
Die  Konjunkturstimmung in Österreich verbesserte sich zu Jahresbeginn  leicht. „Der UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator stieg im Jänner  auf minus 2,6 Punkte, bleibt damit aber vorläufig auf sehr niedrigem  Niveau“, meint UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer. 
Er  ergänzt: „Nach der Verschlechterung in der zweiten Jahreshälfte 2024,  die in einem Jahrestiefstand im Dezember mündete, erholte sich die  Konjunkturstimmung in Österreich zu Jahresbeginn wieder ein wenig.“ Zwar  belasten die Probleme im Exportgeschäft weiterhin, doch die  verbesserten Rahmenbedingungen für die Inlandsnachfrage durch die  niedrigere Inflation und die gesunkenen Zinsen werden für die  Unternehmer und Konsumenten in Österreich stärker spürbar und führte zu  einer leichten Verbesserung des Stimmungsbarometers. „Allerdings ist das  Niveau des UniCredit Bank Austria Konjunkturindikators weiterhin  niedrig und bewegt sich auf ähnlicher Höhe wie im Jahresdurchschnitt  2023 und 2024, beides Jahre, die einen BIP-Rückgang in Österreich um  rund ein Prozent gebracht haben“, so Bruckbauer weiter.
Die Stimmung verbesserte sich zu Jahresbeginn in fast allen Wirtschaftssektoren geringfügig
Der  Anstieg des UniCredit Bank Austria Konjunkturindikators wurde zu Beginn  2025 von einer allgemeinen Verbesserung der Konjunkturstimmung  getragen. Ausschließlich am Bau trübte sich die Stimmung im Jänner  wieder etwas ein. Während sich die Lage bei den Ausbaugewerben stabil  und im Tiefbau sogar deutlich verbessert zeigte, verursachte die mäßige  Auftragsentwicklung im Hochbau zunehmend Sorgen. Begünstigt von einer  leichten Verbesserung der globalen Industrienachfrage, insbesondere in  einigen europäischen Absatzmärkten, ging der Pessimismus in der  Verarbeitenden Industrie in Österreich etwas zurück, blieb aber im  langjährigen Vergleich sehr hoch. Wie schon in den Vormonaten war die  Lebensmittelproduktion zu Jahresbeginn die einzige Industriebranche, in  der eine positive Konjunkturstimmung herrschte.
„Den größten  Anteil am Anstieg des UniCredit Bank Austria Konjunkturindikators im  Jänner hatte die deutliche Verbesserung der Stimmung im  Dienstleistungssektor. Neben dem Tourismus und dem Einzelhandel  verspürten nun auch der Handel mit Kraftfahrzeugen sowie auch die  Transportdienstleistungen mehr Rückenwind“, meint Bruckbauer und  ergänzt: „Insgesamt blieb die Stimmung im Dienstleistungssektor im  Jänner jedoch noch unter dem langjährigen Durchschnitt, belastet von der  unverändert hohen Verunsicherung der Verbraucher. Trotz hoher realer  Lohnzuwächse übten sich die Konsumenten weiterhin in Kaufzurückhaltung  und sparten in höherem Ausmaß als üblich.“
Die Konjunkturstimmung  in Österreich hinkt weiter der europäischen hinterher. In allen  Sektoren der heimischen Wirtschaft war die Lageeinschätzung ungünstiger  als im Euroraum. Allerdings hat sich der Abstand im Vergleich zu den  Vormonaten mittlerweile verringert. In der Industrie ist der Pessimismus  in Österreich jedoch immer noch deutlich größer als im europäischen  Durchschnitt. 
Kleine Schritte aus der Stagnation
„Eine  Schwalbe macht noch keinen Sommer“, meint UniCredit Bank Austria Ökonom  Walter Pudschedl und ergänzt: „Der leichte Anstieg der  Konjunkturstimmung in Österreich zu Jahresbeginn 2025 ist erfreulich,  aber die Anzeichen für ein rasches Ende der Wachstumsschwäche der  österreichischen Wirtschaft sind derzeit nicht zu sehen. Wir bleiben  jedoch weiterhin optimistisch, dass sich die Verbesserung der  Rahmenbedingungen über die Inlandsnachfrage im Verlauf des Jahres  zunehmend positiv niederschlagen wird und Österreich ein drittes  Rezessionsjahr erspart bleibt. Allerdings werden zum einen der  gestiegene Protektionismus im Außenhandel und andererseits eine  restriktive Fiskalpolitik die Wachstumsaussichten begrenzen. Wir haben  unsere BIP-Prognose für 2025 von 0,9 Prozent auf 0,3 Prozent reduziert.“
Die  wirtschaftliche Entwicklung in Österreich wird 2025 ganz entscheidend  davon abhängig sein, wie rasch und wie stark sich die Beruhigung der  Inflation und die weitere Lockerung der Geldpolitik auf die Dynamik von  Konsum und Investitionen auswirken wird. Da die nominellen  Lohnsteigerungen voraussichtlich erneut die Inflation übersteigen  werden, wird die reale Kaufkraft weiter zunehmen und so werden im  Verlauf des Jahres die Einbußen des Inflationsschocks endgültig  ausgeglichen werden. In der Folge sollten die heimischen Konsumenten  langsam ihre Kaufzurückhaltung ablegen. Allerdings werden die anhaltend  hohe Verunsicherung, zunehmende Sorgen um den Arbeitsplatz sowie  budgetäre Maßnahmen einer starken Belebung des Konsums entgegenwirken.  Weitere Zinssenkungen der EZB sollten die Investitionsbereitschaft der  heimischen Unternehmer positiv beeinflussen, besonders im Baubereich.  Einer deutlichen Stärkung der Investitionsdynamik steht jedoch vorerst  der aktuell unterdurchschnittliche Auslastungsgrad der heimischen  Wirtschaft sowie der Gegenwind im Exportgeschäft aufgrund einer  verminderten Wettbewerbsposition sowie der Verschärfung des  Protektionismus gegenüber.
