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Russell  Investments hält eine leichte Rezession in den Vereinigten Staaten in  den nächsten 12-18 Monaten für wahrscheinlich. Die solide Finanzlage der  privaten Haushalte und Unternehmen dürfte den Abschwung jedoch  begrenzen.
„Der Zusammenbruch der Silicon Valley Bank  verdeutlicht die Gefahren, die von aggressiven Zinsmaßnahmen der  Zentralbanken ausgehen. Das neue Bank Term Funding Program der Federal  Reserve sollte jedoch verhindern, dass die Probleme der SVB auf andere  Banken übergreifen. Wir gehen davon aus, dass die Fed in den nächsten  Monaten mindestens eine weitere Zinserhöhung um 25 Basispunkte vornehmen  wird", so Andrew Pease, Global Head of Investment Strategy bei Russell  Investments. „Der Schock im Bankensystem dürfte jedoch auch als eine  Form der geldpolitischen Straffung durch strengere  Kreditvergabestandards wirken."
„Die erzwungene Übernahme der  Credit Suisse durch die UBS zeigt zudem, wie schnell das Vertrauen in  das globale Bankensystem erschüttert werden kann", so Pease weiter. „Um  die Nerven der Anleger zu beruhigen, sollten die Maßnahmen der Behörden  in den Vereinigten Staaten und in Europa jedoch ausreichen."
Die  Fed steht vor der Mammutaufgabe, eine weiche Landung zu erreichen, bei  der sich das Lohnwachstum und die Inflation abkühlen, ohne eine  Rezession auszulösen. „Angesichts der erheblichen Herausforderungen wäre  es unklug, bei den globalen Wachstumsaussichten Entwarnung zu geben –  vor allem, da die Maßnahmen zeitversetzt wirken. Historisch hat es im  Durchschnitt etwa zweieinhalb Jahre nach der ersten Zinserhöhung der Fed  gedauert, bis eine Rezession einsetzte", so Pease weiter.
Der  Zyklus-, Value- und Sentiment-Indikator von Russell Investments zeigt zu  Beginn des 2. Quartals 2023 unsichere Perspektiven für globale Aktien.  Aus zyklischer Sicht sind die Erwartungen für Aktien schlecht. Außerdem  sind die Bewertungen hoch bis bestenfalls fair und das Sentiment  neutral.
Attraktiv sind hingegen Staatsanleihen – aus zyklischer  Perspektive, da die Inflation zurückgeht und die Zentralbanken in den  nächsten Monaten möglicherweise eine Pause einlegen werden. Die  Bewertungen sind nach dem Ausverkauf des letzten Jahres günstig. Die  Daten der Commodity Futures Trading Commission (CFTC) zeigen, dass die  meisten Anleger Positionen mit kurzer Laufzeit halten. Das heißt, sie  erwarten einen Anstieg der Renditen, was als Kontraindikator positiv zu  bewerten ist.
Ausblick für ausgewählte Anlageklassen für das zweite Quartal 2023:
-  Aktienanleger mögen erste Anzeichen einer Abkühlung auf dem  Arbeitsmarkt mit der Hoffnung auf einen Schwenk der Fed begrüßen. Die  Erfahrung lehrt jedoch, dass eine sanfte Landung nur schwer zu erreichen  sein wird. Aktien sind wegen Rezessionsrisiken Gegenwind ausgesetzt und  haben ein begrenztes Aufwärtspotenzial. Obwohl nicht-US-Aktien  günstiger als US-Titel bewertet sind, hat Russell Investments keine  entsprechende Präferenz, solange bis die Fed weniger strikt agiert und  sich der US-Dollar abschwächt.
- Schwellenländer-Aktien: Eine  Erholung scheint erst dann wahrscheinlich, wenn die Fed die  geldpolitische Straffung beendet und der US-Dollar wieder fällt. Die  Wiedereröffnung Chinas hat chinesischen Aktien zu einem Aufschwung  verholfen. Die längerfristigen Aussichten sind angesichts des Gegenwinds  auf dem Immobilienmarkt mit Fragezeichen behaftet. Die Stimmung ist mit  Blick auf die Zyklik und die fundamentalen Bewertungen zu optimistisch.  Technische Indikatoren deuten darauf hin, dass der Markt auf kurze  Sicht nach oben überschießt. Es gibt Anzeichen von übertriebenem  Optimismus im Markt.
- Die Renditenaufschläge für Hochzins- und  Investment-Grade-Anleihen haben sich nach den Turbulenzen der letzten  Tage ausgeweitet und liegen über den langfristigen Durchschnittswerten.  Die Spreads werden unter Aufwärtsdruck geraten, wenn die  Wahrscheinlichkeit einer Rezession in den USA steigt und ein Anstieg der  Zahlungsausfälle befürchtet wird. Das Team von Russell Investments hat  einen neutralen Ausblick für die Kreditmärkte.
- Die Bewertungen  von Staatsanleihen haben sich nach dem Renditeanstieg im vergangenen  Jahr verbessert. US-amerikanische, britische und deutsche Anleihen  bieten angemessenen Bewertungen. Japanische Anleihen sind immer noch  teuer, da die Bank of Japan die Renditegrenze von 50 Basispunkten  einhält. Nach der Methodik von Russell Investments liegt der faire Wert  für die Renditen japanischer Staatsanleihen bei etwa 100 Basispunkten.  In den letzten Monaten sind die Renditen an den meisten Märkten stark  gestiegen. Das Risiko eines weiteren deutlichen Ausverkaufs scheint  begrenzt zu sein, da die Inflation kurz vor ihrem Höhepunkt steht und  die Märkte für die meisten Zentralbanken eine entschlossene Straffung  eingepreist haben.
- Treasury-Renditen von 4-5 % sind zunehmend attraktiv.
-  Real Assets: Die Bewertungen von REITs sind im Vergleich zu  Infrastruktur und globalen Aktien weiterhin attraktiv, auch wenn der  Abstand kleiner geworden ist. REITs dürften sich gut entwickeln, wenn  die Zinssätze fallen, da die Fundamentaldaten von Immobilien recht gut  erscheinen. Rohstoffe dürften von der Wiedereröffnung Chinas  profitieren. Der Aufschwung wird wahrscheinlich geringer ausfallen als  bei früheren Aufschwüngen in China, da der Bereich Infrastruktur/Bau  2023 voraussichtlich weniger zum Wachstum beitragen wird. Die Aussichten  für den Energiesektor sind angesichts des Nachfragerückgangs durch eine  mögliche globale Rezession und der Angebotsbeschränkungen durch die  Sanktionen gegen die russische Produktion trübe. Die Preissteigerung von  Gold ist mit Blick auf die Realzinsen und abnehmende Inflationsrisiken  ausgeschöpft.
- Der US-Dollar hat 2023 wegen der aggressiven  Haltung der Fed leicht zugelegt. Er könnte sich abschwächen, wenn die  Inflation zu sinken beginnt und die Fed zu einer weniger restriktiven  Haltung übergeht. Die Hauptprofiteure dürften der Euro und der  japanische Yen sein. Der Yen könnte stark aufwerten, wenn der neue  Gouverneur der Bank of Japan Kazuo Ueda von der derzeitigen Strategie  der Renditekurvensteuerung abrückt.