^

 

 Suche  | Sitemap  | Mediadaten  | Kontakt  | Impressum  | Datenschutz
       
Mittwoch, 24. April 2024
   
 

Hören mit KI

« Previous 1 2 3 4 5 Next » item_prefix1item_suffix item_prefix2item_suffix item_prefix3item_suffix item_prefix5item_suffix

Welchen Stellenwert hat für Sie die Zusammenarbeit mit GN?
Dagmar Schuller:
Diese Partnerschaft ist sehr, sehr wichtig für uns. Wir haben uns nicht einfach für Jabra und ReSound entschieden, weil es keine anderen Optionen gegeben hätte. Wir hätten klassisches Venture Kapital oder auch andere Partner wählen können. Für unsere Entscheidung gab es drei Gründe: Zum einen ist GN ein toller Hardware-Hersteller; wir haben großen Respekt vor den fundiert entwickelten und hochwertigen Produkten, vor der Art und Weise, wie sie entstehen. Diese Hardware- und unsere Software-Kompetenzen ergänzen sich perfekt. Das passt sozusagen wie Deckel auf Topf.

Der zweite Grund ist, dass wir durch GN die Möglichkeit haben, unsere Software direkt an den Endkonsumenten zu bringen. Das entspricht unserer Vision. Wir sind kein B-to-C-Anbieter. Wir bieten im B-to-B anderen Unternehmen die Möglichkeit, unsere Technologie in ihre Produkte zu integrieren. Und wir suchen dafür weltweit agierende Partner, die unsere eigenen hohen Qualitätsansprüche teilen. Diese Partner erhalten durch uns einen entscheidenden Unterschied innerhalb ihres Wettbewerbs – so wie das aktuell beim Jabra Elite 85h der Fall ist.


Und Punkt drei?
Dagmar Schuller:
Das ist mehr ein emotionaler: Bei GN hatten wir von Beginn an das Gefühl, dass sie mit uns gemeinsam etwas schaffen möchten – nicht nur für den Markt, sondern auch für den Endkonsumenten. Ein optimales Produkt mit wirklichem Mehrwert. Es ist eine gemeinsame Vision, für die wir gemeinsam einen großen Schritt in Richtung Zukunft gehen. Und wir dürfen dennoch unsere Freiheit behalten und können weiter innovativ und kreativ sein. Wir haben in GN einen Partner gefunden, der über Innovationen so ähnlich denkt wie wir, der nicht nur die nächsten zwei Jahre im Blick hat.

Sie erwähnten schon Jabra Elite 85h, das erste gemeinsame marktreife Produkt von GN und AudEERING. Wo liegt die Besonderheit?
Dagmar Schuller:
Es ist der weltweit intelligenteste Active Noise Cancellation (ANC)-Kopfhörer. Er wurde Anfang des Jahres vorgestellt und ist mittlerweile im Handel. Er erkennt akustische Szenen und passt sich an diese an. Wechselt man etwa von einem lauten Bahnsteig in ein leises Zugabteil, dann stellt er sich nicht nur automatisch ein, sondern auch individuell, so wie man es gerne hätte.

Bei Jabra Elite 85h geht es um die Analyse akustischer Szenen, die adaptiv über die Smart Sound App erfolgt. Aber das ist nur ein erster Schritt. Es soll weitere Produkte mit unserer Technologie geben. Es geht um optimale Hörerlebnisse für unterschiedlichste Situationen, um das Anpassen an Situationen, um Signale, die herausgefiltert oder durchgelassen und optimal wahrgenommen werden. - Nicht einfach nur Noise Cancelling. Je nach Situation wird nur ein bestimmter Teil herausgefiltert oder verstärkt.


