^

URL: https://www.frauenfinanzseite.de/index.php?id=1,17006,0,0,1,0


UniCredit Bank Austria Konjunktureinschätzung 2026/27

Die Weltwirtschaft zeigt sich belastbar und anpassungsfähig bei Trump 2.0


„Die Weltwirtschaft wird ihre Anpassungsfähigkeit, an die durch Trump 2.0 veränderten wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen weiter zeigen, doch die Risiken sind klar abwärtsgerichtet. Langanhaltende Unsicherheit, mehr Protektionismus und Schocks im Arbeitskräfteangebot werden zu negativen Nachfrageeffekten führen. Nach einer Verlangsamung auf 2,9 Prozent im kommenden Jahr wird sich das globale Wachstum 2027 aber wieder auf 3,2 Prozent erhöhen“, meint UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer einleitend zum aktuellen Konjunkturüberblick der UniCredit Bank Austria.

Er ergänzt: „Die negativen Nachfrageeffekte werden sich durch die Verschiebung des globalen Handels hin zu Dienstleistungen, beschleunigt durch die weitere Digitalisierung und den Einsatz von Künstlicher Intelligenz schrittweise abschwächen. Auch die Förderung der Herstellung von strategischen Gütern wie zum Beispiel Halbleitern, um die Abhängigkeit von China zu verringern, sowie die Erhöhung der Verteidigungsanstrengungen werden ausgleichende Wirkung zeigen. Damit verbunden ist jedoch die Gefahr einer höheren fiskalischen Verwundbarkeit und von Korrekturen an den Finanzmärkten.“

Fiskalische Unterstützung, hohe Investitionen in KI, günstigere Finanzierungsbedingung durch eine Lockerung der Geldpolitik und eine gewissen Entschärfung der politischen Unsicherheiten bzw. die Gewöhnung daran werden in den USA ein solides Wirtschaftswachstum von 2,1 Prozent im kommenden Jahr und 2,0 Prozent 2027 ermöglichen. Das Hauptrisiko für den Ausblick bleibt nach Einschätzung der Ökonomen der UniCredit Bank Austria die Inflation. Die Weitergabe der Zölle an die Verbraucher wird sich mit der Leerung der im Vorfeld der Zolleinführungen aufgefüllten Lager in den kommenden Monaten verstärken, so dass die Kerninflation in den nächsten Monaten mit 3,5 Prozent ihren Höchststand erreichen wird. Ab der zweiten Jahreshälfte 2026 wird der Aufwärtsdruck jedoch nachlassen, allerdings dürfte die Inflation in den USA bis 2027 über dem Zielwert liegen.

Die Wirtschaft des Euroraums hat bisher den Zollsturm besser überstanden als erwartet, doch die Investitionstätigkeit ist verhalten und der Konsum durch eine hohe Sparneigung gedämpft. Die Trendwende sollte eine expansivere Fiskalpolitik einleiten. Die Investitionen der Next Generation EU (NGEU) werden vor Ablauf des Programms Ende 2026 auf Hochtouren laufen, doch der Schub durch Deutschlands Infrastruktur- und Verteidigungsprogramme wird nur allmählich aufgrund von Umsetzungsproblemen und Engpässen einsetzen und auch der paneuropäische Aufrüstungsplan wird wahrscheinlich nur geringe Impulse bringen.

„Nach einem langsamen Start erwarten wir eine allmähliche Beschleunigung der europäischen Wirtschaft im Laufe des Jahres 2026, unterstützt durch fiskalpolitische Initiativen, eine Verringerung der zollbedingten Unsicherheit und die nachträgliche Wirkung der EZB-Zinssenkungen. Nach einem Anstieg des BIP von 1,0 Prozent 2026 gehen wir für 2027 von einem etwas höherem Wirtschaftswachstum von 1,4 Prozent aus“, meint Bruckbauer.

Die Inflation im Euroraum bleibt niedrig, zumal das Lohnwachstum weiter nachlässt. Die Teuerung wird in den kommenden beiden Jahren voraussichtlich sogar unter 2 Prozent liegen mit einem Tiefpunkt Ende oder Anfang 2027. Unterstützt wird die moderate Inflationsentwicklung von niedrigen Energiepreisen. Die anhaltende Überversorgung des Weltölmarkts wird den Rohölpreis in einem Bereich von 60 bis 65 US-Dollar pro Barell halten, wobei die Risiken sogar eher nach unten tendieren. Auch bei Gas zeichnet sich aufgrund eines steigenden LNG-Angebots eine Überversorgung ab, die den durchschnittlichen Preis 2026 auf 30 bis 35 Euro pro Megawattstunde senken sollte, jedoch bei hoher Volatilität abhängig von den Wintertemperaturen.

