Was lange währt, wird endlich gut – oder? Am Donnerstag verkündeten EU-Kommissionspräsident Juncker und Großbritanniens Premierminister Boris Johnson, bei den Brexit-Verhandlungen tatsächlich zu einer Einigung gekommen zu sein.
Prompt reagierten die Märkte, der DAX kletterte über die Marke von 12.800 Punkten und damit auf den höchsten Stand seit August 2018. Auch am Anleihenmarkt war die Nachricht zu spüren: Der Euro-Bund-Future rutschte direkt nach Bekanntwerden des Deals rund einen halben Prozentpunkt auf 170,73 Prozentpunkte herab. Am Devisenmarkt konnte das Britische Pfund gegenüber dem Euro zulegen und in den letzten Tagen die stärkste Rally seit 30 Jahren markieren.
Bis zum Nachmittag legte sich die anfängliche Euphorie jedoch wieder etwas. Ein möglicher Grund: Unmittelbar nach der Mitteilung durch die EU-Kommission und Premier Johnson meldete sich die nordirische Partei DUP zu Wort. Diese spielt im britischen Parlament eine wichtige Rolle, da Johnsons Minderheitsregierung auf die Abgeordneten der DUP angewiesen ist, um Mehrheiten zu erlangen. Von Seiten der DUP hieß es jedoch, sie werde das ausgehandelte Abkommen nicht unterstützen. Somit richten sich nun alle Blicke auf die Parlamentsabstimmung am Samstag in Großbritannien. Dort wird es in Sachen Brexit einmal mehr spannend – viel Zeit bleibt nicht mehr, sollte das britische Parlament auch den nun ausgehandelten Deal ablehnen.
Wirecard-Anleihe unter Druck
Durch die erneuten Bilanzfälschungs-Vorwürfe der Financial Times gegenüber Wirecard ist die für ausschließlich institutionelle Investoren vorbehalte Anleihe deutlich unter Druck geraten. Die Anleihe (WKN: A2YNQ5) mit einem Emissionsvolumen von 500 Millionen Euro, einem Kupon von 0,5 % und einer Fälligkeit am 11.09.2024 fiel von 98 % vor den Vorwürfen der Financial Times bis Donnerstagmittag auf 86,5 %. Damit büßte die Anleihe stärker ein als die Wirecard-Aktie. An der Börse Stuttgart ließ sich in der Anleihe ein sehr hohes Handelsvolumen verzeichnen: Am Dienstag nominal 4,9 Millionen Euro und am Mittwoch nominal 4,1 Millionen Euro. Bei einem Kurs von 86,5 % entspricht dies einer Anleihen-Rendite von 3,56 %.
Bundes-/Staatsanleihen
Der Euro-Bund-Future zeigt sich in der bisherigen Handelswoche sehr volatil. Am Montag erreichte der Euro-Bund-Future am Vormittag bei 172,94 Prozentpunkten sein bisheriges Wochenhoch. Danach setzte die Abwärtsbewegung des Euro-Bund-Future ein. Seit Dienstag sind sehr hohe Umsätze im Euro-Bund-Future zu verzeichnen. Gegen Donnerstagmittag notiert der Euro-Bund-Future bei 171,19 Prozentpunkten. Dies entspricht einer negativen Rendite von -0,37 %.
Die Rendite der 30-jährigen Bundesanleihen liegt im positiven Bereich bei 0,15 %.