Eine Verlangsamung der US-Konjunktur im Laufe des Jahres ist nach wie vor wahrscheinlich. Mit Zinssenkungen der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) ist aber weiterhin erst in der zweiten Hälfte 2024 zu rechnen.
Bislang wurde das Narrativ einer sich abschwächenden Inflation nicht in Frage gestellt. Daher birgt der in der kommenden Woche veröffentlichte Verbraucherpreisindex ein gewisses Risiko, falls die Daten höher ausfallen als erwartet. Unter anderem gestiegene Löhne deuten darauf hin, dass es sich die Entscheidungsträger nicht leisten können, in Bezug auf den Preisdruck zu selbstgefällig zu werden.
Auch wenn es falsch erscheint, die Alarmglocken zu läuten: Wir haben bereits früher darauf hingewiesen, dass die letzte Etappe auf dem Weg zum Inflationsziel wahrscheinlich langwierig sein wird und dass es noch einige Monate dauern könnte, bis der Kernverbraucherpreisindex unter 3 Prozent fällt. Das ist das Niveau, bei dem die Fed unseres Erachtens eher zu einer Zinssenkung bereit wäre.
Darüber hinaus stellen wir weiterhin in Frage, dass die Geldpolitik nach oben die Treppe, nach unten aber den Aufzug nimmt. Dies könnte der Fall sein, wenn sich die Daten abrupt abschwächen, wir also eine harte Landung sehen, oder es ein wesentliches negatives Finanzmarktereignis gibt. Bei der Bewertung von Risikoanlagen ist jedoch eine weiche Landung eingepreist. In einem solchen Szenario dürfte der Zinssenkungszyklus unserer Meinung nach in einem gemäßigten Tempo ablaufen.
Wir weisen diesbezüglich auch auf die beiden US-Lockerungszyklen in den 1990er-Jahren hin. Damals sanken die Zinsen um 100 Basispunkte oder weniger, bevor sie wieder anstiegen. In dieser Hinsicht rechnen die Märkte wahrscheinlich mit einer zu starken geldpolitischen Lockerung – es sei denn, wir bewegen uns auf eine Rezession zu.
Derweil hat die Schwäche der US-Regionalbanken die Marktteilnehmer beunruhigt. Der sinkende Aktienkurs der New York Bancorp hat Befürchtungen ausgelöst, dass sich die Entwicklungen rund um die Silicon Valley Bank im März vergangenen Jahres wiederholen könnten.
Der Grund für die Kursschwankungen ist jedoch ein ganz anderer und wir sind angesichts der eingeleiteten Maßnahmen weit weniger besorgt. Dennoch bleiben die US-Regionalbanken ein Schwachpunkt.
Auch die geldpolitischen Entscheidungsträger in Europa haben die Aussichten auf baldige Zinssenkungen gedämpft. Isabel Schnabel, Mitglied des Direktoriums der Europäischen Zentralbank (EZB), war in ihren jüngsten Äußerungen deutlich restriktiver als noch im Dezember. Sie wies darauf hin, dass sich die Fortschritte beim Inflationsabbau verlangsamen. Außerdem merkte sie an, dass sich die Stimmungsumfragen verbesserten, was wiederum auf eine leichte Stärkung der Wirtschaftsaussichten hindeutet.
Nichtsdestotrotz halten wir den Konjunkturausblick für die Eurozone nach wie vor für ziemlich schwach. Südeuropa steht relativ gut da und verfügt über robuste Arbeitsmärkte. Doch abseits davon dümpelt das Wachstum in der Region um den Nullpunkt herum und die politischen Entscheidungsträger fürchten sich immer mehr vor zunehmenden Abwärtsrisiken.