Das Wachstum der Weltwirtschaft hat sich auch im 3. Quartal 2019 verlangsamt. Eine Entwicklung, die sich 2020 fortsetzen dürfte, wenn auch in abgeschwächter Form.
Die Talsohle im weltweit zur Schwäche neigenden Industriesektor scheint derweil erreicht oder zumindest in Sichtweite zu sein. Dem steht aber eine weitere Eintrübung im Dienstleistungssektor gegenüber. Unterstützend für die globale Konjunktur wirken die Aussichten auf ein Teilabkommen im Handelskonflikt zwischen den USA und China.
Finanzmärkte
Die Finanzmarktakteure scheinen unseren vorsichtigen Konjunkturoptimismus zu teilen. Die Aktienmärkte notieren vielerorts auf neuen Höchstständen. Die Luft wird aber immer dünner, da sich weitere geldpolitische Lockerungen oder deutlich bessere Konjunkturdaten nicht unmittelbar abzeichnen. Auch die Renditen haben sich von ihren Tiefpunkten im Sommer verabschiedet und weisen unseres Erachtens wieder ein den Konjunktur- und Inflationsaussichten angemessenes Niveau auf. Von einem weiteren Anstieg des Renditeniveaus gehen wir in naher Zukunft allerdings nicht aus. Die Realrenditen werden folglich auf tiefem Niveau verharren, sodass die Opportunitätskosten des zinslosen Goldes niedrig bleiben.
Argumente für Stabilisierung der Weltwirtschaft
Die Weltwirtschaft befindet sich insgesamt in einer immer noch schwachen Verfassung und die weiteren Aussichten lassen sich momentan nur schwer einschätzen. Insgesamt sind wir aber nach wie vor der Überzeugung, dass die Argumente überwiegen, die für eine Stabilisierung der Weltwirtschaft sprechen. Neben den Fortschritten im Industriesektor und der Aussicht auf einen Waffenstillstand im chinesisch-amerikanischen Handelsstreit dürften auch die Notenbanken ihren Teil dazu beitragen. Aufgrund der nach wie vor (zu) niedrigen Inflation werden sie ihre ultra-expansive Geldpolitik noch längere Zeit fortsetzen und punktuell sogar weiter lockern. Die Finanzierungsbedingungen (Financial Conditions) sind denn auch so locker wie seit Jahren nicht mehr.
Aktien: Schweiz bleibt vergleichsweise attraktiv
Die börsennotierten Unternehmen der Schweiz bestechen im Vergleich mit denen anderer Regionen nach wie vor durch eine hohe Wettbewerbsfähigkeit. Ihre Gewinnwachstumserwartungen sind nicht nur aufgrund steigender Umsätze, sondern auch wegen hoher Kostendisziplin überdurchschnittlich. Dafür sind Investoren bereit eine Prämie zu bezahlen, denn auch das KGV des Schweizer Markts liegt über dem globalen Mittelwert. Sicherlich sind auch vom aktuellen Gewinn- und Margenniveau aus noch weitere Verbesserungen möglich, aber es wird schwieriger. Den Vorsprung gegenüber den anderen Regionen sollten Schweizer Unternehmen allerdings behalten. Insgesamt halten wir deshalb ein überdurchschnittliches KGV weiterhin für angemessen. Mit einem weiteren Anstieg ist – genau wie am globalen Markt – allerdings nicht zu rechnen.
Schwellenländer mit Aufholpotenzial
Die politischen Turbulenzen in Südamerika und die wochenlangen Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Demonstranten in Hongkong haben die Stimmung der Investoren in Bezug auf die Schwellenländer im November deutlich getrübt. Wir erachten diese Entwicklung allerdings als vorübergehend und rechnen mit einer Entspannung der Lage. Die positiven Fundamentaldaten sollten also wieder in den Vordergrund treten. Dazu zählen ein höheres Wirtschafts- und Gewinnwachstum als in den Industriestaaten, weiteres Zinssenkungspotenzial seitens der Zentralbanken sowie die relativ günstige Bewertung der Aktienmärkte. Die Entwicklung beim Handelskonflikt betrifft die Schwellenländer allerdings stärker als die Industriestaaten. Das heißt, eine Verschärfung dürfte für unter-, eine Entspannung für überdurchschnittliche Aktienkursbewegungen sorgen.
Wirtschaftsstabilisierung kann für Gold positiv sein
Der Goldpreis ist seit dem Jahreshöchststand Anfang September um rund sechs Prozent gesunken, weil sich die geopolitischen Spannungen im Handelskonflikt und in der Brexit-Debatte etwas gelockert haben. Die Vermeidung einer technischen Rezession in Deutschland hat die Befürchtungen einer stärkeren Wachstumseinbuße der globalen Wirtschaft gemildert. Die weiterhin expansive Geldpolitik der Notenbanken spricht jedoch nach wie vor für Gold. Die Realrenditen (inflationsbereinigten Renditen) werden global auf sehr tiefem Niveau verharren, sodass die Opportunitätskosten des zinslosen Goldes niedrig bleiben. Die Realrendite 10-jähriger US-Staatsanleihen lag in diesem Jahr zwischenzeitlich sogar im negativen Bereich. Eine Stabilisierung der globalen Wirtschaft kann für Gold auch positiv sein, wenn der deutlich überbewertete US-Dollar weniger als sicherer Hafen betrachtet wird und zyklische Währungen wieder an Stärke gewinnen. In US-Dollar gehandelte Edelmetalle profitieren von einer solchen Entwicklung.