EZB bleibt in Wartestellung, doch zwei Zinssenkungen der Fed erwartet

„Wir erwarten bis auf weiteres keine Zinsschritte der Europäischen Zentralbank, so dass der Einlagenzins über einen längeren Zeitraum bei 2 Prozent gehalten werden wird. Angesichts der noch schwachen Konjunktur und einer Inflation leicht unter dem Zielwert besteht das Risiko, dass die EZB in der ersten Jahreshälfte 2026 jedoch noch eine weitere, finale Zinssenkung vornehmen könnte. Die Verbesserung der Konjunktur sollte jedenfalls Ende 2027 die EZB zu einer Zinserhöhung um 25 Basispunkte veranlassen“, meint Bruckbauer.

Im Gegensatz zur EZB wird die US-Notenbank den Leitzinssatz, voraussichtlich in zwei Schritten zu Beginn der zweiten Jahreshälfte und Ende 2026 auf eine Spanne von 3,25 bis 3,50 Prozent senken und 2027 keine weiteren Schritte mehr setzen. Die hohe Kerninflation und das solide Wachstum sprechen gegen frühere bzw. stärkere Zinssenkungen. Mit dem Ende der Amtszeit von Jerome Powell als Fed-Vorsitzender könnte sich der politische Einfluss zwar verstärken, doch die Unabhängigkeit der Zentralbank sollte dabei nicht in Frage gestellt werden.

„Obwohl das Zinsdifferenzial für eine Stärkung des US-Dollars gegenüber dem Euro sprechen würde, wird sich der Verkaufsdruck auf den US-Dollar im Jahr 2026 angesichts der politischen Unsicherheiten voraussichtlich fortsetzen. Allerdings scheint eine Abschwächung des US-Dollars um 12 Prozent wie im bisherigen Jahresverlauf 2025 unwahrscheinlich. Wir erwarten einen Wechselkurs von 1,18 Ende 2026 und 1,20 Ende 2027. Der Raum für einen Anstieg über die Marke von 1,20 für einen Euro scheint nicht gegeben“, meint Bruckbauer.

Schrittweise Verbesserung der Konjunktur in Österreich

„Die österreichische Wirtschaft hat 2025 den Weg aus der Rezession gefunden und setzt nach einer Stabilisierungsphase langsam zu einer Erholung an“, meint UniCredit Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl und ergänzt: „Die Stimmung in der heimischen Wirtschaft hat sich im Jahresverlauf 2025 in allen Wirtschaftssektoren verbessert. Der UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator sank im November marginal auf minus 1,4 Punkte, was jedoch weiterhin eine pessimistische Grundstimmung wiedergibt und den noch fragilen Konjunkturtrend unterstreicht.“

Im November hat sich in der Industrie bei stabilen Exportumfeld die Stimmung verbessert. Dagegen zeigte sich am Bau und auch im Dienstleistungssektor ein geringfügiger Rückgang, allerdings wird im Dienstleistungssektor die Konjunkturlage weiterhin günstiger als im Euroraum eingeschätzt. 

Die Konjunkturhoffnungen ruhen weiterhin auf der Inlandsnachfrage


Die Inlandsnachfrage hat 2025 den Belastungen durch die US-Zollpolitik für den Außenhandel entgegengehalten und nach zwei Jahren mit einem Rückgang einen leichten Anstieg des BIP um voraussichtlich 0,3 Prozent ermöglicht. Allerdings blieb die Entwicklung der Inlandsnachfrage hinter den Erwartungen zurück. Infolge der wirtschaftlichen und geopolitischen Unsicherheiten hielt sich trotz gesunkener Zinsen eine hohe Investitionszurückhaltung. Zudem blieb die Konsumdynamik infolge der hohen Sparneigung, die vor allem der hartnäckigen Inflation geschuldet ist, gedämpft.