Und bei den Hörgeräten?
Dagmar Schuller:
Bei Menschen mit Hördefizit liegt der Focus natürlich etwas anders als bei Kopfhörern. Diesen Unterschied sehe ich gerade mit Blick auf die Wahrnehmung von Emotionen, die man nicht sehen kann – etwa am Telefon. Diese emotionale Komponente einzubringen bzw. zu verstärken, könnte den Hörgeräte-Trägern noch einen deutlichen Vorteil bringen. Und Hören ist ja höchst individuell. In meiner Familie gibt es sehr viele Personen mit einem Hördefizit. Aber jeder von ihnen hört anders. Auch zwischen dem weiblichen und dem männlichen Hören gibt es meiner Meinung nach Unterschiede. Und gerade unsere Technologie ermöglicht ein entsprechend hohes Maß an Individualisierung.
Ich gehe davon aus, dass die Hörgeräte der nächsten Generationen die jeweilige akustische Szenerie noch viel besser analysieren werden, als sie das heute schon tun. Diese Medizinprodukte werden sich noch viel besser automatisch auf die jeweilige Umgebung einstellen. Sie werden erkennen, dass ich gerade im Restaurant sitze, dass ich mich unterhalten will. Sie werden Störgeräusche noch besser filtern und sicherstellen, dass ich den Kellner verstehe… Und es wird um Wahrnehmung gehen.


Inwiefern?
Dagmar Schuller:
Wie reagiere ich selbst auf die Szenerie, auf die sozialen Gegebenheiten? Wie ist mein aktueller emotionaler Zustand? Geht es mir gut oder eher nicht? - Die KI wird das wahrnehmen und die Technik dementsprechend nachjustieren. In der Folge wird es darum gehen, nicht nur einzelne Szenarien abzubilden, sondern den gesamten Tagesablauf. Die Technik stellt sich jederzeit so ein, dass es mir gut geht und ein Optimum an Outcome sichergestellt ist.

Voraussetzung ist allerdings, dass ich zwei Dinge akzeptiere: Ich muss wissen, dass ein Teil meiner Daten transparent ist und fortlaufend analysiert wird; damit muss ich konform gehen. Und ich muss zum zweiten die Technik so diszipliniert nutzen, dass sie für meine Wünsche trainiert wird. Ich muss zurückmelden, was ich gut oder nicht gut finde. Sonst kann das System nicht auf mich zugeschnitten werden. Je mehr ich mich mit der Technik austausche, umso besser die Möglichkeiten zur Anpassung.


Welchen Stellenwert hat bei Ihrer Arbeit die Sicherheit von Daten?
Dagmar Schuller:
Wir sind ein deutsches Unternehmen. Das ist schon anders als bei einem amerikanischen Unternehmen, für das Datensicherheit vielleicht erstmal nicht die Rolle spielt wie hier in Deutschland. Wir ermöglichen z. B. auch, unsere Technik embedded auf einem Gerät zu installieren, ohne dass die Daten in eine Cloud wandern, aus der sie abgegriffen werden könnten. So erhält der Nutzer die Daten bei sich auf seinem Endgerät. Der Nutzer muss auch entscheiden können, ob er seine Daten für seinen Arzt freigeben möchte oder nicht. Er kann die Depressionsdiagnostik auch nur als eine Art Selfmonitoring nutzen. Das ist die Frage nach dem Umgang mit einer solchen Technologie; vor der steht die Gesellschaft als Ganzes.

Mein Eindruck ist, dass Politiker und Politikerinnen oft nicht in der Lage sind, solche neuen technologischen Möglichkeiten adäquat in ihren Entscheidungen abzubilden?
Dagmar Schuller:
Sie informieren sich oft auch zu wenig. Ich wurde z. B. von der Leiterin für Digitalisierung im Arbeitsministerium angesprochen. Sie schilderte mir, dass sie in ihrem Ministerium bestimmte Punkte zur Digitalisierung voranbringen müsse. Und sie gab offen zu, sie müsste sich da erst einarbeiten. Wir haben uns mehrfach getroffen, und ich habe das sehr begrüßt. Es kann nicht jeder alles wissen. Vieles ist speziell, und nicht jedem liegt Mathe oder Statistik. Aber es ist wichtig, dass die Politik den Dialog sucht.

