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Donnerstag, 25. April 2024
   
 

UniCredit Bank Austria Analyse

Gestiegene Energiekosten belasten die heimische Wirtschaft stark



In den ersten drei Oktoberwochen 2022 kostete Erdgas im österreichischen Großhandel rund 150 Euro pro Megawattstunde und damit um 900 Prozent mehr als 2019, elektrische Energie mit 190 Euro pro Megawattstunde um 400 Prozent mehr.

Im Vergleich dazu kostete Erdgas in den USA im Oktober 2022 umgerechnet nur 23 Euro pro Megawattstunde und Strom 64 Euro. Im selben Zeitraum sind die Preise für Rohöl und Rohölprodukte in Österreich zwar deutlich schwächer, allerdings je nach Produkt noch um rund 60 bis 130 Prozent gestiegen.

„Auf jeden Fall spüren fast alle Unternehmen die Auswirkungen der hohen Energiekosten, nicht nur in den überdurchschnittlich energieintensiven Branchen, wie der Luftfahrt, Chemie-, Papier- und der Stahlindustrie“, sagt UniCredit Bank Austria Ökonom Günter Wolf. Die vier Branchen hatten 2019 einen Energiebedarf von deutlich mehr als 25 Terajoule pro Million Euro Wertschöpfung, im Vergleich zu knapp knapp 8 Terajoule pro Million Euro Wertschöpfung der Unternehmen im Industriedurchschnitt. Insgesamt entfällt auf diese Branchen 45 Prozent des gesamten Energieeinsatzes der gewerblichen Wirtschaft in Österreich.

Zweitrundeneffekte in weniger energieintensiven Produktions- und Dienstleistungsbranchen


Mit den steigenden Energiepreisen wächst auch die Kostenbelastung der Unternehmen, die von Produkten und Leistungen besonders energieintensiver Branchen in Form von Vorleistungen abhängig sind. Zwar werden die höheren Preise in unterschiedlichem Ausmaß, vor allem abhängig von der spezifischen Wettbewerbssituation, und erst oft mit einiger Verzögerung weitergegeben. Dennoch können die Zweitrundeneffekte steigender Energiepreise erheblich sein, je mehr Produkte die Unternehmen von energieintensiveren Branchen beziehen.

Zu den von Zweitrundeneffekten besonders betroffenen Branchen zählen neben der Erzeugung von Lebensmitteln, von Kunststoffwaren und von Baustoffen, auch Dienstleistungsbranchen wie das Beherbergungsgewerbe und die Gastronomie sowie Alten- und Pflegeheime. Beispielsweise bezieht die Lebensmittel- und Getränkeindustrie 61 Prozent ihrer Vorleistungen von den zehn energieintensivsten Branchen (inklusive der Produkte aus der eigenen Branche, die in unterschiedlichen Produktionsstufen weiterverarbeitet werden). Etwas mehr als die Hälfte des Inputs stammt von der Landwirtschaft. Gleichzeitig liefert die Lebensmittelindustrie ein Drittel der Vorleistungen der Gastronomie und noch 12 Prozent der Pflege- und Altenheime.

Anteil der Energieaufwendungen  an den Erlösen der Lebensmittelerzeugung hat sich seit 2019 mehr als verfünffacht

Die Entwicklung der Energieaufwendungen in Relation zu den Erlösen zeigt, dass die Belastungen durch die hohen Energiepreise zwischen den Branchen und auf Spartenebene sehr unterschiedlich ausfallen. Zum Beispiel hat die Chemieindustrie 2019 im Branchendurchschnitt 3 Prozent der Erlöse für Energie ausgegeben, die Hersteller von Industriegasen 15 Prozent. In der Lebensmittelindustrie beliefen sich die Energieausgaben auf knapp 2 Prozent der Erlöse, in der Sparte Mühlen auf mehr als 4 Prozent. Allerdings ist die Energierechnung seit 2019 in allen Branchen und vermutlich in den meisten Sparten erheblich gestiegen.

