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Donnerstag, 18. April 2024
   
 

Kehrtwende

... beobachtet von Olivier de Berranger

Im August schwankten die Märkte im Zuge der Entwicklung des Konflikts zwischen dem Reich der Mitte und Onkel Sam. Völlig unerwartet scheinen sich Peking und Washington allerdings nach einem Monat immer heftigerer Drohungen im chinesisch-amerikanischen Handelskrieg nun über die zügige Wiederaufnahme der Verhandlungen einig zu sein.

Mitten in die sommerliche Ruhe hinein, am 1. August, entschied Donald Trump, der von den Zugeständnissen Chinas seit dem G20-Gipfel in Osaka enttäuscht war, die Zölle auf chinesische Waren im Wert von 300 Milliarden Dollar um 10 % zu erhöhen. Die Reaktion der Aktienmärkte ließ nicht lange auf sich warten: Die wichtigsten Aktienindizes sackten binnen Tagen um -3 % bis -5 % ab. Hierdurch schlug Trump zwei Fliegen mit einer Klappe, denn einerseits drängt er die Chinesen auf diese Weise zu Zugeständnissen und andererseits erhöht er durch die Steigerung des weltweiten Risikos für Wachstum und Vertrauen auch den Druck auf die Fed, ihre Zinssätze deutlicher zu senken.

Peking reagierte auf diese Maßnahme rasch mit seiner Lieblingswaffe, dem Wechselkurs, der unter die symbolische Marke von 7 Yuan für einen Dollar fiel und so einen Teil der höheren Zölle abfederte. Obwohl sich die chinesische Zentralregierung, um den Yuan als Reservewährung glaubwürdig zu machen, dagegen verwehrt, die Währung zu manipulieren, lassen sich die Anleger nicht täuschen und sind der Auffassung, dass dieser Schritt wie bereits in der Vergangenheit unmittelbar von Peking veranlasst wurde.

Am 23. August wurde dann eine neue Phase eingeläutet, als China mit einer Anhebung der Zölle auf die symbolträchtigsten US-Importe – landwirtschaftliche Produkte, Rohöl und Autos – antwortete. Zudem löste ein von Trump angedrohter rascher Gegenangriff noch am selben Tag eine Korrektur des S&P 500 um -3,1 % aus. Tags darauf ließ der US-Präsident seinen Worten Taten folgen und verkündete eine neuerliche Erhöhung der Zölle auf sämtliche chinesische Importe um 5 %.

Binnen weniger Tage war somit eine jähe Wendung der Lage zu beobachten. Beide Parteien bekundeten danach ihren Wunsch, an den Verhandlungstisch zurückzukehren, und setzten einige angedrohte Maßnahmen aus oder verschoben diese.
In diesem Zusammenhang ist es besonders schwierig, die nächsten Schritte vorherzusagen, denn sowohl die Akteure als auch das Tempo der Schritte sind unvorhersehbar.

Dennoch kann versucht werden, die Reaktion des US-Präsidenten in ihren Umrissen nachzuzeichnen. Trump steckt bereits mitten im Wahlkampf und ist völlig zu Recht der Auffassung, dass für eine glaubwürdige Bilanz seiner Wirtschaftspolitik mindestens drei Bedingungen gleichzeitig erfüllt sein müssen. Erstens müssen die Aktienmärkte während seiner gesamten ersten Amtszeit deutlich im Plus liegen. Daher rudert er immer recht schnell zurück, wenn die Aktienmärkte nach seinen Twitter-Beiträgen um -5 % bis -10 % einbrechen.

Zweitens muss das Wachstum, das durch den Handelskrieg und die hierdurch erzeugte Unsicherheit in Mitleidenschaft gezogen werden könnte, bis zu den Präsidentschaftswahlen robust bleiben.

Drittens muss er zumindest den Anschein erwecken, aus dem Konflikt mit China siegreich hervorzugehen. Aus unserer Sicht müssen diese Punkte bei der Analyse von Trumps Verhalten stets beachtet werden. Auch wenn er die „Strategie eines Narren“ zu verfolgen scheint, darf nicht vergessen werden, dass seine Verhandlungsmethode gewissen logischen Regeln unterliegt.

Gastbeitrag von Olivier de Berranger, Chief Investment Officer, und Clément Inbonat, Fondsmanager La Financière de L‘Echiquier

Foto: La Financière de L'Echiquier

 

Veröffentlicht am: 03.09.2019

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