Es gibt Leute in der Politik, die sich sehr viel informieren. Natürlich gibt es auch solche, denen PR wichtiger ist als die eigentliche Sache – und entsprechend sind dann die Ergebnisse. Aber eigentlich sollte sich jeder von uns mit diesen Dingen auseinandersetzen, bevor er sich dafür oder dagegen entscheidet. Das sollten wir schon deshalb tun, weil diese Entwicklungen nicht nur in Deutschland oder in Europa stattfinden. In China und in den USA werden diese Themen auch intensiv bearbeitet. Ich glaube, wir übersehen Großteils, dass die Technologien, die wir nutzen, auch uns nutzen, ohne dass es uns überhaupt bewusst ist. Deswegen ist die offene und transparente Kommunikation so wichtig – ohne Ängste zu schüren. Und die Politik muss den mündigen Bürger sehen – nicht nur die nächste Wahl. Sie muss sich vielfältig beraten lassen, Entwicklungen in der Grundlagenforschung kennen und auch das, was durch die Industrie umgesetzt werden kann. Erst dann kann sie Dinge angemessen kommunizieren und in Gesetzen regeln – nicht nur, um das Land voranzubringen, sondern auch um bestmögliche Bedingungen für den Bürger zu schaffen.


Mir fallen gleich mehrere Bereiche ein, in denen ich die Nutzung Ihrer Technologie kritisch fände. Was ist z. B. mit Leuten, die Jobs oder Kredite vergeben? Wie ist es mit einer militärischen Nutzung? Wo sind die ethischen Grenzen?
Dagmar Schuller:
Da positionieren wir uns ganz klar: Für Anwendungen im militärischen Bereich stehen wir nicht zur Verfügung. Und wir möchten, dass diejenigen Firmen, die unsere Technologie einsetzen, auch transparent gegenüber ihren Kunden kommunizieren, dass sie sie einsetzen.

Andererseits ist mir eine optimistische Sicht auf KI sehr wichtig. Hier in Deutschland tendieren wir immer dazu, solche Entwicklungen sehr negativ zu sehen. In den USA ist es genau umgekehrt. Und in China redet niemand darüber, da wird es einfach gemacht. Es ist eine gesamtgesellschaftliche Problematik, und hier in Deutschland stehen wir uns manchmal ein bisschen selbst im Weg.


Was würden Sie empfehlen?
Dagmar Schuller:
Wir brauchen einen transparenten und ausgewogenen Mittelweg. Man kann mit der Technologie unglaublich viel erreichen. Und man muss sich kritisch auseinandersetzen. Man muss abwägen: Was kann ich kriegen und was muss ich dafür geben? Und man muss entscheiden können: Ist es mir das wert oder nicht. Ein Mensch, der chronisch unter Depressionsschüben leidet, wird es sicherlich begrüßen, wenn er eine bessere Therapie mit weniger Medikamenten und weniger Nebenwirkungen bekommen kann. Ob ein gesunder Mensch seine Daten liefert, um am Ende auf zehn Kilometer fünf Minuten schneller zu laufen, ist eine andere Entscheidung. Es hilft nicht, ständig nur zu schimpfen. Und es ist auch nicht gut zu verdrängen, wer ständig Daten von mir einsammelt – wenn ich z. B. auf Facebook like oder Alexa mithört. Es braucht mehr Verständnis für diese Technologien – für ihre negativen und für ihre positiven Seiten. Und die Unternehmen müssen transparent arbeiten. Der Nutzer muss sich entscheiden können. Und es muss ihm klar werden, welche Vorteile ihm im konkreten Fall versagt bleiben, wenn er sich gegen eine Nutzung entscheidet.

 

Veröffentlicht am: 08.09.2019

AusdruckenArtikel drucken

LesenzeichenLesezeichen speichern

FeedbackMit uns Kontakt aufnehmen

FacebookTeile diesen Beitrag auf Facebook

Nächsten Artikel lesen

Vorherigen Artikel lesen

 

Neu:


 

 

 

 

Werbung

Werbung

 

 

 

Werbung

             

 

Besuchen Sie auch diese Seiten in unserem Netzwerk:
| Börsen-Lexikon
| Fotograf Fotomensch Berlin
| Geld & Genuss
| gentleman today
| genussmaenner.de
| geniesserinnen.de
| instock.de
| marketingmensch | Agentur für Marketing, Werbung & Internet
| Unter der Lupe

© 2024 by frauenfinanzseite.de, Groß-Schacksdorf. Alle Rechte vorbehalten.