Naturbasierte Lösungen[1] erzielen hohe ökologische und soziale Erträge mit klarem wirtschaftlichem Wert. Nach Angaben der EU kann jeder Euro, der in die Renaturierung investiert wird – je nach Sektor und Standort – zwischen 4 und 38 Euro an Nutzen generieren. Trotz der klaren Vorteile werden NbS noch nicht in dem erforderlichen Umfang finanziert. Die Mobilisierung von Kapital für NbS durch Impact Bonds ermöglicht einen ersten Schritt nach vorne.
Die Mauer zwischen privat und öffentlich abreißen
Obwohl NbS in Sektoren wie Forstwirtschaft und Landwirtschaft privates Kapital anziehen, stammen weltweit rund 82 % der NbS-Investitionen aus öffentlichen Mitteln. Finanzinstitute können öffentliche NbS-Projekte allerdings weiterhin unterstützen. Ein noch wenig genutzter Weg zur Mobilisierung von NbS-Kapital von institutionellen Anlegern oder anderen privaten Quellen ist der Anleihemarkt. Öffentliche Einrichtungen können zur Unterstützung von Infrastrukturprojekten Anleihen ausgeben und die Kapitalkosten durch planmäßige Rückzahlungen an die Anleihegläubiger über einen bestimmten Zeitraum amortisieren. Dazu gehören auch grüne Anleihen, deren Erlöse für Umweltprojekte vorgesehen sind und deren Markt bis 2025 voraussichtlich auf 620 Milliarden US-Dollar wachsen wird. Bei solchen Anleihen werden NbS häufig neben nachhaltigen Verkehrs-, Energie- oder Immobilienprojekten in breitere Portfolios aufgenommen. Emittenten diversifizieren zunehmend in NbS. Laut Moody's machten Naturprojekte im Jahr 2024 rund 15 % der Erlöse aus grünen und nachhaltigen Anleihen aus.
Dieses Wachstum spiegelt wider, wie gut NbS und grüne Anleihen auf dem Papier zusammenpassen. Beispielsweise sind erfolgreiche NbS oft in regionale oder „landschaftsbezogene“ Biodiversitätsstrategien eingebettet, die in die Gestaltung von Anleihen integriert werden können. Darüber hinaus müssen Zahlungen nicht auf der Monetarisierung der NbS basieren, sondern können stattdessen aus dem allgemeinen Budget oder der Bilanz des Emittenten stammen. Dieser Ansatz trägt dazu bei, Transaktionskosten im Zusammenhang mit der Kommodifizierung komplexer Ökosystemleistungen zu vermeiden. Darüber hinaus können die Steuereinnahmen, die durch die mit NbS verbundene erhöhte Wirtschaftstätigkeit generiert werden, die Wirtschaftlichkeit für öffentliche Akteure stärken. In den USA beispielsweise generiert die Renaturierungswirtschaft durch direkte und indirekte Vorteile jährlich 24,5 Milliarden US-Dollar.
Welche Faktoren den „Boom der Naturanleihen“ verhindern
In einer von der Europäischen Union finanzierten Umfrage nannten Investoren grüne Anleihen als die am besten geeignete Anlageklasse für NbS-Investitionen. Grüne Anleihen können relativ risikoarme und stabile Renditen bieten und gleichzeitig Umweltziele unterstützen, wobei die Verwendung der Erlöse und die Wirkungsberichte für Transparenz sorgen.
Ein Hindernis ist allerdings die begrenzte Anzahl an investitionsreifen NbS-Projekten. Viele NbS-Initiativen sind lokal begrenzt, maßgeschneidert und langfristig angelegt. Daher kann es schwierig sein, genügend Projekte zu einem Portfolio zusammenzufassen, um eine Benchmark-Anleihe in Millionenhöhe zu unterlegen, zum Teil weil die Frühphasenfinanzierung für die Entwicklung von NbS-Projekten so knapp ist, dass sie keine Investitionen über eine Anleihe aufnehmen können.
Eine weitere Herausforderung ergibt sich aus Definitionslücken. So konzentriert sich beispielsweise die Grüne EU-Taxonomie in erster Linie auf den Klimaschutz und schließt Sektoren wie Land- und Forstwirtschaft aus ihren Definitionen aus. Infolgedessen können diese Sektoren nicht ohne Weiteres zu den taxonomiekonformen Ausgaben gezählt werden. Dies stellt ein Problem für Emittenten dar, die den EU-Standard für grüne Anleihen erfüllen wollen. Dieser schreibt eine zu 85 % taxonomiekonforme Verwendung der Erlöse vor. Die Kennzeichnung kann Investoren verwirren, da NbS oft unter weiter gefassten Begriffen wie Klimaanpassung oder natürliche Ressourcen aufgeführt sind. Dies erklärt die große Bandbreite (1 %–15 %) der Schätzungen der Erlöse aus Anleihen im Zusammenhang mit der biologischen Vielfalt.
Erfreulicherweise erweitern Entwicklungen wie die Nature Bond Guidance der ICMA und das wachsende Interesse der Investoren an Biodiversität den Umfang der Naturfinanzierung innerhalb des Marktes für grüne Anleihen. Um grüne Anleihen für Biodiversität jedoch in größerem Umfang zu nutzen, müssen Regierungen mit gutem Beispiel vorangehen, indem sie öffentliche Güter finanzieren, schädliche Subventionen umlenken und politische Rahmenbedingungen, wie die EU-Taxonomie, anpassen. Grüne Anleihen sind ein wichtiger Teil des Puzzles der Naturfinanzierung, aber um das volle Potenzial der Biodiversitätsfinanzierung auszuschöpfen, bedarf es einer koordinierten öffentlich-privaten Initiative für ehrgeizigere Ziele.
[1] Nature-based Solutions, NbS