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Diese Zinssenkung der Fed hat vor allem Symbolcharakter

... von Dr. Daniel Grabowski, Investment-Research TARGOBANK



US-Notenbankchef Jerome Powell hatte die Zinssenkung lange herausgezögert, obwohl US-Präsident Donald Trump mehrfach öffentlich Zinssenkungen forderte. Powells lange Zurückhaltung hatte jedoch gute Gründe: Zum einen lag die Inflation in den USA im August mit 2,9 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat nochmal deutlicher über dem erklärten Fed-Ziel von 2,0 Prozent.

Zum anderen rechnen die Notenbanker damit, dass die Zollpolitik der Trump-Regierung den Inflationsdruck erhöhen wird, da sie Importwaren für Amerikaner tendenziell verteuert. Der jüngste Zinsschritt der US-Notenbank kann also durchaus als Zugeständnis an Donald Trump gewertet werden.

Die kleine Zinssenkung der US-Notenbank liegt weniger in Trumps anhaltendem Druck auf die Notenbanker begründet, sondern vielmehr in der Abkühlung der US-Konjunktur und schwachen Arbeitsmarktdaten. So stieg die Arbeitslosenquote von 4,0 Prozent im Januar auf 4,3 Prozent im August. Der monatliche Stellenaufbau ohne die saisonal schwankende Landwirtschaft sank von 323.000 im Dezember auf 22.000 im August. Besonders die Anträge auf Arbeitslosenhilfe schossen in der ersten September-Woche auf den höchsten Wert seit vier Jahren (263.000 Neuanträge).

Konjunkturstütze ohne Not

Dass die Fed nun nervös wird und sicherstellen will, dass die US-Wirtschaft nicht weiter abrutscht, ist vor dem Hintergrund der Inflationsgefahren dennoch eine bemerkenswerte Entscheidung – und hat vor allem Symbolcharakter. Damit signalisiert die Fed den Märkten, dass sie gewillt ist, die US-Konjunktur zu stützen. Das dürfte auch Donald Trump besänftigen. Zwar hat sich die US-Notenbank im Zweifel schon oft für die Arbeitsmarkt- anstelle der Preisstabilität entschieden, ihr duales Mandat macht dies möglich. Doch die Sorgen vor einem deutlichen US-Konjunkturabschwung erscheinen etwas überzogen. Unter dem Strich ist die Arbeitslosenquote weiterhin sehr niedrig, bewegt sich nahe der Vollbeschäftigung und ist insgesamt stabil.

Die geringe Zahl neuer Jobs ist dabei vor allem Trumps Kampf gegen die Immigration geschuldet – und somit weniger die Folge einer schwachen Konjunktur, sondern vielmehr Ausdruck politischer Entscheidungen. Zum Beispiel sind die festgestellten Grenzübergänge aus Mexiko von mehr als 200.000 pro Monat im Jahr 2023 auf zuletzt 8000 gefallen. Die niedrige Arbeitsmigration bremst den Aufbau neuer Stellen in einer von Alterung betroffenen Gesellschaft, in der es schlicht an Arbeitskräften mangelt. Die Zahl der Entlassungen ist in den USA hingegen auf einem niedrigen Niveau. Die hohen Neuanträge auf Arbeitslosenhilfe Anfang September sind dagegen bislang ein einzelner Datenpunkt, der auch ein statistischer Ausreißer sein könnte – etwa durch den massiven Stellenabbau in US-Behörden unter Trump.

USA: Grenzüberschreitungen durch Migranten aus Mexico, monatlich

Hinzu kommt: Die Konjunkturaussichten für die US-Wirtschaft sind eigentlich nicht schlecht. Die erhöhten Zölle schaden den US-Unternehmen unter dem Strich zwar etwas, doch die größte Unsicherheit hat sich gelegt. Auch der KI-Boom bringt hohe Investitionen in Hardware und talentierte Mitarbeiter mit sich, ebenso wie Produktivitätssteigerungen. Andere Entscheidungen der Trump-Administration, wie Deregulierung und Steuersenkungen, entfalten hingegen erst nach und nach ihre Wirkung. Es spricht also nichts dagegen, dass US-Konjunktur und -Arbeitsmarkt nach einer kleinen Delle weiterwachsen.

Inflation bleibt das Hauptproblem

Die Inflation bleibt für die Fed jedoch weiter ein schwer kalkulierbares Risiko. Die Zölle wirken ähnlich einer Mehrwertsteuer auf die Preise von importierten Waren und verteuern diese für Unternehmen und Konsumenten. Ein Großteil des Konsums fließt aber gar nicht in Waren, sondern zu rund 70 Prozent in Dienstleistungen. Diese sind nicht sonderlich von den Zöllen betroffen, sondern leiden unter der geschwächten Wirtschaft. Die Preise einzelner Dienstleistungen bewegen sich bereits disinflationär, sie steigen also langsamer und bremsen so die Gesamtinflation.

Welcher Effekt letzten Endes überwiegen wird, lässt sich noch nicht sagen. Erst wenn in einigen Monaten ausreichend Daten vorliegen, wird sich ein klareres Bild abzeichnen. Denn die Unternehmen haben im ersten Quartal vor Inkrafttreten der neuen Zölle zunächst Vorräte aufgebaut und diese im zweiten Quartal wieder abgebaut. Wie sie mit den nun höheren Kosten umgehen, zeigt sich also im Verlauf des dritten Quartals, zu dem noch nicht ausreichend Daten vorliegen – auch weil die letztendliche Höhe der Zölle erst seit August deutlicher zu erkennen ist. Wichtig für die Notenbank wird zudem sein, ob es zu Zweitrunden-Effekten kommt, etwa in Form steigender Löhne in Reaktion auf die Zölle. Entscheidend wird daneben sein, ob sich die Inflationserwartungen der Haushalte und Unternehmen weiter vom Zwei-Prozent-Ziel der Notenbank entfernen. In diesem Fall sind Zinssenkungen riskant, da sie tendenziell die Inflation weiter anheizen.

Zinsen dürften eher stabil bleiben

Zwar erwarten wir dieses Jahr noch eine kleine Zinssenkung – im Gegensatz zur Mehrheit der Ökonomen aber für das kommende Jahr eher ein unverändertes Zinsniveau, weil wir weiter von einer stabilen Konjunktur und einer zu hohen Inflation ausgehen. Deutliche Impulse für die Aktien- und Anleihemärkte sind von den Notenbankentscheidungen daher kaum zu erwarten.

 

Veröffentlicht am: 18.09.2025

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