
Nvidia allein reichte nicht aus. Trotz glänzender Quartalszahlen, selbstbewusster Worte des CEOs und großer Euphorie im Tech-Sektor stürzten die US-Börsen am 20. November 2025 nach einem starken Handelsauftakt überraschend ins Minus. Sie erlitten damit den größten Trendumschwung an einem Tag seit dem Liberation Day – und davor seit Beginn der Corona-Krise.
Die Unsicherheit rund um KI, hohe Bewertungen und Investitionsausgaben prägt den aktuellen Rückgang an den Aktienmärkten. Doch möglicherweise steckt mehr dahinter. Besonders auffällig sind die deutlichen Anzeichen einer Abkühlung beim US-Konsum und bei Investitionen. Auf Verbraucherseite enttäuschten zuletzt die Quartalszahlen des Discounters Target und der Baumarktkette Home Depot. Auch Chipotle meldete rückläufige Ausgaben seiner Kundschaft. Gründe hierfür sind die anhaltend hohe Inflation, insbesondere bei Konsumgütern, ein schwächerer Arbeitsmarkt und die Wiederaufnahme der Rückzahlung von Studienkrediten – allesamt Faktoren, die US-Haushalte zum Sparen zwingen.
Privatanleger halten sich zurück – vertraute Stabilität gerät ins Wanken
Auch an den Märkten ist Zurückhaltung zu beobachten. Privatanleger, die in den vergangenen Jahren mit Nachkäufen bei Kursrücksetzern für Stabilität gesorgt haben, halten sich zunehmend zurück. Besonders schwach notierten zuletzt viele der bei Einzelanlegern beliebten Anlageklassen. Dazu zählen Kryptowährungen, Bitcoin-nahe Aktien und Tech-Werte ohne Gewinn. Gleichzeitig mehren sich die Verkäufe von gehebelten Produkten wie ETFs, die besonders bei amerikanischen Privatanlegern beliebt sind.
Konsum und Investitionen sind zwei Seiten derselben Medaille. Ob zuerst das Konsumverhalten oder die Marktstimmung kippte, lässt sich schwer sagen. Klar ist jedoch: Sinkt die Konsumkraft der Haushalte, leidet auch ihre Investitionsfreude – und umgekehrt. Der Aktienboom der vergangenen Jahre wirkte nämlich über den sogenannten „Wealth Effect“ als starker Treiber des privaten Konsums.
Konsum bremst, Vertrauen bröckelt – der doppelte Druck auf die Märkte
Das macht die wirtschaftliche Lage der US-Haushalte zu einem Schlüsselindikator. Fundamental orientierte Anleger halten sich angesichts hoher Bewertungen zurück und systematische Handelsstrategien verstärken Kursschwankungen eher. Zuletzt waren Privatanleger oft die stabilisierende Kaufkraft am Markt. Bricht diese Unterstützung weg, könnte sich die Marktmechanik spürbar verändern.
Zwar ist die Debatte über das langfristige Potenzial der KI berechtigt, doch kurzfristig lohnt sich ein Blick auf eine andere Frage: Wie geht es den amerikanischen Konsumenten? Wer den Märkten Impulse geben will, muss vor allem auf den wichtigsten Einflussfaktor der Haushaltseinkommen achten: den Arbeitsmarkt.