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Samstag, 20. April 2024
   
 

Eine neue Ära für ein altes Problem – die USA setzt sich für Nachhaltigkeit ein

Marktkommentar von Hamish Chamberlayne und Aaron Scully vom Global Sustainable Equity Team, bei Janus Henderson Investors

Lange Zeit wurde der zweitgrößte Treibhausgasemittent USA als Hindernis oder Nachzügler für das weltweiten Nachhaltigkeitsengagement angesehen. Könnte Joe Bidens neuer Inflation Reduction Act dieser unangenehmen Tatsache ein Ende setzen?

Ihrem Namen nach Inflation, ihrer Natur nach nachhaltig


Der Name des Inflationsbekämpfungsgesetzes (Inflation Reduction Act, IRA) könnte auf die Absicht hindeuten, den Inflationsdruck einzudämmen. Dieser ist durch die Folgen der pandemiebedingten Finanz- und Geldpolitik, Versorgungsengpässe und die russische Invasion in der Ukraine entstanden. Zwischen den Zeilen verbirgt sich jedoch eine deutlich auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Agenda. Wir haben schon lange Parallelen zwischen einer nachhaltigen Wirtschaft und dem Erreichen wirtschaftlicher Widerstandsfähigkeit gezogen. Deshalb freut es uns, dass die bedeutendste Regierung der Welt nun die Notwendigkeit wirtschaftlicher Sicherheit und die Bewältigung des Klimaproblems untrennbar miteinander verbunden sieht.

Zu den wichtigsten Punkten gehören die Senkung der Arzneimittel-, Gesundheits- und Energiekosten mit dem Ziel, „eine Wirtschaft aufzubauen, die gut für Familien ist“. Der IRA beinhaltet u. a. 400 Mrd. USD an Finanzmitteln für umweltfreundliche Maßnahmen: Anreize für US-Hausbesitzer, in die Modernisierung der Elektrik und Dämmung zu investieren, sowie spezielle Regelungen für steuerfreie Kredite für Elektrofahrzeuge und klare Vorschriften für den Sektor der erneuerbaren Energien.[1] In einem Statement des Weißen Hauses wird der Inflation Reduction Act als „die anspruchsvollste Maßnahme zur Bewältigung der Klimakrise in der amerikanischen Geschichte“ bezeichnet, mit der sich die USA dem Pariser Abkommen anpassen.

Welche Bedeutung hat der Inflation Reduction Act für die globale Klimapolitik?

Das Verhalten der USA hat Auswirkungen auf das Gesamtergebnis. Sie sind die größte Volkswirtschaft und der zweitgrößte Verursacher von Treibhausgasemissionen hinter China. Mit einem Anteil von fast 13 % an den weltweiten Emissionen gehören sie nach wie vor zu den größten Pro-Kopf-Emittenten.[2] Könnte der IRA einen Abwärtstrend bei den US-Emissionen bewirken und dazu beitragen, die globalen Emissionen in die richtige Richtung zu steuern?

Die Nutzung erneuerbarer Energien ist für die Erreichung der Klimaziele entscheidend, wobei manchen Berichten zufolge das weltweite Wachstum der erneuerbaren Energien sich verdoppeln muss, um die Ziele des Pariser Abkommens zu erreichen.[3] In Ländern, die zwei Drittel der Weltbevölkerung und 75 % des weltweiten BIP ausmachen, sind erneuerbare Energien heutzutage die billigsten Energieformen. Dennoch machen erneuerbare Energien nur 12 % des Gesamtenergieverbrauchs und 20 % der Stromerzeugung in den USA aus.[4] Wir erwarten, dass der Inflation Reduction Act die umweltfreundliche Energieversorgung in den USA durch die Finanzierung von Infrastruktur und durch Steuersenkungen auf Bundesebene vorantreibt, um die Produktion von Wind- und Solarenergie, sauberem Wasserstoff und emissionsfreier Kernenergie zu steigern.

Erstaunlicherweise sind neu errichtete Onshore-Wind- und Solarkraftwerke billiger als der Betrieb von abgeschriebenen Kohle- und Gaskraftwerken für 58 % der Weltbevölkerung, die zwei Drittel der Energieerzeugung ausmachen.[5] Hinzu kommt, dass eine höhere Kapazität an erneuerbaren Energien auch die Energiekosten erheblich senken und damit die Inflation verringern würde – ein Gewinn für die Verbraucher und für die Erreichung der Klimaziele.

Welche Bedeutung hat der Inflation Reduction Act für die Wirtschaft?


Energie ist der Antrieb für das BIP, das Fundament, auf dem alle produktiven Volkswirtschaften aufbauen. Ein einziges Barrel Öl enthält sechs Gigajoule an Energie – genug, um den Stromverbrauch eines durchschnittlichen US-Haushalts für fast zwei Monate zu decken.[6] Die jüngsten Ereignisse machen jedoch deutlich, dass die herkömmlichen Energiequellen in den Industrieländern einfach nicht mehr nachhaltig sind. Verschiedene geopolitische Entwicklungen haben die globalisierten Energiemärkte in Aufruhr versetzt, und die Klimakrise ist ernster als je zuvor. Die Verlagerung von Lieferketten ins Inland und die Umstellung strategisch wichtiger Industrien werden daher für die Schaffung einer energieunabhängigen und nachhaltigen Wirtschaft von grundlegender Bedeutung sein.

