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Dienstag, 3. Dezember 2024
   
 

Meerwasserentsalzung: Wachstumsmarkt mit großen Herausforderungen

Kommentar von Karsten Marzinzik, Country Head Germany, Austria and Liechtenstein, Swisscanto



Der Frischwasserverbrauch hat sich seit dem Jahr 1900 versechsfacht, liegt bei etwa 4800 Milliarden Kubikmetern pro Jahr und ist seitdem rund 1,5-mal schneller gestiegen als die Weltbevölkerung im gleichen Zeitraum gewachsen ist.

Gemäß Studien des Weltwirtschaftsforums (WEF) wird die globale Nachfrage nach Frischwasser bis 2030 das Angebot um bis zu 40 Prozent überschreiten. Man spricht dabei von der Wasserlücke, also der Differenz zwischen der Wassernachfrage und dem nachhaltig verfügbaren Frischwasserangebot. Ohne bahnbrechende technologische Innovationen und Investitionen für einen effizienteren Wassereinsatz und in der Abwasseraufbereitung dürfte die Wasserlücke ein immer gravierenderes gesellschaftliches und ökonomisches Problem auf globaler Ebene werden.

Es liegt auf der Hand, dass zur Vermeidung der drohenden Wasserlücke umfassende Investitionen in den Wassersektor nötig sind und diese Entwicklungen auch aus Anlegersicht interessante Chancen bieten. Nebst diversen Technologien und Methoden, die der Wassereffizienz sowie dem Wasserschutz zugerechnet werden können, erhält in den vergangenen Jahren die ‚Gewinnung‘ von zusätzlich nutzbarem Frischwasser eine immer größere Aufmerksamkeit. Eine Schlüsselrolle kommt der Meerwasserentsalzung zu. Ein enormer Pluspunkt dieser Technologie ist, dass Meerwasser in großen Mengen vorhanden und meist direkt dort verfügbar ist, wo oftmals auch der höchste Bedarf herrscht, nämlich in küstennahen, urbanen Ballungsgebieten.

Könnte diese Technologie also eine mögliche Lösung für die drohende Wasserlücke sein? Ganz so einfach ist es leider nicht, da Meerwasserentsalzung noch immer einige schwerwiegende Schwächen aufweist: Einerseits ist sie sehr energieintensiv und dadurch auch teuer. Andererseits stellt die unbedenkliche Entsorgung des Restprodukts – eine stark konzentrierten Salzlauge, die oftmals auch Chemikalienrückstände aus dem Aufbereitungsprozess enthält – ein Problem dar. Derzeit kommen vor allem zwei Meerwasserentsalzungs-Technologien zum Einsatz. Dabei handelt es sich um die so genannte Umkehrosmose-Membran-Technik, in der vereinfacht ausgedrückt Meerwasser unter großem Druck durch verschiedene Membranen gepresst wird, bis am Ende sauberes Frischwasser zurückbleibt. Daneben gibt es noch die thermische Methode: Dabei wird Wärme eingesetzt, um das Meerwasser zu verdampfen. Zurück bleiben das Salz und auch der Großteil der Verunreinigungen, während das Wasser aufgefangen und final aufbereitet wird.

Die Wissenschaft arbeitet mit Hochdruck daran, den Entsalzungsprozess energieeffizienter zu gestalten. Zu denken ist unter anderem an den Einsatz von erneuerbaren Energiequellen, der Nutzung der Restwärme von nahegelegenen Industrieanlagen oder Kraftwerken sowie innovativen Entsalzungsanlagen, die direkt auf dem Meeresgrund operieren. Letztere benötigen weniger Energie aufgrund des natürlichen Wasserdrucks und einer kontinuierlichen Verdünnung der Salzlauge. Verbesserte Membrantechnologien für Anlagen an Land (unter anderem selbstreinigende Membrane, welche die Salzkonzentration in der Lauge fortlaufend reduzieren) sowie die Gewinnung von wertvollen Mineralien wie Lithium und seltenen Erden aus der Lauge (deren Verkauf die Kostenbilanz der Entsalzung zu verbessern hilft) sind weitere Ansatzpunkte, an denen derzeit geforscht wird.

Aktueller Spitzenreiter im Einsatz von Meerwasserentsalzungsanlagen ist Saudi-Arabien, das bereits heute rund 70 Prozent seines Frischwassers aus Entsalzungsanlagen generiert. Aber auch in zahlreichen weiteren Küstenregionen sind bereits zahlreiche Anlagen in Betrieb und versorgen dadurch etwa 300 Millionen Menschen täglich mit Frischwasser. Der globale Markt für Entsalzungsanlagen und -technologie wurde 2023 auf rund 16 Milliarden Dollar geschätzt. Für die nächsten Jahre werden hohe jährliche Wachstumsraten von über neun Prozent prognostiziert, die mit Blick auf die steigende Nachfrage nach sauberem Wasser und notwendigen technologischen Fortschritten zu erklären sind. Parallel dazu ist der verantwortungsvolle Umgang mit Frisch- und Abwasser als oberste Priorität und auf allen Ebenen zu fördern und optimieren.

Unternehmen aus den Bereichen Wasserversorgung, -aufbereitung sowie -management, die einen wichtigen Beitrag dazu leisten, das Problem der Wasserknappheit zu lösen und die Wasserversorgung weltweit sicherzustellen, sind auch aus Anlegersicht sehr interessant. Die Meerwasserentsalzung ist dabei nur ein Beispiel von vielen. Da Unternehmen, die dem gesamten Wassersektor zuzuordnen sind, häufig klein- bis mittelkapitalisiert sind, ist eine Fondslösung zur langfristigen Portfoliobeimischung die geeignete Variante, um gut diversifiziert und mit einem nachhaltigen Nutzen in die Wachstumsmärkte des Wassersektors zu investieren.

 

Veröffentlicht am: 27.06.2024

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