Unter der Annahme, dass sich die Anteile der Energieträger am Energieeinsatz nicht veränderten, hat sich die Kostenbelastung im Industriedurchschnitt mehr als vervierfacht. In Summe sind die Energiekosten um rund 16 Milliarden Euro gestiegen, von 2 Prozent der Erlöse 2019 auf etwa 8 Prozent bis zum dritten Quartal 2022. Dazu lieferten nicht nur die energieintensiven, großen Branchen, wie die Stahl-, Chemie- und Baustoffindustrie, hohe Beiträge. Die Energieausgaben der Lebensmittelerzeugung beispielsweise legten sogar überdurchschnittlich stark zu, von knapp 2 Prozent auf mehr als 10 Prozent der Erlöse. Hintergrund davon ist der hohe Anteil von Erdgas am Energieeinsatz der Branche von mehr als 50 Prozent (im Vergleich zu 28 Prozent im Industriedurchschnitt 2019) und der masssive Zuwachs der Gaspreise.

Im Dienstleistungsbereich ist die Energiekostenbelastung zusätzlich zum Verkehr auch im Tourismussektor besonders stark gestiegen, im Transportgewerbe um 5,1 Milliarden Euro und im Beherbergungs- und Gastronomiewesen um 2,5 Milliarden Euro. Dass in den beiden tourismusnahen Branchen der Energieanteil an den Erlösen in den letzten drei Jahren von 3 Prozent auf 15 Prozent zugelegt hat, ist zum Teil auch mit dem schwachen Wachstum der Einnahmen des Sektors zu erklären, die zur Jahresmitte das Niveau aus 2019 noch nicht erreicht haben.

Mit einem Anteil der Energiekosten von über 3 Prozent an den Erlösen zählt auch der Bereich Information und Kommunikation zu den vom Energiepreiseanstieg stärker betroffenen Dienstleistungsbereichen. 2019 lag der Anteil noch unter 1 Prozent. Hier dürfte vor allem das fehlende Wachstum im Verlagswesen wesentlich zum Zuwachs des Energiekostenanteils an den Erlösen beigetragen haben.

Mögliche Wettbewerbsverluste aufgrund der hohen Energiepreise

Ein hoher Energieverbrauch und steigende Energiepreise führen aber nicht zwangsläufig zu Produktionseinschränkungen und zur Erosion der Unternehmensgewinne. Die Betroffenheit der Unternehmen hängt von den Gewinnmargen ab und von der Fähigkeit, Preiserhöhungen an die Kunden weiterzugeben. Insofern sind die Marktmacht und die Konkurrenzsituation im Markt entscheidende Faktoren. Je exponierter eine Branche gegenüber den Konkurrenten aus Ländern mit billigerer Energie ist, wie zum Beispiel den USA, desto stärkere Produktions- und Gewinneinbußen sind zu erwarten. Wie bereits erwähnt, kostete Erdgas in den USA im Durchschnitt der ersten drei Oktoberwochen umgerechnet nur 23 Euro pro Megawattstunde, in Österreich 150 Euro pro Megawattstunde. In weiterer Folge muss auch mit Produktionsverlagerungen an günstigere Standorte gerechnet werden.

„Um die Wettbewerbsposition sehr exponierter Branchen beziehungsweise das wirtschaftliche Überleben kleinerer Gewerbebetriebe zu sichern, braucht es auf jeden Fall politische Unterstützung“, sagt Wolf abschließend. Die Schätzung der Energiekosten für 2022 zeigt, dass es zumindest im Produktionsbereich keine Branchen gibt, wo der Energiekostenanteil an den Erlösen unter 3 Prozent liegt, der Grenze, die für den Energiekostenzuschuss für Firmen festgelegt wurde.

 

Veröffentlicht am: 30.10.2022

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