Der nächste Investitionszyklus ist längst überfällig. Daher sind wir zuversichtlich, dass der IRA nun den Anfang vom Ende fossiler Brennstoffe in der größten Volkswirtschaft der Welt einleitet. Die derzeitige Inflationsphase bietet den Unternehmen einen finanziellen Anreiz, in Produktivität, Substitution und Effizienz zu investieren. Das klassische Modell der Ressourcennutzung und der globalen Lieferketten dürfte einem neuen Wirtschaftsmodell Platz machen, welches auf sauberer, lokal erzeugter Energie und einer effizienteren Infrastruktur basiert. Dadurch sollten nicht nur Arbeitsplätze geschaffen, sondern auch die wirtschaftliche Sicherheit verbessert und das Wachstum gefördert werden. Wichtig ist, dass der Inflation Reduction Act diesen Wandel in den USA erleichtert. Wie Biden klarstellte: „Wenn ich Klima höre, denke ich an Arbeitsplätze“.

Für uns ist offensichtlich, dass die Normalisierung der Inflation durch den IRA von einer nachhaltigen Wirtschaft abhängt.

Die Reindustrialisierung der USA

Nach der Stromversorgung/Heizung sind Verkehr, Bauwesen und Fertigungsindustrie die drei größten Verursacher von Treibhausgasemissionen in den USA und bieten enorme Chancen für den Umstieg auf saubere Energie (siehe Abbildung 1). Hinzu kommt, dass nicht nur die offensichtlichen Bereiche wie erneuerbare Energien, Batterien und die Elektrifizierung des Verkehrs eine wichtige Rolle spielen. Auch Technologien wie das Internet der Dinge, Datenzentren, Kommunikation, Produktionsautomatisierung, Digitalisierung und Software sowie Halbleiter sollten von großer Bedeutung für die „grüne“ Reindustrialisierung der USA sein.

Besonders interessant finden wir Halbleiter, da sie durch den technologischen Fortschritt in immer vielfältigeren Bereichen der Wirtschaft eingesetzt werden. Ursprünglich waren Halbleiter allein auf die Computerindustrie konzentriert, sie werden aber heute branchenübergreifend eingesetzt, um die Digitalisierung einer breiten Palette von Produkten und Anwendungen zu ermöglichen. Aus diesem Grund könnten Halbleiter eher zu den Industriewerten als zur Technologie gezählt werden, allerdings verschwimmt die Trennung zwischen ihnen immer mehr.

Wachstum entsteht durch Umstrukturierung der Lieferketten

Batterien sind notwendig, um den Anteil der erneuerbaren Energien und die Elektrifizierung der gesamten Wirtschaft effizient zu steigern. Derzeit dominiert China die Batterieindustrie und war im Jahr 2021[7] für fast 80 % der gesamten Batterieproduktion verantwortlich sein. Die Welt ist auf China insbesondere angewiesen, wenn es um Kathodenmaterial geht, das für Lithium-Ionen-Batterien unerlässlich ist und etwa 50 % der Gesamtkosten der Batteriezellen ausmacht.[8] Um die Abhängigkeit von China zu verringern und die Inlandsproduktion von Elektrofahrzeugen zu fördern, soll der IRA der Automobilindustrie umfangreiche Steuervergünstigungen anbieten. Eine Bedingung ist jedoch, dass die Lieferkette für E-Fahrzeuge ausschließlich in Ländern mit Freihandelsabkommen mit den USA verläuft. Ein E-Fahrzeug-Kunde erhält also keine Steuervorteile, wenn das betreffende Fahrzeug Materialien aus China enthält.

Neben China verfügt auch das kanadische Quebec über alle erforderlichen Materialien und das nötige Fachwissen zur Batterieherstellung. In dieser Region sind viele der wesentlichen Bestandteile von Lithium-Ionen-Batterien – Nickel, Kobalt, Lithium und Graphit – zu finden. Sie besitzt außerdem einen starken universitären Forschungssektor, einen stabilen Rechtsrahmen und entwickelt sich immer mehr zu einem Silicon Valley für Batterien. Quebec macht jedoch zurzeit nur 10 % der US-amerikanischen Batterienachfrage aus.[9] Die steuerlichen Anreize des Inflation Reduction Act bieten eine überzeugende Wachstumsstrategie in Verbindung mit der sauberen Entwicklung von Batterietechnologie, bei der Kanada der Grundstein für die nordamerikanische Batterieproduktion werden kann.

Zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen

Krisen beschleunigen Innovationen, und dies könnte auch in den USA der Fall sein. Mit dem Ziel, eine nachhaltige und widerstandsfähigere Wirtschaft zu schaffen, geht der Inflation Reduction Act zwei Probleme mit einer Lösung an. Es handelt sich nicht nur um das ehrgeizigste Klimagesetz, das die USA je verabschiedet haben, sondern ist auch voll und ganz auf die Förderung von Investitionen und Wachstum in der US-Wirtschaft ausgerichtet. Dies entspricht unserer oft erwähnten Langzeitthese, die sich auf Energieunabhängigkeit, wirtschaftliche Widerstandsfähigkeit und die Rückverlagerung von Lieferketten ins Inland fokussiert, um eine nachhaltige globale Wirtschaft zu schaffen. Die USA stehen unser Ansicht nach an der Schwelle zu einer Periode beträchtlicher Wertschöpfung, die mit einer grünen industriellen Revolution und einem dramatischen technologischen Wandel in zahlreichen Sektoren einhergeht. In Verbindung mit der relativen wirtschaftlichen Stärke der USA könnte dies eine große Chance für Anleger sein.

 

Veröffentlicht am: 28.11.2022

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