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Samstag, 20. April 2024
   
 

UniCredit Bank Austria Branchenüberblick

Das Branchenklima ist zu Herbstbeginn 2020 nur in einigen Wirtschaftsbereichen wirklich aufgeklart.

Wie der aktuelle Branchenüberblick der UniCredit Bank Austria zeigt, haben sich bis September die Produktionserwartungen der Unternehmen für die nächsten Monate in zwei größeren Industriebranchen, der Chemie und der Herstellung von Informations- und Kommunikationstechnik, am Bau und in einigen wirtschaftsnahen Diensten per Saldo verbessert oder sind positiv geblieben. In der Dienstleistung profitieren IT-Dienstleister, im Einzelhandel boomen der Lebensmittelhandel und Baumärkte. Umsatz- beziehungsweise Produktionseinbußen, die bis zur Jahresmitte in den meisten Sektoren verbucht wurden, können aber in den meisten Fällen nur zu einem geringen Teil aufgeholt werden.

IT-Dienstleister erleben Aufschwung, andere Dienstleistungsbranchen überwiegend pessimistisch

Als einzige Dienstleistungssparte konnten die Anbieter von Informationstechnikdiensten im ersten Halbjahr 2020 ein Umsatzwachstum verbuchen, von 3 Prozent nominell. Die Unternehmen sind im Vergleich zu anderen Sparten im Sektor auch im September noch optimistischer geworden und lassen damit weitere Umsatzzuwächse erwarten. Ebenso rechnet eine Mehrzahl der Anbieter freiberuflicher und technischer Dienste, dazu zählen unter anderem die Wirtschaftstreuhänder, Ingenieurbüros und die Werbung, mit Nachfragezuwächsen in den nächsten Monaten. Das Halbjahresminus von 6 Prozent in dem Bereich sollte großteils ausgeglichen werden.

Von der Coronakrise sind jene Dienstleistungsbereiche besonders betroffen, in denen die Unternehmen aufgrund des Lockdowns vollständig schließen mussten, beziehungsweise Bereiche, die weiterhin unter den Einschränkungen infolge der Pandemie leiden.

Die höchsten Umsatzeinbußen verbuchten im ersten Halbjahr 2020 (den jüngsten verfügbaren Umsatzergebnissen) die Reisebüros und Veranstalter mit knapp 60 Prozent, das Beherbergungs- und Gastgewerbe mit 34 Prozent und der Bereich Kultur und persönliche Dienstleistungen mit rund 18 Prozent. Der Rückgang der Nachfrage nach persönlichen Dienstleistungen und Kulturveranstaltungen kann naturgemäß nicht nachgeholt werden.

Auch die Tourismusbetriebe werden nur einen geringen Teil ihrer Umsatzausfälle mit Mehreinnahmen von inländischen Gästen kompensieren können. Im September sind die Unternehmen im Beherbergungs- und Gastgewerbe in den Nachfrageerwartungen für die nächsten Monate wieder pessimistischer geworden. „In der Sommersaison 2020 sind die Umsätze im heimischen Reiseverkehr stark gesunken. Zudem wurden die ersten Anzeichen einer Erholung der Tourismuskonjunktur von den in den letzten Wochen wieder erweiterten Reisewarnungen in Europa konterkariert. Voraussichtlich wird der Tourismus 2020 mit einem Rekordminus von über 30 Prozent beenden“, sagt UniCredit Bank Austria Ökonom Günter Wolf.

Im Verkehrssektor werden die Paketdienste einen größeren Teil ihrer Umsatzeinbußen vom ersten Halbjahr, von 5 Prozent nominell, im weiteren Jahresverlauf wieder wettmachen können. Die Branche konnte die Einbußen im Unternehmensbereich (B2B-Lieferungen) 2020 bisher nur zum Teil mit Mehrlieferungen an Haushalte (B2C) auffangen.

Im Gegensatz zu den Paketdiensten, wo sich zuletzt noch im September die Nachfrageerwartungen für die nächsten Monate weiter verbesserten, sind die Unternehmen im Personen- und Gütertransport sehr pessimistisch geblieben. Die Ergebnisse der Konjunkturbefragung lassen den Schluss zu, dass das Transportgewerbe, wie auch die Arbeitskräftevermittler, ihr Umsatzminus von jeweils 20 Prozent vom ersten Halbjahr bis Jahresende kaum abbauen können. Beiden Branchen fehlen stärkere Nachfrageimpulse vor allem von Seiten der Industrie.

