Frauen an der Spitze: Während die Gleichstellung von Männern und Frauen in vielen Bereichen merklich voranschreitet, hat die deutsche Startup-Szene noch Nachholbedarf. Warum sich Frauen nicht von der Doppelbelastung Familie und Beruf abschrecken lassen sollten und welche Risikofaktoren sie bei einer Existenzgründung einkalkulieren müssen, erfahren Sie hier.
Auch wenn sich in der Startup-Szene einiges getan hat, gründen deutsche Frauen wesentlich seltener als Männer eigene Unternehmen – das gilt insbesondere für Geschäftsfelder zu den Bereichen Technik und Internet. Zwar liegt der Frauenanteil bei Existenzgründungen in Deutschland laut dem Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) bei löblichen 43 Prozent. Bezieht man sich jedoch allein auf Gründungen, die dem Vollerwerb dienen, sind es nur 33 Prozent. Diese Zahlen sind mehr als ausbaufähig. Und eine Studie der Universität Hohenheim hat gezeigt, dass eine gezielte Frauenförderung nicht nur mehr mutige Gründerinnen zur Folge hätte, sondern auch die Diversität in der Unternehmenslandschaft erhöhen würde. Erfolgreiche Gründerinnen gibt es jedoch bereits einige, wie die folgenden Positivbeispiele von Frauen zeigen, die es geschafft haben, für ihre Geschäftsidee Finanzierungen von mehr als einer Million Euro an Land zu ziehen.
Erfolgreiche Vorbilder
An Vorbildern wie die Firmeninhaberinnen von Outfittery können sich auch künftige Gründerinnen orientieren. Sie sind nicht nur erfolgreich, sondern versuchen auch, die Gründerinnen-Szene zu stärken – durch die Vernetzung und den Erfahrungsaustausch mit anderen Gründerinnen und spezielle Events für Ladies, die ihren Traum von der Selbstständigkeit verwirklichen wollen.
- Outfittery – Anna Alex und Julia Bösch Ein Onlineshop für Mode mit einer Stilberatung für Männer – seit der Shop "Outfittery" vor vier Jahren ins Leben gerufen wurde, geht es für die Gründerinnen Anna Alex und Julia Bösch steil bergauf. Erst kürzlich haben sie wieder neue Investoren von ihrem Konzept überzeugt: Weitere 19,6 Millionen Euro fließen in das Mode-Unternehmen, das Männern Boxen mit individuell zusammengestellten Outfits zusendet.
- Bloomy Days – Franziska Hardenberg Zwischen dem Rosenthaler und dem Rosa-Luxemburg-Platz in Berlin befindet sich die "Bloomy Days" GmbH. Obwohl der Online-Blumenversand erst vor knapp zwei Jahren genug Geld über eine Serie-A-Finanzierung sammeln konnte, wird hier an Dekoration, großen Blumensträußen und Mitarbeitern nicht gespart. Geplant ist laut der Gründerin Franziska Hardenberg zudem eine Expansion in die Schweiz. Hürden gab es bei der Unternehmensgründung zwar auch. Ihren Traum, ihr eigener Chef zu sein, konnten sie jedoch nicht platzen lassen.
Unabhängig vom langfristigen Erfolg oder Misserfolg eines innovativen Geschäftsmodells – Stolpersteine gehören vor allem in der Anfangsphase zum Gründungsprozess.
Vor- und Nachteile bei der Gründung
Vor allem bei Frauen fließen verschiedene Aspekte bei der Entscheidung mit ein. Mütter etwa gründen vornehmlich in Teilzeit oder während der Elternzeit, um Kinder und Karriere unter einen Hut zu bringen. Zudem sind viele Branchen noch männerdominiert und schwer zugänglich. Gründerinnen haben jedoch auch Vorteile gegenüber Männern: Sie verfügen laut der Studie der Universität Hohenheim oft über bessere soziale Kompetenzen – und gerade in der ersten Zeit ist es von Vorteil, sich ein Netzwerk an anderen Gründerinnen und Investoren aufbauen zu können. Zudem haben sie einen besseren Ruf bei Kreditinstituten, denn Kreditausfälle werden seltener durch Gründerinnen verursacht. Um einen Kredit zu möglichst niedrigen Zinsen zu erhalten, lohnt es sich, die Angebote verschiedener Banken unverbindlich im Netz zu vergleichen. Der Vorteil gegenüber finanzieller Unterstützung von sogenannten Business Angels: Diese bringen zwar ihr Geld und Know-how mit ein; bei einem Bankkredit behalten die Gründerinnen jedoch ihre Anteile wie auch die Kontrolle über unternehmerische Entscheidungen. Eine Förderung von Existenzgründungen durch Frauen lohnt sich – die Potenziale sind in jedem Fall hoch.
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