(Martina Brunotte) "Wer aufhört zu träumen, hört auf zu leben. Es lebe der Traum!" So in etwa beschreibt uns der Intendant Stephan Neugebauer seine Träume. Und er hat viele Träume. Wir treffen uns mit ihm in "seinem" Theater, dem Stadttheater Naumburg. 2015 hat er die große Theaterwelt Berlin verlassen. Mit Leidenschaft und Begeisterung leitet er als Intendant das kleinste Stadttheater Deutschlands in Naumburg (Saale).
Naumburg ist eine kleine, feine Stadt in Sachsen-Anhalt zwischen Halle und Jena und ist das Tor zum nördlichst gelegenen Weinanbaugebiet, der Region Saale-Unstrut. Nicht nur Freunden des Kreuzworträtsels ist die Stifterfigur Uta im Naumburger Dom bekannt, der auf seine Anerkennung als Unesco-Weltkulturerbe wartet. Ansonsten gibt es aus Naumburg wie aus vielen anderen kleinen Städten in der Weltpresse keine Schlagzeilen. Und doch gibt es hier ein kostbares Kleinod, nämlich dieses kleinste Stadttheater Deutschlands.
Intendant Stephan Neugebauer (Foto mitte) führt uns voller Stolz und Begeisterung durch das Theater Am Salztor. Er bringt mit seinem Elferteam (vier Schauspielern und sieben Mitarbeitern hinter der Bühne) jährlich bis zu 12 Neuinszenierungen auf die kleine Bühne. Der Zuschauerraum – ein ehemaliger Kinosaal, bietet gerade mal Platz für etwa 80 Zuschauer. Wir steigen auf der schmalen Wendeltreppe hinter der Bühne nach oben. Dort arbeiten Requisite, Maske, Technik, Dramaturgie und Regie hautnah zusammen. Die Büros und die Schneiderei sind gleichzeitig Kaffeeküche und Pausenraum. Auch das schweißt die Elf zusammen.
Mit besonderem Stolz erwähnt Stephan Neugebauer die Auszeichnung mit dem Bundestheaterpreis 2016. Zu der Entscheidung der Jury sagte die Kulturstaatsministerin Monika Grütters: "Es wurden Bühnen ausgewählt, die auf ihre je eigene Art 'Welttheater' sind, die ungewöhnliche Kooperationen eingehen, mit Mut, Witz aber auch Risiko spielen und so ihre Stadtgesellschaften mitprägen."
Die Mitgestaltung der Stadt Naumburg und ihrer Region, die kulturelle Auseinandersetzung mit der Geschichte und den Geschichten der Stadt liegen dem Nitzsche-Liebhaber Stephan Neugebauer sehr am Herzen.
Wir verlassen das Theater. Der Intendant führt uns durch die Stadt an Spielstätten außerhalb des Theaters. Unser Weg führt in das Schwurgerichtsgebäude mit seinen imposanten und theatralischen Wandgemälden auf dem einstigen Gefängnisgelände. Hier Theateraufführungen zu inszenieren, das ist sein großer Traum. Dass das Gebäude dafür geeignet ist, hat er bereits mit Kleists "Der zerbrochene Krug" bewiesen.
Der gemeinsame Naumburger Theaterspaziergang führt uns zur Marien-Magdalenen-Kirche. Hier hat er mit "Faust I" die Spielzeit 2015/2016 begonnen. Das Sommertheater im Marientor ... und und und, die Ideen gehen im nicht aus. Unser Spaziergang endet – bei Stephan Neugebauer nicht verwunderlich – im neu errichteten Nitsche-Archiv.
Stadttheater Naumburg
Am Salztor 1
06618 Naumburg (Saale)
Telefon: 03445 273480
Kartenpreise: zwischen 3,00 und 14 Euro