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Für Anleger ist es noch zu früh für Bremsmanöver

Kommentar von Beat Thoma, CIO bei Fisch Asset Management in Zürich

Seit Menschengedenken ist die Sehnsucht nach dem Blick in die Zukunft vorhanden. Bei Investoren ganz besonders – es geht schließlich um zukünftige Renditen und damit um viel Geld. Doch es ist und bleibt eine Illusion, Punktlandungen bei Finanzmarktprognosen zu erzielen.

Aber zwischen den Extremen – perfekter Vorhersage und Blindflug – existieren eine Reihe sehr bewährter Indikatoren, die wenigstens eine effiziente mittelfristige Navigation im dichten Nebel ermöglichen. Auf diese gestützt sehen wir eindeutig keine unmittelbare Gefahr eines Absturzes – es gibt vielmehr verschiedene Lichtblicke. Für Anleger wäre es also verfrüht, ihr Portfoliorisiko jetzt deutlich zu reduzieren.

Zunächst lohnt sich ein Blick auf die monetäre Ausgangslage des Systems und hier besonders auf die Entwicklung der extrem bedeutsamen Geldmultiplikatoren. Dies ist ein wenig beachteter Indikator, der nicht manipuliert werden kann – auch von den Notenbanken nicht – und dem damit höchste Aussagekraft zukommt. Geldmultiplikatoren sind ein Maß für die Geldschöpfungskraft des privaten Bankensystems. Sie zeigen, was der private Kreditkreislauf aus dem von der Notenbank zur Verfügung gestellten Geld macht. Insbesondere umfassen die Geldmultiplikatoren Teile der Kreditvergabe der Banken an private Investoren und Unternehmer. Der Geldmultiplikator in den USA steigt schon seit drei Jahren, während sich Europa nach einem langen, gefährlichen Rückgang jetzt stabilisiert und sogar nach oben dreht. Nur Japan ist noch etwas zögerlich. Dieser Anstieg erfolgt trotz zunehmend restriktiverer Geldpolitik der Notenbanken. Oder anders formuliert: Das Geld, das die Zentralbank aus dem Kreislauf entfernt, wird durch die Kreditschöpfung der privaten Banken mehr als kompensiert. Das ist extrem positiv.

Dazu gesellen sich weitere Faktoren, die uns optimistisch stimmen: die Notenbanken sind auf Kurs, also weder zu expansiv noch zu restriktiv und die Inflationserwartungen bleiben ebenfalls unter Kontrolle. In Kombination mit dem extrem starken US-Arbeitsmarkt ergibt sich ein optimales Gleichgewicht zwischen Wachstum, Geldversorgung und Preisniveau. Sämtliche dieser Entwicklungen werden zudem im Verhalten der Zinskurve auf den Punkt gebracht: Seit mehr als 70 Jahren wurde jede Rezession durch eine vollständige Abflachung (oder sogar Inversion) der Zinskurve rechtzeitig angekündigt. Das heißt, die langfristigen Zinsen waren auf dem gleichen Zinsniveau wie das kurze Ende (oder sogar darunter).

Dies ist aber zumindest im Moment noch nicht der Fall. Bevor es zum Absturz der Konjunktur und einer langfristigen Baisse an den Märkten kommt, müssten sich zuerst die hier erwähnten Indikatoren verschlechtern, insbesondere die Zinskurven. Es gibt auch keine größeren Fehlbewertungen oder gar Blasen – weder am Aktien- noch am Kreditmarkt. Dies rundet den Katalog an Lichtblicken ab. Somit zeigt unsere Navigation im Augenblick, dass auch nach zehnjährigem Aufschwung das Wirtschafts- und Finanzsystem noch ganz gut in einem Gleichgewicht ist, das sich allerdings von Zeit zu Zeit auf einem leicht anderen Niveau einpendeln muss. Dies ist in der Regel von erhöhter Volatilität begleitet, aber eben meist nicht der Anfang vom Ende. Investoren können weiterhin kontrolliert Gas geben bezüglich der Portfolio-Allokation, denn für Bremsmanöver ist es noch zu früh.

 

Veröffentlicht am: 07.02.2019

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