Im Einzelhandel, Lebensmittelhandel und Baumärkte im Plus, sonst weitere Einbußen erwartet

Die Einzelhandelskonjunktur ist im ersten Halbjahr 2020 je nach Segment sehr unterschiedlich verlaufen: Während die Umsätze im großflächigen Lebensmittelhandel um 11 Prozent und bei den Baumärkten noch um 5 Prozent gestiegen sind (beide Sparten tragen zusammen knapp 40 Prozent zum Sektorumsatz bei), verbuchten der Bekleidungs- und der Schuhhandel Einbußen von jeweils knapp 30 Prozent. Hier ist die Nachfrage zum Teil verstärkt zu Onlineanbietern abgewandert und zum Teil wurden die geplanten Ausgaben, vor allem für dauerhafte Konsumgüter, gespart.

Im Rahmen der jüngsten Konjunkturbefragung im September sind die Geschäftserwartungen der Nicht-Lebensmittelsparten im Einzelhandel pessimistisch geblieben. Die Einschätzungen decken sich mit der unverändert geringen Bereitschaft der österreichischen Konsumenten, größere Anschaffungen zu machen. Das heißt, dass im weiteren Jahresverlauf im Einzelhandel Umsatzzuwächse unwahrscheinlich sind. Nicht zuletzt wird auch der Lebensmitteleinzelhandel aufgrund der wieder eröffneten Gastronomie deutlich langsamer wachsen.

Der Kfz-Handel leidet unter krisenbedingt schlechter Konsumentenstimmung

Der Fahrzeughandel leidet 2020 nicht nur unter der krisenbedingt schlechten Konsumentenstimmung, sondern auch unter der Kaufzurückhaltung aufgrund des Technologiewandels bei den Fahrzeugen und den Änderungen der Kfz-Steuer seit Oktober. Im ersten Halbjahr ist der Branchenumsatz inklusive der Werkstättenumsätze um knapp 20 Prozent gesunken. Die Pkw-Neuzulassungen sind im laufenden Jahr, nach einem Rückgang von mehr als 30 Prozent in den ersten acht Monaten, im September erstmals wieder leicht gestiegen, um 6 Prozent. Allerdings sind die Unternehmen noch im September in den Nachfrageerwartungen für die nächsten Monate in der Mehrzahl pessimistisch geblieben. Das heißt, auch wenn der Fahrzeugabsatz und der Spartenumsatz im vierten Quartal weiter an Schwung gewinnen, muss der Autohandel 2020 mit einem Umsatzminus von mehr als 10 Prozent rechnen.

Großhandel profitiert von Konjunkturerholung


Der Großhandel reagiert aufgrund seiner engen Verflechtung mit dem Produktionsbereich fast unmittelbar auf Änderungen des Wirtschaftswachstums, vor allem auf die Investitionstätigkeit und die Außenhandelsentwicklung. Insofern sollte die Branche von der erwarteten leichten Konjunkturerholung im zweiten Halbjahr profitieren und den Umsatzverlust von 9 Prozent vom ersten Halbjahr reduzieren können.

Baukonjunktur bleibt stabil, das Branchenklima verbessert sich

Im ersten Halbjahr 2020 ist der Bauumsatz um 2 Prozent nominell gesunken. Ein moderater Rückschlag unter Berücksichtigung der überdurchschnittlich guten Ergebnisse im selben Vorjahreszeitraum und ein Hinweis, dass die Bauwirtschaft die Krise bisher relativ unbeschadet überstanden hat. Das Minus ist vollständig im Hochbau angefallen, wobei der Wohnbau, der Wirtschaftsbau und die Baunebengewerbe gleichermaßen betroffen waren. Gleichzeitig ist der Tiefbauumsatz leicht gestiegen. Die Umsatzergebnisse spiegeln sich in der seit Monaten positiven Entwicklung des Geschäftsvertrauens der Bauunternehmen, das zuletzt noch im September in allen drei Sparten gestiegen ist.

