
Eigentlich könnte die Europäische Zentralbank (EZB) die letzte Sitzung des Jahres 2025 in weihnachtlicher Gemütlichkeit ausklingen lassen. Das Wachstum in der Eurozone hat mit 0,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr im dritten Quartal positiv überrascht, und auch die wirtschaftlichen Stimmungsindikatoren deuten für das vierte Quartal auf ein robustes Wachstum hin.
Gleichzeitig bewegt sich die Inflationsrate weiterhin in der Nähe des 2-Prozentziels der EZB. Es gilt daher als ausgemachte Sache, dass die EZB den Einlagesatz bei 2 Prozent belassen wird. Mit Überraschungen unter dem EZB-Weihnachtsbaum in Frankfurt ist nicht zu rechnen. Lediglich die jüngsten Äußerungen von EZB-Direktorin Isabel Schnabel könnten der Pressekonferenz im Anschluss an den Zinsentscheid noch etwas Würze verleihen. In einem Interview vom 8. Dezember erklärte Schnabel, dass sie die Markterwartungen teile, wonach der nächste Schritt der EZB eine Zinserhöhung sein werde. Einen Hinweis auf den genauen Zeitpunkt gab sie jedoch nicht.
Wir rechnen schon seit Längerem damit, dass ein Anstieg der Inflation in der Eurozone, der durch ein höheres Lohnwachstum angetrieben wird, die EZB letztendlich dazu nötigen wird, ihren Einlagensatz schrittweise von 2,0 auf 3,0 Prozent anzuheben. Hierzu wird es aber voraussichtlich erst in der zweiten Hälfte 2027 kommen und nicht bereits im kommenden Jahr. Die zuletzt starken Marktbewegungen als Reaktion auf das Interview mit Schnabel scheinen daher etwas übertrieben.