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Donnerstag, 28. März 2024
   
 

Wir brauchen mehr grüne Finanzmittel

Eurizon Interview Green Bonds

Green Bonds sind relativ ungeschoren durch die Corona-Krise gekommen, weil von Anlegern ein verhältnismäßig geringer Verkaufsdruck ausgeübt wurde, wie Caterina Ottavi (re.) und Matteo Merlin betonen.

Sie managen den Eurizon Fund - Absolute Green Bonds, der nur in solche Anleihen investiert, die nach intensiver Prüfung einen ausreichenden „Green Score“ erreichen. Dem sogenannten Greenwashing soll damit ein Riegel vorgeschoben werden.

Ihr Eurizon Fund - Absolute Green Bonds ist bereits 1,3 Milliarden Euro schwer. Worauf führen Sie das große Interesse der Anleger zurück?
Matteo Merlin:
Fragen im Zusammenhang mit dem Klimawandel werden heute fast überall als entscheidend angesehen. Umweltrisiken werden immer mehr zu einem Thema, und die Öffentlichkeit, einschließlich des Managements und der Aktionäre, ist sich der Bedeutung konkreter Maßnahmen bewusst. Zum ersten Mal seit 15 Jahren reiht der Global Risk Report 2020 des Weltwirtschaftsforums Umweltfragen in Bezug auf das wahrgenommene Risiko für die nächsten zehn Jahre unter den ersten fünf Plätzen ein.

Wie sieht Ihre Anlagestrategie aus?
Matteo Merlin:
Eurizon ist der erste italienische Vermögensverwalter, der einen Fonds für grüne Anleihen aufgelegt hat. Zugleich hat das Unternehmen den Fonds mit einer umfassenden Transparenz ausgestattet, indem es einen halbjährlichen Impact Report erstellt, der die Klima- und Umweltauswirkungen der vom Fonds unterstützten Projekte qualitativ und quantitativ beschreibt. Wir glauben, dass ein solcher Report ein sehr nützliches Instrument für Investoren ist, die daran interessiert sind, den tatsächlichen Impact ihrer Finanzanlagen zu kennen. Darüber hinaus verfolgt der Fonds einen Absolute-Return-Ansatz, was in einem erschwerten Ertragsumfeld ein zusätzliches Plus sein kann.

Wie hat der Fonds im vergangenen Jahr abgeschnitten?

Ottavi: Im Jahr 2019 hat die Institutionelle Anlageklasse um 7,38 Prozent und die Retail-Variante um 6,3 Prozent zugelegt.

Welche Arten von grünen Anleihen kommen für das Portfolio in Frage?
Caterina Ottavi:
Wir wählen Bonds aus, die sich durch einen hohen Grad an grünen Ansätzen auszeichnen. Dabei bevorzugen wir Sektoren mit der höchsten relativen Umweltbelastung, wo wir also maßgebliche Verbesserungen erreichen können.

Welche Anleihen schließen Sie demgegenüber aus?
Caterina Ottavi:
Unsere Due-Diligence-Analyse konzentriert sich auf das Projektmanagement, die Organisationsstruktur des Emittenten und den ökologischen Fußabdruck, wobei wir der Transparenz und der Qualität der Berichterstattung gebührende Aufmerksamkeit widmen. Die Offenlegung im Sinne einer adäquaten quantitativen Darstellung relevanter Daten und der Nachweis, dass der Emittent sich für die Bekämpfung des Klimawandels engagiert, sind wichtige Elemente für unseren Green Score. Unternehmen mit einem unzureichenden Green Score werden aus dem Anlageuniversum ausgeschlossen.

Welche grünen Projekte unterstützt der Fonds bevorzugt durch seine Investments?
Caterina Ottavi:
Der Fonds unterstützt Projekte im Zusammenhang mit der Entwicklung erneuerbarer Energiequellen, kohlenstoffarmem Verkehr und grünem Bauen, um nur einige zu nennen.

Und welche Wirkung haben Sie bisher mit dem Fonds erzielt?
Matteo Merlin:
Die vom Fonds geförderten Anlagen für erneuerbare Energien produzierten im Zwölfmonatszeitraum bis September 2019 138.683 Megawattstunden grünen Strom. Investitionen in eine nachhaltige Infrastruktur brachten Energieeinsparungen von 12.458.332 Kilowattstunden, und die CO2-Emissionen wurden im gleichen Zeitraum um 94.025 Tonnen reduziert – diese Menge wird äquivalent von etwa 448 Quadratkilometer Wald absorbiert.

Es gibt wiederholt Berichte über Trittbrettfahrer, die vermeintliche Green Bonds emittieren. Wie lässt sich solches Greenwashing entlarven?
Matteo Merlin:
Wir wenden beträchtliche Energie auf, um Greenwashing zu erkennen. Wir achten auf die Unternehmensdaten, den Inhalt der Nachhaltigkeitsberichte und führen auch direkte Gespräche mit den Emittenten.

