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Freitag, 19. April 2024
   
 

Eurozone abermals im Hintertreffen?

... von Enguerrand Artaz, Fondsmanager, La Financière de l‘Échiquier


12,4 Prozent: So groß ist der Performance-Unterschied zwischen dem S&P 500, dem Leitindex der US-Börse, und dem EuroStoxx 50, seinem europäischen Pendant, seit der Talsohle des US-Marktes am 23. März 2020.

Seit Jahresbeginn ist der Abstand in etwa gleichgeblieben: Der US-Markt übertrifft den europäischen Markt um zwölf Prozent (S&P 500 -11,3 Prozent und EuroStoxx 50 -23,3 Prozent). Diese Underperformance der europäischen Aktien hat vor allem politische, makroökonomische und geldpolitische Gründe.

So wurden die Maßnahmenpakete zur Unterstützung der Wirtschaft im Zuge der Covid-19-Krise in den USA sehr rasch beschlossen und wenig diskutiert, während sich die europäischen Länder nur sehr zögerlich dazu durchringen konnten. Einige Länder– angeführt von den Niederlanden – blockierten anfänglich insbesondere die Aktivierung des Europäischen Stabilitätsmechanismus. Koordinierte Konjunkturprogramme sind weiterhin kaum zu erkennen. Eine von der Europäischen Kommission ausgearbeitete Strategie soll den Staats- und Regierungschefs laut Wirtschaftskommissar Paolo Gentiloni vorgelegt werden – jedoch nicht vor Juni.

Auch in der Geldpolitik bestehen Unterschiede. Während die Fed bereits mehrmals und bisweilen möglicherweise überstürzt die „Bazooka“ ausgepackt hat, sorgt die Europäische Zentralbank (EZB) auf ihren offiziellen Sitzungen tendenziell eher für Enttäuschung. So konnte Christine Lagarde auf der Sitzung vom 30. April mit ihrem unsicheren Auftritt und den vom Markt als zu schwach beurteilten Maßnahmen sowohl in der Form als auch in der Sache nur schwer überzeugen.

Komplettiert wird das Ganze durch ein explosives Urteil des deutschen Verfassungsgerichts. Auf Antrag euroskeptischer Kläger hatte der Karlsruher Gerichtshof die EZB aufgefordert, die Angemessenheit ihres Wertpapierkaufprogramms PSPP (Public Sector Purchase Programme) im Verhältnis zum wirtschaftlichen Risiko zu begründen. Zwischen den Zeilen geht es um eine Prüfung, ob die EZB durch die Überfinanzierung der europäischen Wirtschaft nicht ihr Mandat überschritten habe. Gleichzeitig drohte das deutsche Verfassungsgericht, weitere Anleihekäufe durch die Bundesbank zu blockieren.

Zwar bezieht sich das Urteil auf die 2015 aufgelegten Kaufprogramme und nicht auf das im Zuge der Covid-19-Krise aufgelegte PEPP (Pandemic Emergency Purchase Programme), doch wirft es kein gutes Licht auf den Zusammenhalt in Europa. Auch wenn es klug gewesen sein mag, dass die EZB auf ihrer letzten Sitzung keine Neuigkeiten verkündet hat und sich so die Möglichkeit ließ, ihre Reaktion an die tatsächlichen Folgen der Krise für die Wirtschaft anzupassen, ist dennoch zu befürchten, dass sie mit der Stützung der Konjunktur in Europa zu sehr in Verzug gerät.

Die politischen Unstimmigkeiten, die fehlenden Absprachen, die Schwerfälligkeit sowie das Zaudern und die Fehler in der Geldpolitik kamen den Alten Kontinent im vergangenen Jahrzehnt teuer zu stehen, insbesondere im Vergleich zu den USA. In letzter Zeit konnten die Europäer zwar eine verbesserte Reaktionsfähigkeit beweisen, im Hinblick auf die politische Führung Europas herrscht jedoch weiterhin Sorge. Es wäre nun angebracht, diese Zweifel möglichst rasch auszuräumen.

 

Veröffentlicht am: 13.05.2020

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