„Die Stärke der Erholung der heimischen Wirtschaft wird 2026 entscheidend von der Entwicklung der Inlandsnachfrage abhängen. Zum einen sollten die Nachwirkungen der Leitzinssenkungen positiv auf die Investitionstätigkeit wirken, zumal sich eine leichte Aufhellung der Hochbaukonjunktur anzukündigen scheint. Zum anderen sollte der Rückgang der Inflation zu einem langsamen Abflauen der Sparneigung beitragen und den privaten Konsum etwas mehr Schwung verleihen können“, so Pudschedl optimistisch und ergänzt: „Angesichts der Folgen der wirtschaftspolitischen Neuausrichtung der USA für den globalen Handel sowie der strukturellen Probleme im stark exportorientierten österreichischen Industriesektor wird der Außenhandel zumindest 2026 die Konjunktur in Österreich voraussichtlich weiter belasten. Der negative Effekt sollte sich jedoch schrittweise verringern, da sich die heimischen Betriebe an die neuen Rahmenbedingungen immer besser anzupassen wissen.“

Die Ökonomen der UniCredit Bank Austria gehen davon aus, dass sich die fragile Konjunkturverbesserung fortsetzen wird und eine moderate Erholung einsetzt. Das Wirtschaftswachstum sollte sich 2026 auf 1,0 Prozent und weiter 2027 auf 1,5 Prozent erhöhen.

Demografische Effekte entlasten den österreichischen Arbeitsmarkt

Trotz des nur moderaten Erholungstempos der österreichischen Wirtschaft ist in den kommenden beiden Jahren mit einem Rückgang der Arbeitslosenquote zu rechnen. Bereits Ende 2026 verringerte sich die Anspannung am Arbeitsmarkt deutlich. Die saisonbereinigte Beschäftigung stabilisierte sich und die Anzahl der Arbeitssuchenden stieg nur noch marginal. Die durchschnittliche Arbeitslosenquote dürfte 2026 auf 7,4 Prozent sinken, nach 7,5 Prozent im Jahr 2025. Für 2027 ist von einem weiteren Rückgang der Arbeitslosenquote auf zumindest 7,3 Prozent auszugehen, gestützt auf eine verhaltene Entwicklung des Arbeitskräfteangebots unter anderem durch das Ausscheiden geburtenstarker Jahrgänge aus dem Arbeitsprozess.

Beruhigung der Inflation, aber keine Entwarnung

Die Inflation wird zu Beginn 2026 – begünstigt durch den Wegfall des erhöhenden Effekts des Auslaufens der Strompreisbremse Anfang 2025 aus der Berechnung – deutlich sinken. Allerdings werden Zweitrundeneffekte im Dienstleistungsbereich weiter für eine deutlich höhere Inflation als im Euroraum sorgen. „Wir gehen für 2026 von einem Rückgang der Teuerung auf 2,4 Prozent, nach 3,5 Prozent im Jahresdurchschnitt 2025 aus. Sofern starke Rohstoffpreisausschläge ausbleiben, sollte sich eine Verlangsamung der Inflation auch 2027 fortsetzen und eine Teuerungsrate von nur noch 2,0 Prozent erlauben. Damit wird die Inflation in Österreich 2027 voraussichtlich erstmals seit sieben Jahren im Jahresdurchschnitt die EZB-Zielvorgabe erreichen“, meint Pudschedl. 

 

Veröffentlicht am: 04.12.2025

AusdruckenArtikel drucken

LesenzeichenLesezeichen speichern

FeedbackMit uns Kontakt aufnehmen

FacebookTeile diesen Beitrag auf Facebook

Nächsten Artikel lesen

Vorherigen Artikel lesen

 

Neu:

▪ Japanischer Kapitalmarkt: Chancen steigen

▪ J.P. Morgan Asset Management: Boom oder Blase?

▪ UniCredit Bank Austria Konjunktureinschätzung 2026/27

▪ Barberini Music Walks

▪ Chinesische Tech-Aktien – Der KI-Hype und die harte Realität

▪ Neues Jahr, alter Trend – Gold bietet immer noch Chancen

▪ Schrumpfende Bevölkerungen, wachsende Risiken

▪ Aktive Small-Cap-Allokationen bieten asymmetrische Renditen

▪ Inflation in der Eurozone bei 2,2 Prozent im November – Dienstleistungspreise steigen weiter an

▪ 5.300 – das Maß aller Börsendinge


 

 

 

 

Werbung

Werbung

 

 

 

Werbung

             

 

Besuchen Sie auch diese Seiten in unserem Netzwerk:
| Börsen-Lexikon
| Fotograf Fotomensch Berlin
| Geld & Genuss
| gentleman today
| genussmaenner.de
| geniesserinnen.de
| instock.de
| marketingmensch | Agentur für Marketing, Werbung & Internet
| Unter der Lupe

© 2024 by frauenfinanzseite.de, Groß-Schacksdorf. Alle Rechte vorbehalten.