Arbeitslosigkeit steigt weiter, aber nur moderat
Angesichts  der anhaltenden Konjunkturschwäche zeigt sich der Arbeitsmarkt in  Österreich weiterhin relativ robust. Die Arbeitslosenquote betrug im  Jänner saisonbereinigt 7,2 Prozent mit leichter Aufwärtstendenz. „Der  Aufwärtstrend der Arbeitslosenquote wird sich voraussichtlich bis ins  Jahr 2026 fortsetzen, jedoch überschaubar bleiben. Nach durchschnittlich  7,2 Prozent im Jahr 2024 gehen wir für 2025 von einer Arbeitslosenquote  von 7,3 Prozent aus, die sich 2026 auf diesem Niveau stabilisieren  sollte“, so Pudschedl. Der verlangsamte Anstieg des  Arbeitskräfteangebots bedingt durch das Ausscheiden der Baby-Boomer  Generation aus dem Arbeitsprozess, die geringere Zuwanderung und die  hohe Beliebtheit von Teilzeitarbeit werden einer starken  Verschlechterung der Lage am Arbeitsmarkt entgegenwirken.
Inflationsanstieg zu Jahresbeginn nur temporär
Nach  den niedrigen Inflationswerten Ende 2024 kam es zu Jahresbeginn zu  einem deutlichen Preisschub, ausgelöst durch das Auslaufen der  Strompreisbremse, der Erhöhung der CO2-Bepreisung sowie tourlicher  Preisanpassungen. Der Anstieg der Teuerung auf über 3 Prozent im  Jahresvergleich fiel jedoch überraschend stark aus, wozu offenbar  kostenbedingte Preiserhöhungen in einigen Dienstleistungsbereichen mit  guter Nachfrageentwicklung beigetragen haben dürften. Nachdem die zweite  Jahreshälfte 2024 von einer Angleichung geprägt gewesen war, weist  Österreich damit erneut einen spürbaren Inflationsaufschlag gegenüber  dem Euroraum auf.
Allerdings sollten die Zweitrundeneffekte im  Dienstleistungssektor sowie eine nachlassende Preissetzungskraft der  Güterhersteller angesichts der schwachen Konjunktur in den kommenden  Monaten für eine schrittweise Verlangsamung der Teuerung sorgen.  „Aufgrund des überraschend starken Anstiegs der Inflation zu  Jahresbeginn haben wir unsere Prognose für 2025 von durchschnittlich 2,2  auf 2,5 Prozent angehoben. Bedingt durch den weiter nachlassenden  Preisdruck aus dem Dienstleistungssektor und unter der Annahme, dass es  zu keinen Verwerfungen auf den Rohstoffmärkten kommt, gehen wir für 2026  weiterhin von einer Teuerung von 1,9 Prozent aus“, so Pudschedl.
Weiter Leitzinssenkungen in der Pipeline
Die  Europäische Zentralbank ist erwartungsgemäß mit einer weiteren  Zinssenkung um 25 Basispunkte ins Jahr 2025 gestartet. „Wir rechnen  angesichts der Beruhigung der Inflation mit einer Fortsetzung der  Lockerung der Geldpolitik im Euroraum durch die EZB in den kommenden  Monaten. Bis Ende 2025 gehen wir von einer Verringerung der Leitzinsen  um weitere 100 Basispunkte aus, sodass der Einlagenzins mit 1,75 Prozent  sein Endniveau im laufenden Zinszyklus erreichen sollte“, meint  Bruckbauer und ergänzt abschließend: „Die Geldpolitik der EZB dürfte mit  dem Absenken der Zinsen unter das neutrale Niveau von rund zwei Prozent  damit leicht expansiv ausgerichtet werden. Die verhaltenen  Konjunkturaussichten sowie die Belastungen für die europäische  Wirtschaft durch die protektionistische Außenhandelspolitik der USA  könnten die EZB nach unserer Einschätzung zu diesem Schritt  veranlassen.“