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Freitag, 29. März 2024
   
 

DONNER & REUSCHEL: Mumm Briefing zum Wochenausklang

... von Carsten Mumm, Chefvolkswirt bei der Privatbank DONNER & REUSCHEL



Die Turbulenzen im Bankensektor in den USA und Europa scheinen vorerst überwunden zu sein. Die Entwicklungen haben gezeigt, dass die drastische Zinswende seit Frühjahr bzw. Sommer letzten Jahres erhebliche Belastungen für Finanzinstitute mit sich bringt.

Zu den Verlusten bei liquiden Anlagen kommen höhere Refinanzierungskosten, ein schleppendes Kreditgeschäft, geringere Erträge durch Fristentransformation angesichts einer sehr flachen Zinsstruktur sowie perspektivisch steigende Kreditausfälle im Zuge einer schwächeren Konjunktur und steigender Zinsen. Allerdings hat sich das System als robust erwiesen – auch wegen des schnellen und konsequenten Eingreifens von staatlicher Seite – wodurch nur die schwächsten Institute existenzielle Probleme bekamen. Weitere vereinzelte Bankenpleiten sind v.a. in den USA nicht auszuschließen, es deutet aber derzeit nichts auf eine größere systemische Krise wie 2008/2009 hin.

Bemerkenswert ist, dass zwei vielfach als Krisenschutz angesehene Anlagen, Gold und Bitcoin sowie andere Krypto-Assets, gerade in den letzten Wochen deutlich zugelegt haben, nachdem beide im letzten, sehr schwierigen Kapitalmarktjahr kaum zur Stabilisierung beigetragen haben bzw. sogar zu den größten Verlustbringern gehörten. Die Goldnotierungen profitieren dabei, anders als im letzten Jahr, von einer nachlassenden Stärker des US-Dollars. Krypto-Assets hingegen scheinen die Reihe von Negativmeldungen und Skandalen der vergangenen Monate vorerst hinter sich gelassen zu haben und werden von Anlegern eher wieder als chancenreich betrachtet. Gut möglich ist, dass diese Dynamik im weiteren Jahresverlauf anhält, denn es gibt potenzielle Belastungsfaktoren und Krisenherde genug und Bitcoin & Co. dürften perspektivisch eine Portfoliodiversifikation sowie zusätzliches Renditepotenzial beinhalten.

Nach der Leitzinsanhebung der Europäischen Zentralbank (EZB) Mitte März dürften im zweiten Quartal weitere Zinsschritte folgen. So dürfte die jüngste Rede von EZB-Präsidentin Christine Lagarde zu interpretieren sein, in der sie betonte, dass „die Rückführung der Inflation auf mittlere Sicht zu einem Wert von 2 Prozent nicht verhandelbar“ sei. Obwohl die nominale Inflation künftig aufgrund des Vergleichs der zuletzt deutlich gesunkenen Rohstoff- und Energiepreise mit den Höchstewerten aus dem letzten Jahr (Preis-Basis-Effekt) deutlich schwächer ausfallen wird, liegen die Projektionen der EZB für die Inflation im Euroraum mit 2,9 Prozent für 2024 noch immer weit über diesem Ziel. Wir rechnen mit zwei weiteren Zinsschritten um jeweils 0,25 Prozentpunkte, woraufhin eine Leitzinserhöhungspause folgen könnte. Gleichzeitig wird die EZB bereitstehen, sollte die Finanzstabilität in Gefahr geraten.

Auch die US-Notenbank Fed dürfte nach der Leitzinsanhebung im März noch einen weiteren Zinsschritt um 0,25 Prozentpunkte vornehmen, bevor sie vorerst innehalten könnte, um die weitere Wirkung der bisherigen geldpolitischen Straffung abzuwarten. Zinssenkungen im laufenden Jahr sind angesichts des bisher nur mäßigen konjunkturellen Abschwungs sowie dem weiter sehr robusten Arebitsmarkt derzeit nicht absehbar. Auch andere Notenbanken, bspw. die Schweizer SNB und die britische Bank of England behielten ihrem restriktiven Kurs bei und erhöhten die Zinsen.

Die Konjunkturprognosen des Instituts für Weltwirtschaft in Kiel wurden für Deutschland, die Eurozone und die USA kürzlich auf 0,5, 1,1 bzw. 0,8 Prozent angehoben. Von der chinesischen Volkswirtschaft wird eine deutliche Wachstumsbelebung im Laufe des Jahres und im Gesamtjahr ein Wachstum in Höhe von 5,2 Prozent erwartet. Damit bleiben die wirtschaftlichen Perspektiven mit der Annahme einer Wachstumsbeschleunigung ab dem zweiten Quartal positiv, wenngleich die Gefahr verstärkter zinsinduzierter Bremseffekte im Zuge des unbeirrten Kurses vieler Notenbanken zunimmt.

Vor allem die Baubranche leidet sowohl in den USA als auch in Deutschland erheblich. Die Anzahl der Neubauanträge im Wohnsektor in Deutschland ist auf den niedrigsten Stand seit 2009 gefallen. Erstmals seit rund 15 Jahren hat der vdp Real Estate Price Index für eigengenutzten Wohnraum einen nennenswerten Rückgang zu verzeichen. Auch wenn die Anpassung an das erhöhte Zinsniveau auf gesamtwirtschaftlicher Ebene noch etwas anhalten dürfte, ist aufgrund deutlich sinkender Rohstoffpreise, geringerer Auslastungen, künftig weniger stark steigender Zinsen sowie eines strukturellen Unterangebots in Deutschland nicht mit einer sehr starken Preiskorrektur im Wohnimmobiliensegment zu rechnen.

Für die deutsche Industrie wird entscheidend sein, ob die seit Monaten überwiegend sinkenden Auftragseingänge nach dem Abbau der bestehenden Auftragsstaus aus den letzten Jahren sich künftig stabilisieren können. Angesichts der erwarteten Belebung der chinesischen und vieler Schwellenländervolkswirtschaften und des zumindest moderaten Wachstums in der Eurzone sowie den USA stehen die Chancen dafür jedoch gut.

Für Anleger bleibt aufgrund anhaltend negativer Realzinsen die Notwendigkeit der Nutzung von Risikoprämien, bspw. in den Bereichen Unternehemensanleihen, Aktien, Schwellenländer-Investments oder Krypto-Assets ein wichtiger Faktor. Im Zuge diverser bestehender Unsicherheitsfaktoren (v.a. geopolitischer Entwicklungen, möglicher weiterer Bankenpleiten in den USA sowie geldpolitischen Entscheidungen) müssen erhöhte Schwankungen vorerst weiter einkalkuliert werden. Zwischenzeitliche Kursrücksetzer sollten aber gute Möglichkeiten für eine Neupositionierung mit sich bringen.

 

Veröffentlicht am: 25.03.2023

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