
Während US-Präsident Donald Trump in seiner zweiten Amtszeit den Fokus u.a. auf die Senkung der Medikamentenpreise legt, geraten Gesundheitskonzerne wie UnitedHealth zunehmend unter Druck. Der politische Kurs zielt darauf ab, die Preismacht im Gesundheitssektor zu brechen – ein Vorhaben, das zwar Verbrauchern zugutekommt, aber die Margenrisiken für Versicherer und Dienstleister verschärfen könnte.
Vor diesem Hintergrund präsentierte UnitedHealth solide Ergebnisse für das dritte Quartal: Der Konzern übertraf die Erwartungen, hob seine Prognose für 2025 an und signalisierte operative Stabilität. Doch hinter den positiven Schlagzeilen bleibt der Margendruck hoch – ein strukturelles Problem für die gesamte Branche.
Wachstum dank höherer Prämien – keine echte Trendwende
UnitedHealth steigerte seinen Umsatz um zwölf Prozent auf 113,2 Milliarden US-Dollar und erzielte einen bereinigten Gewinn je Aktie von 2,92 US-Dollar, leicht über den Prognosen. Das operative Ergebnis belief sich auf 4,3 Milliarden US-Dollar, was einer Marge von 2,1 Prozent entspricht. Das Umsatzplus ging jedoch vor allem auf höhere Versicherungsprämien zurück, nicht auf organisches Wachstum. Damit bleibt fraglich, ob sich das Ergebnisniveau ohne Preisanpassungen halten lässt – insbesondere bei anhaltend hohen medizinischen Kosten.
Hohe Nutzung medizinischer Leistungen belastet Margen
Die Medical Care Ratio (MCR) – der Anteil der Versicherungsprämien, der in die Patientenversorgung fließt – stieg auf 89,9 Prozent. Das liegt deutlich über dem Branchendurchschnitt von etwa 80 Prozent und zeigt, dass die Belastungen aus höherer Leistungsausnutzung und gekürzten staatlichen Zuschüssen anhalten.
Die alternde Bevölkerung und der steigende Pflegebedarf erhöhen die Ausgaben zusätzlich. Damit bleibt die Frage, ob UnitedHealths Effizienzprogramme und Kostendisziplin ausreichen, um den strukturellen Margendruck auszugleichen. Das lässt sich auch an den Zahlen ablesen: Die Kernversicherungssparte UnitedHealthcare erwirtschaftete 87,1 Milliarden US-Dollar Umsatz, ein Plus von 16 Prozent, und betreut inzwischen über 50 Millionen Versicherte. Dennoch sanken die operativen Gewinne um 57 Prozent auf 1,8 Milliarden US-Dollar.
Das Management betonte zwar, die Trends lägen „im Rahmen der Erwartungen“, doch die Zahlen verdeutlichen, dass auch die größten Anbieter den Kostenschub nicht vollständig auffangen können.
Optum bleibt Stabilitätsanker
Die Dienstleistungssparte Optum wuchs um acht Prozent auf 69,2 Milliarden US-Dollar und kompensierte damit Schwächen im Versicherungsgeschäft. Besonders Optum Rx, die Pharmasparte, legte dank höherer Rezeptvolumina und neuer Kunden um 16 Prozent auf 39,7 Milliarden US-Dollar zu.
Zwar belasten teurere Spezialmedikamente kurzfristig die Margen, doch Optum bleibt das wachstumsstärkste Standbein im Konzern. Der operative Cashflow erreichte 5,9 Milliarden US-Dollar, während die Verschuldungsquote mit 44,1 Prozent stabil blieb – trotz der jüngsten Übernahme von Amedisys.
Angehobene Prognose als Signal der Zuversicht
UnitedHealth hob seine Prognose für das Gesamtjahr 2025 auf mindestens 14,90 US-Dollar Gewinn je Aktie (netto) bzw. 16,25 US-Dollar bereinigt an. CEO Tim Noel betonte, dass fortschreitende Digitalisierung und der Einsatz von Künstlicher Intelligenz zentrale Effizienztreiber bleiben: Rund 85 Prozent der Mitgliederanfragen würden bereits digital bearbeitet, 95 Prozent davon beim ersten Kontakt gelöst. KI-basierte Systeme sollen künftig Verwaltungskosten senken und die Servicequalität verbessern. Ein entscheidender Hebel, um trotz politischer Kostendämpfung profitabel zu bleiben.
Politisches Risiko: Kostendruck von oben
Trumps jüngste Ankündigungen zur Senkung von Medikamentenpreisen erhöhen den Druck auf alle Akteure des Gesundheitswesens. Reformvorschläge, die Preisverhandlungen zwischen Staat und Pharmaunternehmen erleichtern, könnten Margen in der gesamten Wertschöpfungskette schmälern.
Für UnitedHealth bedeutet das: niedrigere Medikamentenkosten auf der einen Seite, potenziell geringere Preisgestaltungsspielräume auf der anderen. Auch die Diskussion um Subventionen im Rahmen des Affordable Care Act bleibt ein Unsicherheitsfaktor – insbesondere, falls es zu einem weiteren Haushaltsstillstand kommen sollte.
Dividendenstärke und Vertrauen institutioneller Anleger
Trotz der Herausforderungen bleibt UnitedHealth ein Dividendenaristokrat mit über 25 Jahren ununterbrochener Ausschüttungssteigerungen – ein starkes Signal für langfristig orientierte Anleger.
Auch institutionelle Investoren halten dem Konzern die Treue: Berkshire Hathaway erhöhte im zweiten Quartal 2025 ihre Beteiligung um über fünf Millionen Aktien, ein Investment von rund 1,7 Milliarden US-Dollar. Ausdruck des Vertrauens in die Stabilität und das langfristige Potenzial des Unternehmens.
Bewertung und Ausblick
Nach dem Kursrückgang im Sommer auf 234 US-Dollar hat sich die Aktie auf zuletzt 381 US-Dollar erholt, bleibt aber weit unter dem Höchststand von 630 US-Dollar. Anleger setzen darauf, dass die Kombination aus Diversifizierung, Effizienzsteigerung und technologischem Fortschritt mittelfristig zu einer schrittweisen Erholung führen kann. Eine nachhaltige Rückkehr auf den Wachstumspfad setzt jedoch voraus, dass die Margen sich trotz politischem Kostendruck und steigender Gesundheitsausgaben stabilisieren.
Kurzfristig erscheint der Titel im Bereich zwischen 300 und 330 US-Dollar attraktiv bewertet, mit Potenzial für eine moderate Aufwärtsbewegung auf rund 440 US-Dollar innerhalb der nächsten zwölf Monate.
Stabilisierung mit politischem Beigeschmack
UnitedHealth präsentiert sich im dritten Quartal als robuster, aber nicht unverwundbarer Branchenriese. Die Ergebnisse zeigen operative Anpassungsfähigkeit. Doch die Kombination aus steigenden Kosten, regulatorischem Druck und politischem Reformwillen stellt das Geschäftsmodell vor neue Belastungsproben.
Die angehobene Prognose ist ein Signal der Stärke, bleibt jedoch von exogenen Faktoren abhängig. Für Investoren lautet die zentrale Frage: Kann UnitedHealth wachsen, wenn Washington die Preise drückt? Der Konzern hat bewiesen, dass er auf Veränderungen reagieren kann, doch der Weg zu nachhaltiger Margenerholung dürfte noch lang sein.