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Dienstag, 3. Dezember 2024
   
 

13. Heinz Maurer-Preis in München verliehen

Forscherinnen aus Brasilien und Berlin ausgezeichnet



v.l.n.r.: Dr. Daniel Rothoeft, Sebapharma GmbH & Co. KG, die Preisträgerinnen Dr. Silke Lohan, Charité – Universitätsmedizin Berlin und Prof. Silvya Stuchi Maria-Engler, Universität Sao Paulo, Brasilien, sowie Prof. Thomas Ruzicka, Juror des Heinz Maurer-Preises.

Zwei interdisziplinär arbeitende Forscherinnen wurden für ihre herausragenden wissenschaftlichen Arbeiten zum Thema „Hautoberfläche – Modulation von Hautstruktur und -funktion“ mit dem Heinz Maurer-Preis der Sebapharma GmbH & Co. KG in den Bereichen
Grundlagenforschung und klinische Forschung ausgezeichnet.

Die Preise sind mit jeweils 10.000 Euro dotiert. Die Preisverleihung fand zeitgleich mit der Fortbildungswoche für Praktische Dermatologie und Venerologie am 13. Juli 2022 in München statt. Prof. Dr. med. Dr. h.c. mult. Thomas Ruzicka, Stellvertretender Juryvorsitzender und Mitglied des Wissenschaftlichen Beirates der Sebapharma GmbH & Co. KG und Dr. Daniel Rothoeft, Stellvertretender Vorsitzender der Sebapharma GmbH & Co. KG, übergaben die Urkunden an die Gewinnerinnen, Frau Prof. Silvya Stuchi Maria-Engler aus Sao Paulo, Brasilien und Frau Dr. Silke Lohan, Berlin.

13. Heinz Maurer-Preis für Grundlagenforschung: Auswirkung von Feinstaub auf strukturelle und funktionale Parameter der Hautoberfläche im Hautmodell

In ihrer Grundlagenstudie untersuchte Professor Engler Veränderungen der menschlichen Haut, die dem Feinstaub in verschmutzter Stadtluft ausgesetzt war, an einem 3D-Modell. Die Partikel verursachten strukturelle Veränderungen in den Epidermiszellen. Es zeigte sich, dass auch die
Barrierefunktion der Haut vermindert wurde, was ihre Schutzmechanismen beeinträchtigte und bei höheren Konzentrationen zum Absterben der Hautzellen führte. Der normale Reifungsprozess der Zellen wurde durch den Kontakt mit dem Feinstaub gestört und es wurde vermehrt ein Signalstoff für Entzündungsprozesse produziert.

In diesem mimetischen In-vitro-Modell für luftschadstoffbedingte Hautschäden waren auch die Wassertransportprozesse beeinträchtigt.

Veränderungen in den Signalkaskaden für Zellwachstum und Zelltod sowie die Regulation von Genaktivitäten wurden ebenfalls beobachtet. Eine antioxidativ wirkende Substanz konnte das Gleichgewicht im Hautmodell nach der Feinstaubbelastung wiederherstellen. Dies deutet darauf hin, dass der Mechanismus der Hautschädigung durch Luftschadstoffe auf oxidativen Prozessen beruht. Die beobachteten Veränderungen können, wenn sie auf Alltagssituationen übertragen werden, letztlich die strukturelle Integrität der Haut beeinträchtigen und Hautkrankheiten, wie das atopische Ekzem, fördern oder verschlimmern.

Das hier entwickelte Modell der menschlichen Haut hat sich als gut geeignet erwiesen, um dosis- und zeitabhängige Veränderungen zu untersuchen, die durch Luftverschmutzung in der menschlichen Haut hervorgerufen werden. Diese Untersuchungsergebnisse wurden unter dem Titel „Air Particulate Matter Induces Skin Barrier Dysfunction and Water Transport Alteration on a
Reconstructed Human Epidermis Model“ im renommierten Journal of Investigative Dermatology 2020 veröffentlicht.

