
Die Jahresbilanz zeigt es deutlich: Nachrangige Anleihen von Unternehmen hatten 2024 erneut einen guten Lauf. In den vergangenen zwölf Monaten verzeichnete das Anlagesegment der so genannten Corporate Hybrids eine starke Performance von knapp 14%, gemessen am Index ICE BofA Global Hybrid Non-Financial Corporate (TR), constrained 3% per Issuer, hedged in EUR.
Das ist beinahe das Doppelte im Vergleich zu Unternehmensanleihen im selben Zeitraum. Diese legten abgesichert in Euro rund 7,24% zu, gemessen am ICE BofA Euro Corporate Index. Hauptursachen waren die höhere laufende Rendite im Vergleich zu Standard-Anleihen, der stärkere Rückgang der Risikoaufschläge (Credit Spreads) im Bereich der nachrangigen Papiere sowie die tiefere Zins-Sensitivität des Hybrid-Segments.
Darüber hinaus erlebte der Markt für nachrangige Unternehmensanleihen gleich mehrere interessante Entwicklungen, die das Segment wohl auf Jahre hinaus prägen werden. Zu nennen sind hier zum einen die Folgen des Booms der Künstlichen Intelligenz (KI) und der Energiewende für die Versorgerbranche. Anderseits haben sich die bisher nachteiligen Rahmenbedingungen für die Emission von Hybrids in den USA markant verbessert. Diese beiden Entwicklungen verdienen eine nähere Betrachtung.
Der rasante Fortschritt von KI hat nicht nur die Technologiebranche revolutioniert, sondern zeigt auch tiefgreifende Wirkung auf andere Sektoren, insbesondere auf die Energieversorgung. Denn die steigende Nachfrage nach Rechenleistung für KI-Anwendungen hat zu einem enormen Anstieg des Energiebedarfs geführt, insbesondere aufgrund des Wachstums von Rechenzentren. Diese bilden das Rückgrat der KI-Infrastruktur und benötigen immense Mengen an Strom, um die riesigen Datenmengen zu verarbeiten und zu speichern.
Damit stehen US-Energieversorger wie zum Beispiel Dominion Energy und CenterPoint Energy vor der Herausforderung, diesen steigenden Energiebedarf zu decken. Die erforderlichen Investitionen könnten gemäß Edison Electric Institute bis 2026 über USD 400 Milliarden betragen. Und das ist nicht alles. Zusätzlich zum riesigen Bedarf der KI-Anwendungen erfordert auch die Energiewende mit dem Übergang zu erneuerbaren Energiequellen wie Sonnen- und Windenergie umfangreiche Investitionen der Versorger in neue Kapazitäten und in die Modernisierung der bestehenden Infrastruktur.
Diese Entwicklungen zeigen, wie dringend die Versorger Kapital benötigen. Eine Möglichkeit der Kapitalbeschaffung wäre die Ausgabe zusätzlicher Aktien, was aufgrund der damit verbunden hohen Kosten jedoch unrealistisch erscheint. Alternativ könnten die Unternehmen die Investitionen durch die Emission neuer Anleihen finanzieren. Allerdings würde dies den Verschuldungsgrad stark erhöhen – mit negativen Folgen für die Kreditwürdigkeit.
Da Corporate Hybrids sowohl Merkmale von Schuldtiteln als auch von Eigenkapital aufweisen, bieten sie sich als interessanten Mittelweg für Unternehmen an, die nach einer flexible Finanzierungsoption suchen. Nicht von ungefähr zählen Corporate Hybrids in Europa mittlerweile zum Standard-Baukasten der Unternehmensfinanzierung. Sie sind aufgrund deutlich höherer Renditen im Vergleich zu herkömmlichen Unternehmensanleihen als Anlageklasse bei Investoren geschätzt. Ebenfalls locken oftmals hohe Bonitäten. In den USA hingegen ist dieses Format aufgrund nachteiliger Rahmenbedingungen bisher wenig verbreitet gewesen.
Auch das hat sich seit Anfang 2024 aber maßgeblich geändert. Eine entscheidende Rolle spielt dabei die Anpassung der Rating-Methodik durch eine der führenden amerikanischen Bonitätswächterinnen Moody's im vergangenen Februar. Diese lässt seither die Finanzierung über Corporate Hybrids als deutlich attraktiver erscheinen. Die Kombination aus hohem Investitionsbedarf sowie der Anpassung der Rating-Methodik zeigte bereits Wirkung. Gemäß dem Finanzdatendienst Bloomberg haben US-Versorger im Jahr 2024 rund USD 18 Milliarden durch die Emission von nachrangigen Wertpapieren aufgebracht. Das ist das Neunfache des Vorjahres.
Welches Potenzial der Regime-Wechsel auch in Zukunft bieten könnte, zeigt der Blick auf den Alten Kontinent. Europäische Corporate Hybrids sind in ihrer Struktur größtenteils einheitlich, was sowohl Investoren als auch Emittenten klare Vorteile bietet. Dies hat in den vergangenen 15 Jahren zum rasanten Wachstum der Anlageklasse beigetragen, wie der Blick auf das Jahr 2010 zeigt. Die Anpassung der Rating-Methodik durch Moody's dürfte unseres Erachtens dazu führen, dass sich auch in den USA ein standardisierter Markt entwickelt, der dem europäischen Modell stark ähnelt und damit investorenfreundlicher wird.
Bisher war der Markt für Corporate Hybrids stark von europäischen Emittenten dominiert. Mit der zunehmenden Beteiligung von US-Unternehmen wird sich das Segment geografisch ausweiten. Wir gehen davon aus, dass neben weiteren Versorgern künftig auch US-Unternehmen aus anderen Branchen das Instrument nutzen werden, um ihre Investitionsprogramme effizient umzusetzen. Daher dürfte sich der Anteil von in USD-denominierten Anleihen im Corporate-Hybrid-Universum deutlich erhöhen – aus Anlegersicht ein weiteres Plus für die Diversifikation. Auch dürfte der Eintritt von US-Emittenten weltweit zusätzliche Investorennachfrage erschließen. Da bereits heute die Nachfrage nach Hybridanleihen das Angebot deutlich übersteigt, erwarten wir auch für 2025 ein gutes Umfeld für dieses Anlagesegment.