Wettbewerbsfähigkeit eingebüßt haben, was sich aktuell in einer schwächelnden Industrie- und Exportkonjunktur niederschlägt. Die hohen Lohnabschlüsse als Folge der hohen Inflation in Österreich belasten.“

Die Lohnkosten pro Beschäftigten stiegen in Österreich seit 2022 um rund 15 Prozent, im Euroraum um 9,5 Prozent. Zudem kam es in Österreich zu einem Rückgang der Arbeitsproduktivität, da qualifizierte Arbeitnehmer:innen in den Betrieben trotz Produktionseinschränkungen behalten wurden. Die Lohnstückkosten stiegen seit 2022 in Österreich um fast 9 Prozent, im Euroraum um knapp 7 Prozent und in Deutschland um 6,3 Prozent. Neben den inflationsbedingt höheren Lohnkosten schlagen sich nach Einschätzung der Ökonomen der UniCredit Bank Austria im Vergleich zu den USA und anderen Ländern auch die vergleichsweise höheren Energiekosten als wettbewerbsmindernder Faktor für den österreichischen Standort nieder.

Weitere Informationen in unserer Analyse: Kampf gegen Windmühlen?, UniCredit Bank Austria, Juli 2024. 

 

Veröffentlicht am: 26.07.2024

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