^

 

 Suche  | Sitemap  | Mediadaten  | Kontakt  | Impressum  | Datenschutz
       
Donnerstag, 28. März 2024
   
 

Der Spotify-Moment für die Finanzbranche kommt mit der Blockchain

... meint Hartmut Giesen, Sutor Bank

„Die Fintech-Revolution ist ausgeblieben“: Gemäß einer aktuellen Analyse von Hartmut Giesen, zuständig für digitale Geschäftsmodelle bei der Hamburger Sutor Bank, haben Fintech-Entwicklungen den Finanzmarkt nicht schlagartig umgekrempelt, sondern sorgen für eine kontinuierliche Transformation, die jedoch klare Grenzen hat. Das werde sich mit dem Auftreten der Kryptotechs – also Unternehmen, die sich auf den Bereich Blockchain und Kryptowerte fokussieren – ändern.

„Die Blockchain wird den technologischen Kern der Finanzindustrie massiv umgestalten. Nicht von heute auf morgen, aber dafür tief und nachhaltig. Die Blockchain wird die Art und Weise, wie Werte erzeugt, verarbeitet und verteilt werden, grundlegend verändern“, stellt Hartmut Giesen fest. Gänzlich neue Modelle für den Austausch von Werten, etwa beim Bezahlen, dürften nicht mehr lange auf sich warten lassen. So wie Spotify oder Netflix mithilfe von digitaler Technik den Konsum von Inhalten revolutioniert haben, werde es ähnliche Entwicklungen auch im Finanzbereich beim Umgang mit Geld geben. Das bedeutet, auch für Kunden würden die technologischen Veränderungen deutlich spürbar. „Nutzer werden auf den heutigen Umgang mit Geld zurückschauen wie wir auf den Umgang mit CD und Video-Kassette“, sagt Hartmut Giesen.

Fintech-Evolution technisch wenig innovativ – Kryptotechs sorgen für massive technische Neuerungen

Bei näherer Betrachtung der Fintech-Entwicklungen müsse man konstatieren, dass es sich in erster Linie um Prozess- und Geschäftsmodell-Innovationen handele. „Das Verdienst von Fintechs ist primär, vorhandene Infrastrukturen und Banking-Systeme mit digitalen Services oder mobilen, intuitiv zu handhabenden Frontends zu versehen“, sagt Giesen. Dafür gingen Fintechs und Banken in der Regel Kooperationen ein, wobei die Kernaktivitäten wie Kontenführung, Depotverwahrung oder Geld- und Wertpapier-Transaktionen normalerweise das Aktionsfeld der Banken geblieben sind. Nur wenige Fintechs erwarben bislang für ihren Betrieb eigene Banklizenzen.

Mit der Blockchain finde nun eine Art „zweite Digitalisierung“ statt. „Die ‚erste Digitalisierung‘ hat die Erzeugung, Verteilung und Verarbeitung von Informationen neu gestaltet. Nun werden Werte, auch monetäre, vollkommen anders erzeugt, verteilt und verarbeitet werden können“, erklärt Hartmut Giesen. Komplexe, zentrale Banking-Systeme dürften von dezentralen „Blockchain-Systemen“ abgelöst werden, die Transaktionen von Kunden ohne aufwändige Abstimmungsprozesse zwischen Banken sofort ausführen. „Die Parameter für die Geldschöpfung und Kreditvergabe könnten von Zentralbanken in die Protokolle der entsprechenden Blockchains programmiert werden. Kapitalmarkt-Akteure sind über Blockchains vernetzt, die Schnittstellen zu den Geld-Blockchains besitzen. Die Vergabe von Krediten oder der Handel von Wertpapieren werden durch Smart Contracts automatisiert ausgeführt“, sieht Hartmut Giesen die zukünftige Entwicklung.

Kunden werden Veränderungen spüren

Kunden werden nach Darstellung von Hartmut Giesen die zukünftigen Veränderungen spüren können, auch wenn diese in den „Maschinenräumen“ der Banken passieren: „Zahlungen werden technisch mit dem Waren- oder Wertetausch synchronisiert. Dadurch werden Geld- und Wertetransfers schneller und preiswerter sowie Handelsprozesse aller Art deutlich einfacher werden.“ Auch im Wertpapierhandel werde es zu neuen Anlegererfahrungen kommen, weil sich die Prozesse enorm beschleunigten.