Die verfügbaren Konjunkturindikatoren lassen den Schluss zu, dass die Baukonjunktur im zweiten Halbjahr 2020 stabil bleibt und das Umsatzminus vom ersten Halbjahr großteils abgebaut werden kann. Nicht zuletzt berichten die Unternehmen im Sektordurchschnitt noch im dritten Quartal 2020 eine überdurchschnittlich hohe Kapazitätsauslastung von mehr als 6 Monaten. Vor allem im Tiefbau sorgen die Auftragsbestände für eine Auslastung von fast 11 Monaten (im Vergleich zu 7 Monaten in den letzten zehn Jahren ). Zudem wächst der Bedarf an neuem Wohnraum. Gemessen an der Entwicklung der Wohnbaupreise, die im ersten Halbjahr 2020 mit 3,2 Prozent nur wenig langsamer als in den zwei wohnbauintensiven Vorjahren zugelegt haben, hat die Nachfrage nach Bauleistungen in dem Segment wenig vom Schwung der letzten Jahre verloren.

Industriekonjunktur signalisiert Erholung im zweiten Halbjahr 2020

Die Industriekonjunktur wird sich im zweiten Halbjahr 2020 erholen. Allerdings kann das Produktionsminus von 12 Prozent aus der ersten Jahreshälfte voraussichtlich nur zu einem geringen Teil ausgeglichen werden. Das Branchenklima ist im September erst in zwei größeren Industriebranchen aufgeklart, der Chemie und der Herstellung von Informations- und Kommunikationstechnik (kurz Elektronik).

Die Chemie wird ihr Produktionsplus von 1,2 Prozent vom ersten Halbjahr bis Jahresende wahrscheinlich etwas ausbauen können. Hingegen wird das Produktionsminus in der Elektronik von knapp 9 Prozent vom ersten Halbjahr nicht ganz ausgeglichen werden. In anderen größeren Industriebranchen sind die Produktionserwartungen für die nächsten Monate und damit auch das Branchenklima im September per Saldo negativ geblieben, wie in der Stahlindustrie und der Elektrotechnik oder haben sich wieder verschlechtert, wie in der Metallverarbeitung und im Maschinenbau. Die Branchen werden bis Jahresende nur einen kleinen Teil ihrer Produktionseinbußen vom ersten Halbjahr aufholen.

Im Produktionssektor hinterlässt die Krise bei den Investitionsgüterbranchen, die eng in internationale Zulieferketten eingebunden sind und den Großteil ihrer Produkte im Export absetzen, tiefe Spuren. Dazu zählen vor allem die Fahrzeugerzeugung, die zudem technologisch bedingte Restrukturierungsmaßnahmen belasten, der Maschinenbau und zum Teil die Metallerzeugung- und verarbeitung. Bei diesen Branchen ist die Produktion bis Juni 2020 um 15 Prozent bis über 30 Prozent in der Kfz-Industrie gesunken. Überdurchschnittlich hohe Einbußen berichten auch kleinere, konsumnahe Industriebranchen, die Gebrauchsartikel wie Bekleidung und Schuhe oder Druckereiwaren erzeugen.

„Zwar sind auch die Unternehmen der Kfz-Industrie in ihren Produktionserwartungen im September wieder etwas vorsichtiger geworden. Allerdings waren Erwartungen bereits in den Vormonaten per Saldo mehrheitlich positiv. Zudem ist die Kapazitätsauslastung der Branche im dritten Quartal wieder gestiegen. Dementsprechend dürfte die Kfz-Industrie im weiteren Jahresverlauf 2020 noch an Fahrt gewinnen“, sagt Günter Wolf, Ökonom der UniCredit Bank Austria.

Industrie profitiert von den Kurzarbeitsprogrammen


Mithilfe der Kurzarbeitsprogramme konnten 2020 vor allem in der Industrie bisher stärkere Beschäftigungseinbußen vermieden werden. Bis Mitte August entfielen auf den Sektor rund 30 Prozent aller seit Beginn der Programme bewilligten Anträge (im Sektor arbeiten aber nur 17 Prozent der unselbständig Beschäftigten). Trotzdem die Kapazitätsauslastung der Industrie im zweiten Quartal auf 74 Prozent und damit tiefer als im Krisenjahr 2009 gefallen ist, ist die Zahl der Arbeitsplätze bis August 2020 nur um 1,4 Prozent gesunken, 2009 um insgesamt 5,4 Prozent.

Es ist zwar zu befürchten, dass 2020 und 2021 noch mehr Industriebeschäftigte, die jetzt noch in Kurzarbeit sind, ihre Arbeit verlieren werden. Allerdings bleibt das Ausmaß und vermutlich auch die Dauer der aktuellen Beschäftigungskrise im Vergleich zu 2009 moderat, als die Industriebeschäftigung erst nach neun Jahren ihr Vorkrisenniveau wieder erreichte.

 

Veröffentlicht am: 04.10.2020

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