Frau Professor Silvya Stuchi Maria-Engler studierte Biologie und Zellbiologie an der Paulista State University und der University of Campinas in Sao Paulo, Brasilien, und promovierte dort in Biochemie und Molekularbiologie. Forschungstätigkeiten in San Francisco und Sao Paulo sowie ein Forschungsstipendium an der University of Michigan ergänzten ihre wissenschaftliche Ausbildung. Heute ist sie Professorin an der Abteilung für Klinische Chemie und Toxikologie der Fakultät für Pharmazeutische Wissenschaften der Universität Sao Paulo und beschäftigt sich intensiv mit der Entwicklung und Bewertung alternativer Methoden in der Pharmakologie und Toxikologie.

13. Heinz Maurer-Preis für klinische Forschung: Zusammenspiel des antioxidativen Systems der Haut und des Blutes und dessen Wichtigkeit zur Aufrechterhaltung des Redox-Gleichgewichtes im Körper


Frau Dr. rer. nat. Silke Lohan von der Charité – Universitätsmedizin Berlin wurde für ihre klinisch orientierten Untersuchungen zum Vergleich von Schädigungen und natürlichen Schutzmechanismen in Haut und Blut bei Rauchern und Nicht-Rauchern geehrt.

Rauchen verursacht im Körper schädliche Oxidationsprozesse, gegen die ein natürlicher Schutz durch so genannte Antioxidantien besteht. Die prämierte Studie zeigt, dass sich das hautbasierte antioxidative System von Rauchern grundlegend von dem von Nichtrauchern unterscheidet. Je mehr Radikale durch den Zigarettenkonsum im Körper entstehen, desto mehr
körpereigene Antioxidantien werden verbraucht – der Körper versucht aktiv einem zu hohen Anteil an oxidativem Stress entgegenzuwirken.

Interessanterweise weisen Raucher einen deutlichen Anstieg des körpereigenen Schutzsystems Glutathion (GSH) auf. Die Haut schützt den Körper somit nicht nur vor schädlichen Umwelteinflüssen, sondern hält einen Vorrat an Antioxidantien für den Bedarfsfall bereit. Durch intensive Pflege und Schutz der Hautbarrierefunktion, kann ihre Funktion als Antioxidantienspeicher unterstützt werden. Antioxidantien können aber auch durch die Nahrung sowie eine gezielte Hautpflege der Haut zugeführt werden und das körpereigene Abwehrsystem beim Abbau von oxidativem Stress unterstützen. Antioxidantien aus der Nahrung werden wegen ihrer schnellen Verfügbarkeit im Blut bevorzugt zur Bekämpfung von freien Radikalen eingesetzt, die durch aktive Stresssituationen entstehen. Ein erhöhter Gehalt an körpereigenen antioxidativ wirksamen Stoffen in der Haut ist dafür eher im „Dauerbetrieb“ im Einsatz und wirkt als eine Art „Puffersystem".

Mit vielfältigen, neuartigen Untersuchungsmethoden konnte erstmals gezeigt werden, dass körpereigene Antioxidantien bei Verbrauch stimuliert werden. Wie diese Regulation auf molekularbiologischer Ebene durch veränderte Genexpressionen bei erhöhtem Zigarettenkonsum abläuft, konnte in den Untersuchungen gezeigt werden. Solche Veränderungen können möglicherweise künftig als Biomarker für eine oxidative Belastung eingesetzt werden.

Diese Forschungsergebnisse wurden unter dem Titel „Analysis of the Status of the Cutaneous Endogenous and Exogenous Antioxidative System of Smokers and the Short-Term Effect of Defined Smoking Thereon“ in der Open-Access-Zeitschrift „Antioxidants” 2020 veröffentlicht, die von
internationalen Experten bewertet und vom MDPI (Multidisciplinary Digital Publishing Institute) monatlich online veröffentlicht wird.

Frau Dr. rer. nat. Silke Lohan wurde in Berlin geboren und studierte Biologie an der Freien Universität Berlin. 2013 schloss sie ihre Dissertation auf dem Gebiet der Humangenetik ab. Ihre Dissertation hat sie am Institut für Medizinische Genetik und Humangenetik der Charité und am Max-Planck-Institut für molekulare Genetik in Berlin verfasst. Im Oktober 2013 trat sie dem Centrum für Experimentelle und Angewandte Physiologie der Haut (CCP) an der Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie der Charité bei, wo sie als Post-doc tätig ist.

 

Veröffentlicht am: 27.07.2022

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