Sprecher der Krabbelgruppe, korrupter Karrierist oder konservativer Frauenhasser: CDU-Bundestagsabgeordneter Philipp Amthor muss sich im Netz einiges anhören. Auf Twitter ist er der Spitzenpolitiker, der anteilig am häufigsten beleidigt wird.
Das hat VICO Research & Consulting, Deutschlands führendes Unternehmen im Bereich Social-Media-Monitoring, im Auftrag der Informationsplattform Betrugstest.com herausgefunden hat. Demnach wird neben Amthor die AfD-Spitze um Alice Weidel und Jörg Meuthen im Netz besonders häufig aufgrund ihrer politischen Position beschimpft. Auch die Kanzlerkandidat:innen werden auf Twitter beschimpft, zu den zehn meistbeleidigten Spitzenpolitikern gehören sie jedoch nicht. Im Zuge der Analyse wurden rund 1.464.000 Tweets analysiert.
CDU-Bundestagsabgeordneter Amthor wird anteilig am häufigsten beleidigt
Mit seinen 28 Jahren gehört Philipp Amthor zu den jüngsten Bundestagsabgeordneten, jedoch musste sich der CDU-Politiker in seinen jungen Jahren bereits Korruptionsvorwürfen stellen. Diese spiegeln sich auch online wieder: In jedem dritten Tweet (34 Prozent) wird Amthor beleidigt und dabei besonders oft als korrupt bezeichnet. Auf Platz zwei folgt der AfD-Politiker Björn Höcke, der in 28 Prozent der Beiträge insbesondere als Faschist beschimpft wird. Die Erlaubnis dazu haben die Nutzer:innen: Laut einem Urteil des Verwaltungsgerichts Meiningen darf Höcke ganz offiziell ein Faschist genannt werden.
Mit einer Beleidigungsquote von 20 Prozent stößt AfD-Bundesvorsitzende Alice Weidel im Netz ebenfalls auf viel Widerstand – Platz drei des Rankings. Auch die Parteikollegen, Jörg Meuthen und Alexander Gauland von der AfD, werden mit 16 bzw. 14 Prozent besonders häufig als Rassisten oder Nazi bezeichnet und komplettieren die Top Fünf.
AfD- und CDU-Politiker:innen dominieren die Top Ten
Meistbeleidigtes SPD-Mitglied ist hingegen der amtierende Außenminister Heiko Maas, der sich in 13 Prozent der Tweets über ihn Beschimpfungen anhören muss. Ebenso oft wird Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) zur Zielscheibe in den Beiträgen und teilt sich mit Maas Rang sechs. In je zwölf Prozent der Tweets über die CDU-Größen Ralph Brinkhaus und Peter Altmaier kommt es zu ausfallenden Aussagen, womit beide auf Platz acht landen.
SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach polarisiert aktuell nicht nur in TV-Shows, sondern auch im Netz: Mit einer Beleidigungsquote von elf Prozent liegt er gemeinsam mit dem hessischen Ministerpräsidenten Volker Bouffier (CDU) auf dem zehnten Rang der verhältnismäßig besonders häufig beschimpften Politiker:innen. Dabei bleibt Lauterbach jedoch nicht untätig und zeigte jüngst 59 Online-Beiträge aufgrund menschenverachtender Äußerungen an. Gute Nachrichten für Bündnis 90/Die Grünen, Die Linke und die FDP: Kein Mitglied der drei Parteien findet sich in den Top Ten der meistbeleidigten Politiker:innen wieder.
CSU-Minister Gerd Müller wird anteilig am wenigsten beschimpft
Sowohl bei Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU) als auch Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) scheint der Nachname vor Beschimpfungen zu bewahren: In lediglich einem bzw. zwei Prozent der Beiträge werden die beiden Politiker beleidigt. Auch der niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) bekommt mit einer Beleidigungsquote von drei Prozent nur selten negative Resonanz.
Durchschnittlich sechs Prozent der Tweets zu den Kanzlerkandidat:innen sind beleidigend
Auch über die von den Parteien ins Rennen geschickten Kanzlerkandidat:innen wird heftig diskutiert, wobei es nicht selten ausfallend wird. Den größten Redebedarf gibt es bei CDU-Spitzenkandidat Armin Laschet mit einer Gesamtkommunikation von 398.631 Posts im April. Sieben Prozent dieser Tweets fallen beleidigend aus – höchster Wert unter den Kanzlerkandidat:innen. Eine nicht gerade schmeichelhafte Redewendung findet sich dabei besonders häufig wieder: Das Netz ist der Meinung, dass der Kanzlerkandidat der Union einen Stock im Arsch habe (554 Nennungen) und korrupt sei (5.429 Nennungen).
Zu Annalena Baerbock, Kanzlerkandidat:innen von Bündnis 90/Die Grünen, fällt sechs Prozent der Kommunikation beleidigend aus. Sie muss sich hingegen vermehrt anhören, dass sie dumm oder scheiße sei (1.198 bzw. 466 Nennungen). Olaf Scholz (Beleidigungsquote von sechs Prozent) scheinen die Twitternutzer:innen den Sieg bei den kommenden Bundestagswahlen nicht zuzutrauen: Am häufigsten wird der Spitzenkandidat der SPD als Versager bezeichnet (230 Nennungen).
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