Welchen Schaden verursacht Greenwashing Ihrer Meinung nach?
Matteo Merlin:
Greenwashing ist eindeutig ein Beispiel für betrügerisches Verhalten und schadet letztlich den Emittenten selbst. Das mit Greenwashing verbundene Reputationsrisiko ist erheblich und könnte im schlimmsten Fall die Integrität des Markts für grüne Anleihen untergraben.

Wie würde sich eine Eindämmung des Greenwashing auf den Markt für grüne Anleihen und letztlich auf Ihre Performance auswirken?
Matteo Merlin:
Eine Eindämmung von Greenwashing dürfte sich positiv auf die Marktstabilität auswirken, insbesondere in Zeiten schwächerer Nachfrage und allgemeiner Turbulenzen an den Anleihemärkten.

Die aktuelle Corona-Krise könnte als Nagelprobe für grüne Anleihen angesehen werden. Wie haben sich Ihre Investments in letzter Zeit entwickelt?
Caterina Ottavi:
Wir betrachten die aktuelle Situation nicht als einen Härtetest für die Anlageklasse. Während der Corona-Krise unterlagen Green Bonds der gleichen Dynamik wie konventionelle Anleihen, sowohl in Bezug auf das Kredit- als auch das Marktrisiko, mit Renditen, die dem breiten High-Grade-Segment entsprechen – grüne Anleihen sind nicht risikoreicher als traditionelle Unternehmensanleihen. Allerdings haben sie einen Vorteil gezeigt, der sich während der Krise als unterstützend für die Anlageklasse erwies, da wir von Mittelabflüssen und damit verbundenen Zwangsverkäufen, wie sie traditionelle Fonds bei einem Ausverkauf typischerweise erleben, weitgehend verschont blieben.

Gibt es bereits Anzeichen dafür, wie sich Corona auf Neuemissionen von Green Bonds auswirkt?
Matteo Merlin:
Während der Ausbreitung des Coronavirus und des daraus resultierenden Marktausverkaufs funktionierte die primäre Marktaktivität nicht mehr reibungslos. Ende März – und nach den massiven Reaktionen der Zentralbanken und der Regierung – kamen aber schon wieder Neuemissionen auf den Markt und erreichten Niveaus, die denjenigen in den ersten beiden Monaten des Jahres entsprachen.

Welche grünen Emittenten sind derzeit sehr gefragt und welche nicht?
Caterina Ottavi:
Die wichtigsten Umweltsektoren am Markt für grüne Anleihen sind die Energieerzeugung aus erneuerbaren Quellen sowie das Bau- und Verkehrswesen mit geringer Umweltbelastung. Wir beobachten für all diese Sektoren ebenso wie für die beiden anderen Bestandteile unseres Anlageuniversums – Versorgungsunternehmen und Finanzwerte – eine hohe Nachfrage seitens der Anleger. Angesichts der Situation, die wir mit dem Coronavirus erleben, hoffen wir, dass mehr Anleihen aus den Bereichen Land- und Wassernutzung aufgelegt werden, die zurzeit noch wenig vorhanden sind. Der Einfluss des Menschen auf die natürlichen Ökosysteme hat 75 Prozent der terrestrischen und etwa 66 Prozent der marinen Umwelt erheblich verändert. Phänomene wie die Entwaldung verringern den natürlichen Lebensraum von Tierarten und führen zu mehr Kontakt von Wildtieren mit landwirtschaftlichen Nutztieren und Menschen. Was wir brauchen sind daher mehr und nicht weniger grüne Finanzmittel!


Caterina Ottavi ist Fondsmanagerin bei Eurizon und betreut gemeinsam mit Matteo Merlin den inzwischen über eine Milliarde Euro schweren Eurizon - Absolute Green Bonds Fund. Sie verfügt über 16 Jahre Erfahrung in der Finanzbranche. Bevor die Green-Bonds-Expertin zu Eurizon kam, arbeitete sie für Epsilon SGR, Banca Mediosim und Banca Profilo. Sie hat einen Universitätsabschluss in Mathematik und in Politikwissenschaften.

Matteo Merlin ist Senior Portfolio Manager bei Eurizon. Der studierte Volkswirt arbeitet seit 13 Jahren in der Finanzbranche – vor Eurizon schon für die Banca Profilo – und hat umfangreiche Erfahrung im Management von Anleihenportfolios, insbesondere von internationalen Anleihen und Anleihen aus Schwellenländern. Er betreut gemeinsam mit Caterina Ottavi den inzwischen über eine Milliarde Euro schweren Eurizon - Absolute Green Bonds Fund.

Foto: Eurizon Green Bonds

 

Veröffentlicht am: 19.04.2020

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