^

URL: https://www.frauenfinanzseite.de/index.php?id=15,16349,0,0,1,0


Steuerreform 2025: Symbolpolitik statt Strukturwandel

Ein kritischer Blick auf die Pläne der Bundesregierung



Die neue schwarz-rote Koalition unter Kanzler Friedrich Merz präsentiert ihre Steuerreform als große Standortoffensive. Doch bei genauerer Betrachtung entpuppen sich viele Maßnahmen als kurzfristige Flickschusterei ohne nachhaltige Wirkung, weiß Udo Heimann, Steuerexperte und Unternehmer.

1. Der sogenannte „Investitionsbooster“ – ein Placebo für die Wirtschaft


Im Zentrum der Reform steht der ‚Investitionsbooster‘, der Sonderabschreibungen von 30 Prozent für Ausrüstungsinvestitionen in den Jahren 2025 bis 2027 vorsieht. Diese Maßnahme soll Unternehmen motivieren, mehr zu investieren – klingt auf dem Papier gut, ist aber de facto Symbolpolitik. Denn der Investitionsbooster ist zeitlich befristet und schafft lediglich einen kurzfristigen Anreiz. Wichtiger wäre eine grundlegende Reform, die die steuerlichen Rahmenbedingungen dauerhaft verbessert. Stattdessen wird das Steuerrecht durch diese Sonderregel weiter verkompliziert. Unternehmen müssen sich jetzt wieder mit befristeten Ausnahmen herumschlagen, was Planungssicherheit und Vertrauen untergräbt.

2. Körperschaftsteuer: Senkung ohne Gegenfinanzierung

Die angekündigte schrittweise Senkung der Körperschaftsteuer von 15 auf 10 Prozent bis 2032 soll die internationale Wettbewerbsfähigkeit stärken. Doch diese Entlastung ist teuer – und wie sie gegenfinanziert werden soll, bleibt völlig unklar. Die Bundesregierung setzt hier auf den Hoffnungsschimmer, dass die Steuersenkung sich durch steigendes Wachstum selbst trägt. Ein riskantes Spiel: Wenn die Konjunktur schwächelt, reißt die Reform ein noch größeres Loch in die Haushalte, und am Ende zahlen womöglich die Länder die Zeche – die bereits jetzt protestieren. Statt auf Wunschdenken zu setzen, wäre eine solide Gegenfinanzierung Pflicht.

3. Elektromobilität: Steuerliche Anreize mit begrenzter Wirkung

Die geplante Sonderabschreibung von 75 Prozent für Elektrofahrzeuge im Jahr des Kaufs bis 2027 klingt beeindruckend – ist aber ein klassischer Schnellschuss. Denn steuerliche Anreize allein reichen nicht, um die Elektromobilität nachhaltig voranzubringen. Ohne eine flächendeckende Ladeinfrastruktur und stabile Energiepreise verpufft der Effekt. Zudem wird durch solche Ausnahmen das Steuerrecht immer kleinteiliger und undurchschaubarer. Statt klarer Regeln gibt es wieder Sondertatbestände, die nur für einen kurzen Zeitraum gelten und langfristig eher für Verwirrung sorgen.

4. Pendlerpauschale und Gastronomie: Entlastungen auf Kosten der Länder

Auch die geplante Erhöhung der Pendlerpauschale sowie die dauerhafte Absenkung der Mehrwertsteuer auf Speisen in der Gastronomie auf sieben Prozent sollen Bürger und Betriebe entlasten. Doch die Rechnung zahlen die Länder, deren Steueranteile hier wegbrechen. Bereits jetzt melden sie Widerstand an – zurecht, denn während der Bund die großen Entlastungsversprechen macht, bleiben die Länder auf den Kosten sitzen. Die Reform verlagert also die Lasten, anstatt sie fair zu verteilen. Das schafft politischen Zündstoff und verschärft den Föderalismuskonflikt, der in den kommenden Jahren eskalieren könnte.

5. Bürokratieabbau: Gute Absichten ohne konkrete Maßnahmen


Grundsätzlich verspricht die Bundesregierung, das Steuerrecht zu entbürokratisieren und Genehmigungsverfahren zu beschleunigen – doch bisher bleibt es bei schönen Worten. Konkrete Maßnahmen, Fristen oder Umsetzungspläne fehlen weitgehend. Stattdessen wird das Steuerrecht durch neue Sonderregelungen wie den Investitionsbooster und die Elektro-Sonderabschreibungen weiter aufgebläht. So entwickelt sich der versprochene Bürokratieabbau zur Farce. Ohne eine echte Vereinfachung der Strukturen bleibt Deutschland ein Steuer-Dickicht, in dem sich vor allem Mittelständler kaum noch zurechtfinden.

Fazit: Viel Lärm um wenig Substanz

Die Steuerreform 2025 präsentiert sich als große Entlastungsoffensive, doch in Wahrheit ist sie ein Sammelsurium aus Sonderregeln. Temporäre Maßnahmen und steuerliche Strohfeuer ersetzen keine echte Strukturreform. Ohne klare Gegenfinanzierung droht die Reform die Haushalte der Länder massiv zu belasten und langfristig neue Löcher zu reißen. Statt mutiger Schritte sehen wir den altbekannten Kurs: Steuererleichterungen auf Pump, Sonderabschreibungen als Placebo – und ein Steuerrecht, das mit jedem Jahr komplizierter wird. Deutschland bräuchte eine mutige Steuerreform, die Strukturen vereinfacht, Bürokratie abbaut und klare, verlässliche Rahmenbedingungen schafft. Stattdessen gibt es ein Flickwerk, das mehr Fragen aufwirft als Antworten liefert. Mutig, ehrlich, nachhaltig – das wäre nötig. Was wir aber bekommen, ist Symbolpolitik mit begrenztem Haltbarkeitsdatum.

 

Veröffentlicht am: 07.06.2025

AusdruckenArtikel drucken

LesenzeichenLesezeichen speichern

FeedbackMit uns Kontakt aufnehmen

FacebookTeile diesen Beitrag auf Facebook

Nächsten Artikel lesen

Vorherigen Artikel lesen

 

Neu:

▪ DWS Chart der Woche: Nach wie vor konstruktiv

▪ Asset Allocation: Vor der Sommerpause ist Vorsicht geboten

▪ Urlaub ohne Nebenwirkungen

▪ Steuerreform 2025: Symbolpolitik statt Strukturwandel

▪ UniCredit Bank Austria Volkswirtschaft Bundesländeranalyse 2024 und Ausblick 2025

▪ Young Euro Classic sucht Publikumsjury

▪ 13F-Daten in der Analyse

▪ Julia Kautz: "KAUTZ"

▪ Mythen, Missverständnisse und Menstruation

▪ Geldpolitische Entscheidung der EZB – Zinspause? Es hängt von den Daten ab


 

 

 

 

Werbung

Werbung

 

 

 

Werbung

             

 

Besuchen Sie auch diese Seiten in unserem Netzwerk:
| Börsen-Lexikon
| Fotograf Fotomensch Berlin
| Geld & Genuss
| gentleman today
| genussmaenner.de
| geniesserinnen.de
| instock.de
| marketingmensch | Agentur für Marketing, Werbung & Internet
| Unter der Lupe

© 2024 by frauenfinanzseite.de, Groß-Schacksdorf. Alle Rechte vorbehalten.