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Eine zweite Börsen-Jahreshälfte wie 2020?

Ein Kommentar von Jens Klatt, Marktanalyst beim Online-Broker XTB



Das erste Börsen-Halbjahr 2025 erinnert mit seinem turbulenten Verlauf an die erste Hälfte des ersten Corona-Jahres 2020. Warum der Vergleich hinkt und dennoch in einigen Punkten Parallelen zu erkennen sind – und was das für die zweite Hälfte des laufenden Börsenjahres bedeuten könnte.

Berlin, 21. Juli 2025 – In den ersten sechs Monaten dieses Jahres hat der Aktienmarkt nahezu alle Facetten gezeigt: Soliden Zuwächsen zu Anfang des Jahres – im US-amerikanischen Dow Jones immerhin über den gesamten Januar, im deutschen DAX sogar bis in den März hinein – folgte anschließend eine Korrektur, die Anfang April in einen Crash mündete. Das war ein kurzer, heftiger Ausverkauf – auf den aber wieder eine ebenso kurze und deutliche Erholung folgte.

Auslöser besagter Korrektur und des anschließenden Einbruchs war der von US-Präsident Donald Trump schon zuvor angekündigte Liberation Day, der 2. April, an dem er nahezu den sämtlichen Rest der Welt mit hohen Zöllen für in die Staaten importierte Waren belegte. Mit Relativierungen, Pausen und Ausnahmen beruhigte Trump die Märkte allerdings von der ersten Panik, so dass die Kurse im Anschluss wieder auf ein Niveau stiegen, das jenes vom Anfang des Jahres mittlerweile wieder übertroffen hat – das betrifft sowohl die US-Indizes als auch den DAX.

Unterschiede und Parallelen zu 2020

In der ersten Hälfte 2020 hatten wir – zumindest an den Kursen – Vergleichbares gesehen: Die Angst vor einer Covid-bedingten Weltwirtschaftskrise drückte die Aktienkurse im Frühjahr 2020 kurzzeitig im historischen Crash-Modus nach unten – bevor eben diese Notierungen sich nahezu genauso schnell wieder erholten, um von dort in Richtung weiterer Höhen zu steigen.

Nun hinkt der Vergleich zwischen der Situation heute und vor fünf Jahren gewaltig. Damals waren kriegerische Konflikte in Ukraine und Gaza – zumindest für den Außenstehenden und vor allem im Vergleich mit dem aktuellen Ausmaß – noch nicht einmal in Sicht. Überhaupt waren Belastungen der Märkte durch geopolitische Entwicklungen seinerzeit viel weniger ein Thema als heute.

Wo sich allerdings Parallelen ziehen lassen, ist die Bedrohung der Weltwirtschaft. Mit dem Unterschied, dass es 2020 eine weltweite Pandemie war, die drohte, die gesamte globale Konjunktur lahmzulegen – und diesmal sind es die Trumpschen Zollkapriolen, die für ähnliche Gedankenspiele sorgen. Von daher ist es vielleicht nicht unbedingt ein zuverlässiger Indikator, aber zumindest bemerkenswert, dass die Aktienmärkte im zweiten Halbjahr 2020 zumindest so stabil blieben, dass sie mit einem leichten bis mittleren Plus aus dem Gesamtjahr gingen: Im DAX waren es 3,5 Prozent, der breite US-Index S&P 500 konnte das Jahr 2020 sogar mit einem Zuwachs von 16 Prozent beenden.

Der Faktor Trump und die Märkte
Eine entscheidende Rolle für die Entwicklung der Kapitalmärkte in der zweiten Hälfte dieses Jahres dürften daher erneut die Aktivitäten von Donald Trump spielen. Dabei stellt sich die Frage, ob seine Entscheidungen wirklich so erratisch sind, wie sie von vielen Beobachtern dargestellt werden, oder ob hinter seinem mitunter nicht stringent anmutenden Kurs nicht doch kalkulierte Überlegungen stecken.

Fakt ist, dass Trumps bisherige Politik dem Nimbus des US-Dollar als Leitwährung einen veritablen Schaden zugefügt hat – dass aber genau das offenbar sein Plan war bzw. ist. Auf diesem Weg verringert Trump sowohl das US-Handelsdefizit als auch den enorm hohen Schuldenberg seines Landes. Zudem dürfte Trump mit vielen seiner bisherigen Entscheidungen und Äußerungen auch im Blick gehabt haben die Zinsen zu senken. Da es ihm bislang nicht gelungen ist, Jerome Powell, Chef der US-Notenbank Fed, von der Notwendigkeit niedrigerer Zinsen zu überzeugen, stellt sich die Frage, was er noch unternehmen wird. Das wird die Frage sein, die wie ein Damoklesschwert über dem zweiten Börsenhalbjahr schwebt.

Warum die Börsen gut laufen

Interessant ist allerdings im Übrigen, dass die Aktienmärkte von höheren Zinsen nicht mehr so beeindruckt zu sein scheinen wie früher: S&P500 und Dow bewegen sich, seit sie sich vom Liberation-Day-Schock erholt haben, nahezu kontinuierlich nach oben – hohe Zinsen hin oder her. Europäische Aktien wiederum profitieren von der Stärke des Euro gegenüber dem Dollar, die die Inflation in Europa bremst und damit der EZB Spielraum für Zinssenkungen lässt.

Der Grund für die Resilienz des Marktes könnte sein, dass die Marktteilnehmer das Unausweichliche bereits vorwegnehmen. So beließ die Fed, anders als die EZB, auf ihrer Zinssitzung im Juni den Leitzins in einer Spanne von 4,25 bis 4,5% und änderte auch nichts an ihrer Zinsprognose für das Gesamtjahr 2025, wonach die Mehrzahl der stimmberechtigten Fed-Mitglieder bis Dezember mit zwei Zinssenkungen von jeweils 25 Basispunkten rechnet. 

Außer Frage steht, dass die Fed und Powell mit dieser Haltung geradewegs auf Konfrontationskurs mit US-Präsident Donald Trump gehen, der eben einen geldpolitisch lockeren Kurs und zügige Zinssenkungen befürwortet, um die Finanzierungsbedingungen von Unternehmen zu verbessern, aber auch der sich abkühlenden US-Wirtschaft entgegenzuwirken. 

Doch: Die Argumentationsgrundlage der Fed bröckelt, und die jüngste Re-Formulierung des Status Quo ist zunehmend unverständlich, speziell im konjunkturellen Kontext: Die aktuellen Inflationszahlen aus den USA zeigen eine Abkühlung, im Handelskonflikt ganz besonders mit China zeichnet sich eine deutliche Entspannung ab, die US-Wirtschaft hingegen schwächelt, wie jüngste Zahlen vom Arbeitsmarkt unterstreichen. 

26.000 im DAX schon 2025?
Egal, wie man zu Trump steht: Wenn er Zinssenkungen fordert, hat er die Argumente derzeit klar auf seiner Seite und Powell wird es zunehmend schwerfallen, Unterstützung für den geldpolitischen Kurs der Fed zu finden – selbst bei Trump-Kritikern. 

Und vermutlich ist es genau dieser Umstand, der Aktien dies- und jenseits des Atlantiks aktuell bereits aufwärts treibt. Vor diesem Hintergrund lässt er nicht nur die „25 in 25“ im DAX sehr wahrscheinlich werden – ein Wortspiel, das sich auf ein Niveau von 25.000 Punkten im Jahr 2025 bezieht –, vielmehr deutet einiges darauf hin, dass das Motto im deutschen Leitindex sogar „26 in 25“ lauten könnte. 

 

Veröffentlicht am: 22.07.2025

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