Ein Beispiel zum Thema Überweisung: Wenn heute im SEPA-Raum eine Überweisung getätigt wird, füllt der Bankkunde ein Überweisungsformular – online oder sogar noch haptisch – mit Betrag und IBAN aus. Von der Bank gehen die Daten an die Deutsche Bundesbank, Überweisungen von Bank A zu Bank B laufen zunächst über die Bundesbank-Konten der beiden Banken. Erst danach kommt es zur Überweisung auf das Empfängerkonto. Der Vorgang dauert im Inland einen Tag, im SEPA-Ausland zwei Tage.

Eine Blockchain-basierte Transaktion funktioniert völlig anders: Über „Blockchain-Knoten“, die von den Banken betrieben werden, kann eine Überweisung sehr schnell ausgeführt werden. Der Absender würde in seinem Wallet die Wallet-Adresse des Empfängers eingeben, die Transaktion wird auf die Blockchain geschrieben, von einem der Blockchain-Knoten verifiziert und an die Blockchain angehängt. Der Betrag würde sofort im Empfänger-Wallet erscheinen.

„Dieser Vorgang spart nicht nur zeitlichen und operativen Aufwand, sondern macht auch ganz neue Austauschprozesse möglich. So können Güter und Geld gleichzeitig getauscht werden, ohne dass eine der Parteien Angst haben muss, dass sie für das hergegebene Gut das Geld oder umgekehrt das gekaufte Gut für das vorausbezahlte Geld nicht bekommt“, erläutert Hartmut Giesen. Fragen der Sicherheit und Privatsphäre müssten dabei selbstverständlich noch geklärt werden.

Wann kommt der Spotify-Moment  im Banking?

Aus Kundensicht ist es nach Meinung von Hartmut Giesen im Grunde unerheblich, wie Geld transferiert werde – Hauptsache, es funktioniere. Doch wenn eine neue Basistechnologie ganz neue Ausführungskontexte für die menschliche Basisinteraktion „Bezahlen“ erlaube, sei dies für den Kunden hochrelevant. „Im Grunde ist es auch dem Musikhörer egal, mit welcher Technologie die Musik an sein Ohr kommt. Aber digitale Techniken haben dafür gesorgt, dass Musik heute völlig anders in den Lebenskontext integriert ist als zu CD-Zeiten, und dass auf dieser Basis neue große Unternehmen wie Spotify entstanden sind. Ähnliche, vielleicht noch nicht absehbare Entwicklungen werden auch von der Blockchain-Technologie ausgehen“, ist sich Hartmut Giesen sicher. 

Nicht von heute auf morgen: erst die Prozesse, dann die Geschäftsmodelle


Die wahren Auswirkungen der Blockchain-Revolution dürften für Unternehmen und Kunden wohl erst in ein paar Jahren spürbar sein. Im ersten Schritt würden bestehende Prozesse „blockchainisiert“, erst dann kämen die Blockchain-basierenden Geschäftsmodelle. „Die Möglichkeiten von dezentraler Geldschöpfung, programmierbarem Geld, Smart Contracts oder der Tokenisierung von Werten aller Art werden erst die Banken der nächsten Generation erkennen und in neue Geschäftsmodelle umsetzen, die wir heute noch gar nicht absehen können“, sagt Giesen.

Banken werden nach Meinung von Hartmut Giesen die technische Revolution überstehen, weil der Staat möchte, dass Geldaktivitäten auch künftig von Banken ausgeführt werden. Allerdings werden sich ihre Aktivitäten deutlich verändern – etwa hin zum Verwalten von Kunden-Wallets oder dem Betrieb von Blockchain-Knoten. Doch werden auch neue Player auftreten: „Die Banken der Zukunft werden Blockchain-basiert gegründet“, ist Hartmut Giesen überzeugt.  

 

Veröffentlicht am: 29.01.2020

AusdruckenArtikel drucken

LesenzeichenLesezeichen speichern

FeedbackMit uns Kontakt aufnehmen

FacebookTeile diesen Beitrag auf Facebook

Nächsten Artikel lesen

Vorherigen Artikel lesen

 

Neu:


 

 

 

 

Werbung

Werbung

 

 

 

Werbung

             

 

Besuchen Sie auch diese Seiten in unserem Netzwerk:
| Börsen-Lexikon
| Fotograf Fotomensch Berlin
| Geld & Genuss
| gentleman today
| genussmaenner.de
| geniesserinnen.de
| instock.de
| marketingmensch | Agentur für Marketing, Werbung & Internet
| Unter der Lupe

© 2024 by frauenfinanzseite.de, Groß-Schacksdorf. Alle Rechte vorbehalten.