^

 

 Suche  | Sitemap  | Mediadaten  | Kontakt  | Impressum  | Datenschutz
       
Dienstag, 23. April 2024
   
 

Brexit: Deal oder No-Deal, das ist hier die Frage

Angesichts der vielen Streitpunkte dürfte es vermutlich zu einem sehr dünnen Deal kommen

Der Austritt des Vereinigten Königreichs aus dem EU-Binnenmarkt und der Zollunion am 31. Dezember 2020 ohne Handelsabkommen hätte große negative wirtschaftliche Auswirkungen auf beiden Seiten des Ärmelkanals zur Folge.

„Wir rechnen weiterhin mit einem Deal. Er wird aber angesichts der vielen roten Linien des Vereinigten Königreichs vermutlich sehr dünn ausfallen“, meint UniCredit Bank Austria Ökonom Robert Schwarz. Die Streitpunkte bleiben unter anderem die Fischereirechte und gleiche Wettbewerbsbedingungen vor allem bezüglich Staatshilfen. Eine Analyse der UniCredit Bank Austria zeigt die wirtschaftlichen Verflechtungen Österreichs mit dem Vereinigten Königreich und die möglichen Zolltarife im Warenhandel falls es zu keinem Abkommen kommt.

2 Milliarden Exportüberschuss und 5 Milliarden Wertschöpfung


Im Vorjahr exportierte Österreich Waren im Wert von 4,5 Milliarden Euro und Dienstleistungen in Höhe von 2,8 Milliarden Euro ins Vereinigte Königreich. Das sind 3 Prozent bzw. 4,1 Prozent der gesamten österreichischen Güter- und Dienstleistungsexporte. Sowohl im Handel mit Gütern als auch im Servicebereich erzielte Österreich 2019 einen Exportüberschuss von 1,7 Milliarden Euro bzw. 300 Millionen Euro. Im Vorjahr beinhaltete die Endnachfrage des Vereinigten Königreichs nach Waren und Dienstleistungen eine österreichische Wertschöpfung von 5 Milliarden Euro, das sind 1,4 Prozent der gesamten österreichischen Wertschöpfung. Davon entfallen 55 Prozent auf den Dienstleistungssektor inklusive Bauwirtschaft und 43 Prozent auf den Industriebereich. Die Zahlen zeigen, dass ein ungeregelter Austritt des Königreichs keine dramatischen, aber doch spürbare Auswirkungen auf die österreichische Wirtschaft hätte.

Österreichische Fahrzeugindustrie von potenziellen Zöllen am stärksten betroffen


Im Mai 2020 veröffentlichte das Department for Internationale Trade in London das Zollregime, das für den Fall des Scheiterns des Handelsabkommens bei den Importen aus der Europäischen Union zur Anwendung kommen würde. Umgekehrt gelten dann bei Warenlieferungen aus dem Vereinigten Königreich in die EU die aktuellen Zölle der Union mit Drittstaaten. „Ein Vergleich der beiden Zollregime über alle Güter zeigt, dass der durchschnittliche geplante Importzoll des Vereinigten Königreichs mit 3,6 Prozent niedriger ist als der durchschnittliche EU-Außenzoll mit 4,7 Prozent“, betont Schwarz und ergänzt: „In beiden Tarifsystemen sind die Zölle bei den meisten Produkten sehr niedrig oder sogar Null.“

Es gibt allerdings relativ hohe Zollsätze auf landwirtschaftliche Produkte und einige Industriegüter wie zum Beispiel Fahrzeuge mit 10 Prozent. Der KFZ-Bereich ist der mit Abstand wichtigste Industriesektor für Österreich bei den Ausfuhren ins Vereinigte Königreich. Die geplanten Zollbestimmungen hätten im Vorjahr die österreichischen Warenexporte auf die Insel um etwa 150 Millionen Euro verteuert. Die KFZ-Exporte hätten mit etwa 100 Millionen Euro den Löwenanteil tragen müssen. Auch bei den Importen ist die österreichische Fahrzeugindustrie mit einem fiktiven Zoll auf Basis der Vorjahreszahlen von 40 Millionen Euro von insgesamt 90 Millionen Euro am stärksten betroffen.

Regional unterschiedlich starke wirtschaftliche Beziehungen


Bei den Warenexporten hat das Industrieland Steiermark mit einem Volumen von über 1,5 Milliarden Euro im Gesamtjahr 2019 die stärkste Verflechtung mit dem Vereinigten Königreich. Das ist ein Drittel der österreichischen Exporte über den Ärmelkanal und 5,9 Prozent der gesamten steirischen Exporte. Oberösterreich, das zweite große Industrieland, exportierte im Vorjahr Waren im Wert von 1,1 Milliarden Euro.

Die Bundeshauptstadt Wien wies im Vorjahr mit 765 Millionen Euro das größte Importvolumen knapp vor der Steiermark auf. Auch bei der Wertschöpfung hat die grüne Mark aufgrund der Dominanz des Fahrzeugsektors im Bundesländervergleich die Nase vorne. Die britische Nachfrage beinhaltete im Vorjahr steirische Industriewertschöpfung in der Höhe von 550 Millionen Euro und generierte knapp 4.500 Arbeitsplätze in der Steiermark.

Starker Exporteinbruch 2020

Die Unsicherheiten über die zukünftigen wirtschaftlichen Beziehungen zwischen der EU und dem Vereinigten Königreich und natürlich in erster Linie die Corona-Pandemie führten zu einem massiven Rückgang beim Güterhandel zwischen Österreich und dem Königreich von Jänner bis Juli 2020. Der Warenexportrückgang betrug von Jänner bis Juli mehr als eine halbe Milliarde Euro oder 20 Prozent verglichen zur Vorjahresperiode. Fast die Hälfte des Rückgangs ist auf den Einbruch bei den Fahrzeugexporten zurückzuführen. „Die KFZ-Industrie befindet sich zur Zeit in einer strukturellen Krise. Das wird weiterhin negative Auswirkungen auf das Handelsvolumen zwischen Österreich und dem Vereinigten Königreich haben, unabhängig davon, ob es zu einem Deal oder No-Deal kommt“, sagt Schwarz.

 

Veröffentlicht am: 23.10.2020

AusdruckenArtikel drucken

LesenzeichenLesezeichen speichern

FeedbackMit uns Kontakt aufnehmen

FacebookTeile diesen Beitrag auf Facebook

Nächsten Artikel lesen

Vorherigen Artikel lesen

 

Neu:


 

 

 

 

Werbung

Werbung

 

 

 

Werbung

             

 

Besuchen Sie auch diese Seiten in unserem Netzwerk:
| Börsen-Lexikon
| Fotograf Fotomensch Berlin
| Geld & Genuss
| gentleman today
| genussmaenner.de
| geniesserinnen.de
| instock.de
| marketingmensch | Agentur für Marketing, Werbung & Internet
| Unter der Lupe

© 2024 by frauenfinanzseite.de, Groß-Schacksdorf. Alle Rechte vorbehalten.