So ein bisschen erinnern die Notenbanken mit ihrem derzeitigen Handeln an Magier, die Dinge vor den Augen des staunenden Publikums einfach verschwinden lassen.
Bei den Zentralbanken geht es allerdings nicht um Spielkarten oder andere Gegenstände, die scheinbar einfach weggezaubert werden. Bei ihnen stehen die weltweit hohen rekordhohen Schuldenberge im Fokus. Angesichts der aktuellen Geldpolitik vor allem der US-Notenbank Federal Reserve, aber auch der EZB, drängt sich der Eindruck auf, dass diese Schuldenberge „weginflationiert“ werden sollen.
Niedrige Zinsen, steigende Inflation – die Wunschkombination der Zentralbanken
Jedenfalls haben es die Notenbanken mal wieder geschafft. Sie sind gerade dabei, die für sie vermutlich schönste aller Welten zu schaffen: Die Inflation steigt, gleichzeitig werden die Zinsen künstlich niedrig gehalten. Am Rentenmarkt ist es zwar zu einer Beruhigung gekommen, und die Rendite der zehnjährigen US-Staatsanleihen hat zumindest den Ausreißer unter 1,4 Prozent wieder korrigiert. Allerdings sorgt die ungebremste Fortsetzung der Niedrigzinspolitik dafür, dass die realen Renditen massiv negativ bleiben. Die Notenbanken haben erreicht, dass trotz wiederholt höherer Inflationsraten als von ihnen selbst prognostiziert die Inflationserwartungen am Markt sogar wieder gesunken sind! Für die Assetklasse Anleihen bedeutet dies auch weiterhin einen erheblichen Attraktivitätsverlust für Anleger.
Viele Leitindizes robust
Die Anleger vertrauen also vollkommen auf die uneingeschränkte Fortsetzung der aktuellen Zinspolitik. Und entsprechend stabil freundlich präsentieren sich viele Aktienindizes, zum Beispiel der MSCI World, der wieder an seinen jüngsten Höchststand anknüpft. Der Nasdaq 100 erreicht sogar ein neues Hoch und symbolisiert den aktuellen Aufholprozess von Technologie-Titeln. Growth-Werte liegen damit im aktuellen Performance-Vergleich wieder vor den Value-Werten. Das „Bäumlein-wechsel-Dich“-Spiel zwischen Growth und Value geht also weiter. Es würde an Magie grenzen, eine zuverlässige Prognose zu stellen, wie sich diese Konstellation weiterentwickelt.
Fazit: Gold für die Diversifikation deutlich sinnvoller als Anleihen
Apropos Magie: Natürlich handelt es sich beim „Verschwinden“ der Schuldenberge nicht wirklich um Zauberei. Und anders als bei echten Zauberern mit ihren Zaubertricks gibt es an den Kapitalmärkten daher auch jemanden, der die Rechnung für die niedrigen Realrenditen zahlen muss: Die Bondanleger. Für die Diversifikation im Portfolio eignet sich Gold derzeit grundsätzlich besser als Anleihen. Hier bieten gerade die jüngsten Kursrückgänge je nach individuellem Risiko-Rendite-Profil die Chance zu antizyklischen Nachkäufen.