(Michael Winkler, Leiter Anlagestrategie bei der St.Galler Kantonalbank Deutschland AG) Die Aktienmärkte sind derzeit gefangen zwischen expansiver Geldpolitik und Konjunkturabkühlung. Daran wird sich vermutlich so schnell auch nichts ändern.
Die Federal Reserve und die EZB haben beide mit ihren Entscheidungen der vergangenen Wochen für zusätzliche geldpolitische Lockerungen gesorgt. Allerdings waren diese Entscheidungen erwartet worden. Ihr Effekt blieb daher überschaubar. So sind die Renditen der zehnjährigen Bundesanleihen in Folge der EZB-Entscheidungen sogar gestiegen. Erschwerend kommt hinzu, dass unklar bleibt, ob die Konjunktur bereits ihre Talsohle erreicht hat.
Die Signale dafür sind widersprüchlich. Die ZEW-Konjunkturumfrage zeigt wieder steigende Erwartungen, die allerdings noch immer deutlich im negativen Bereich liegen. Ob es sich dabei um mehr als eine Eintagsfliege handelt, bleibt abzuwarten. Zumal die Stimmung bei den befragten Firmen im Rahmen des ifo-Geschäftsklimaindizes der Jahreszeit entspricht: Sie ist herbstlich-gedämpft.
Zusätzlich bleibt im Hintergrund die ungeklärte Frage, wie es im Handelskonflikt zwischen China und den USA weitergeht. Vorsicht an den Aktienmärkten bleibt also weiterhin geboten. Dies umso mehr, als sich die Märkte auch darauf einstellen müssen, dass Gewinnprognosen börsennotierter Unternehmen in den kommenden Monaten gesenkt werden. Viele Gewinnschätzungen für 2020 sind noch viel zu hoch. Realistisch könnten sie nur sein, wenn die Konjunktur sofort wieder anspringen würde, wonach es nicht aussieht.
Am Rentenmarkt rechnen wir im Wesentlichen mit keinem weiteren Kurssteigerungspotenzial mehr. Hier empfehlen sich an der richtigen Stelle Gewinnmitnahmen.