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Montag, 17. November 2025
   
 

Yolomanie, Fomofokus oder doch Bürokratie?

... von Thomas Böckelmann, leitender Portfoliomanager der Dolphinvest Capital



Das Motto „You Only Live Once“ (Du lebst nur einmal) und das Motiv „Fear of Missing Out“ (Angst, etwas zu verpassen) bestimmen nach wie vor das Anlageverhalten zahlreicher Marktteilnehmer in einem unverändert von Unsicherheiten geprägten Kapitalmarktumfeld.


„Die Aktienmärkte kämpfen weiter mit neuen Allzeithochs, die Höhenluft wird spürbar dünner. Die Zinsmärkte zeigen sich unentschlossen und volatil. Spannend wird vor allem, ob Investoren bei neu ausgegebenen Staatsanleihen beherzt zugreifen oder höhere Renditen fordern. Rohstoff- und Energiemärkte profitieren von der weltwirtschaftlichen Stabilität auch Dank der Wiedererstarkung Chinas und vor allem strukturellen Verschiebungen“, fasst Thomas Böckelmann, leitender Portfoliomanager der Dolphinvest Capital, die derzeitige Situation zusammen. Und weiter: „Wie gut, dass es das Thema Künstliche Intelligenz (AI oder KI) gibt, an dem man sich euphorisieren kann.“

Allein die Nachricht, dass Elon Musk seinen geplanten xAI-Supercomputer aus Nvidia-Chips bauen will, beförderte die Aktie jüngst um 7 % oder knapp 500 Mrd. US-Dollar Börsenwert weiter nach oben. Mittlerweile ist das Unternehmen an der Börse mehr wert als alle 40 deutschen DAX-Unternehmen zusammen. Das Unternehmen, das nach Erwartung der Analysten seinen Umsatz 2024 gegenüber dem Vorjahr verdoppeln und seinen Gewinn vervierfachen wird, ist laut Böckelmann unbestritten der disruptive Monopolist im Bereich KI und damit Projektionsfläche für alle Phantasien. Der Portfoliomanager gibt zu bedenken: „Warnungen bezüglich einer sich verändernden Konkurrenzsituation und Kritik an den KI-Wachstumsprognosen werden ignoriert. Sorgen um die Tatsache, dass Nvidia über keine eigenen Produktionsstätten verfügt, sondern mehrheitlich in Taiwan produzieren lässt, werden trotz geopolitischen Säbelrasselns ausgeblendet.“

Europa wählt

Im Juni steht die Europawahl an. Bei aller gerechtfertigter Kritik an der Euphorie um KI und dem nicht enden wollenden US-Optimismus, würde sich der Experte etwas Aufbruchstimmung in Europa wünschen. „Zwar reden verantwortliche Politiker viel von Stärkung der Marktwirtschaft, Wettbewerbsfähigkeit, Innovations- und Standortförderung. Das hat aber leider oft den Charakter von Sonntagsreden. In der Realwirtschaft kommen hauptsächlich übergriffige Bürokratie und eine oft inkompetent anmutende, völlig anmaßende Planwirtschaft bis hin zum Protektionismus an“, so sein Urteil.

Unter den größten 21 Volkswirtschaften gilt die USA als Lieblingsstandort Nr. 1 für Unternehmen, Deutschland liegt abgeschlagen auf Rang 19. Im Mai schockte die Unternehmensberatung McKinsey mit ihren Berechnungen für die Energiewende in Deutschland. 10.000 Mrd. Euro wird der klimagerechte Umbau bis 2045 verschlingen. „Das sind 12.500 Euro pro Kopf oder die dreifache Jahreswirtschaftsleistung des ganzen Landes, die vierfache aktuelle Staatsverschuldung – für ein Projekt, dass lediglich die ursprüngliche Energieversorgung ersetzt. Es sind also keine wachstumsfördernden Erweiterungsinvestitionen damit verbunden“, rechnet der Portfoliomanager vor.

Europa zwischen USA und China

Große Unternehmen wie BASF verlagern Investitionen nach China und schließen erste Standorte in Deutschland. Laut Umfrage der Deutschen Industrie- und Handelskammer im Mai fahren 40 % der energieintensiven Unternehmen ihre Investitionen in Deutschland zurück. 37 % aller Mittelständler investieren wegen gestiegenen Standortkosten und Bürokratie lieber im Ausland.

Böckelmann hofft, dass zumindest nach der EU-Wahl ein Ruck durch Europa geht. In der Sandwich-Position zwischen USA und China bedürfe es an Selbstbewusstsein, Stärkung der Wettbewerbs- und Innovationskraft sowie an Reform- und Leistungsbereitschaft: „Der Export von Werte- und Moralvorstellungen ist kein funktionierendes Geschäftsmodell. Europa braucht einen ‚Whatever it takes‘-Moment wie 2012, als Mario Draghi die berühmten Worte zur Rettung der Eurokrise sprach, dann aber auch konsequent handelte.“

Ein Einstieg könnte in den Augen des Experten die Abkehr vom im Mai final verabschiedeten Lieferkettengesetz sein, welches den Menschenrechten wenig diene, ansonsten aber der Konkurrenz in Nordamerika und Asien helfe. Oder auch die Abkehr vom Verbrenner-Verbot. Statt sich bei Rohstoffen und Lieferketten für E-Autos von China abhängig zu machen, böten e-Fuels die Chance, nicht nur die Neufahrzeuge, sondern auch die Altflotte mit bis zu 90 % weniger CO2 zu fahren. Gleichzeitig könne man bestehende Infrastruktur nutzen und hätte Know-how sowie alle nötigen Produktionsstätten in der EU.

 

Veröffentlicht am: 03.06.2024

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