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Dienstag, 19. März 2024
   
 

Vegane Mode differenziert betrachten

Worauf Verbraucher achten sollten...

In Deutschland ernähren sich derzeit etwas über 900.000 Menschen vegan. Viele sehen die Antwort auf Probleme wie Tierquälerei, ungesunde, fleischlastige Ernährung und Umweltrisiken durch Tierzucht darin, keine tierischen Produkte mehr zu essen. Dass Verbraucher, nachdem sie den Kühlschrank vegan füllen, auch in ihren Kleiderschrank schauen, ist nur konsequent.

Die Nachfrage nach veganer Mode ist merklich gestiegen. Doch was genau ist vegane Mode eigentlich? Oberflächlich betrachtet, könnten das all jene Textilien, Schuhe und Accessoires sein, die aus Fasern nicht tierischen Ursprungs hergestellt werden. Also pflanzliche Fasern wie Baumwolle, Leinen, Hanf oder Nessel, aber auch Synthetik- oder Regeneratfasern. Der Marktanteil dieser beiden Fasergruppen liegt auf dem Weltmarkt derzeit bei über 90%. Wenn man alle Produkte aus diesen Fasern als vegan ansieht, dann findet man als Konsument eine sehr breite Auswahl in den Ladenregalen; der Verzicht auf Wolle, Seide oder Edelhaare stellt keine sonderlich große Herausforderung dar.

Genauso leicht fällt es umgekehrt Modemarken, Produkte aus sogenannten Man-made-Fibers und Pflanzenfasern als vegan zu bewerben. Doch so einfach ist es nicht. Denn der Einsatz von nicht tierischen Fasern alleine macht eben nicht automatisch ein veganes Textil aus.

„Veganismus impliziert eben nicht nur den Verzicht auf tierische Produkte jeder Art, sondern auch die Befürwortung von umfassenden Tierrechten. Kleidung, die aus Baumwolle besteht, ist genauso wenig konsequent vegan wie es Schuhe aus Kunstleder sind. Viele Komponenten unserer zweiten Haut sind tierischen Ursprungs oder können bei ihrer Herstellung Tierleid mit sich bringen“, verdeutlicht Heike Scheuer, Geschäftsstellenleiterin des IVN.

Nicht nur auf den Rohstoff, sondern auch auf die Komponenten kommt es an Farb- und Hilfsmittel werden noch immer in Tierversuchen getestet. Klebstoffe, die vor allem bei der Schuhproduktion eingesetzt werden, bestehen sehr oft aus Inhaltsstoffen, die tierischen Ursprungs sind oder zumindest ebenfalls an Tieren getestet wurden.

Kunststoffe bestehen häufig aus Roh-Öl, dessen Förderung zu Lasten der Unterwasserwelt geht und dessen Verknappung für das Sterben tausender Vögel sorgt. Hinzu kommt die Problematik von Kunststoffabfällen und Mikroplastik in der Umwelt und den Weltmeeren, die sich schließlich in den Mägen und Blutkreisläufen von Tieren wiederfinden.

Zutaten und Accessoires können ebenfalls aus tierischen Materialien bestehen. Das Etikett an der Jeans ist vielleicht aus Leder, die Knöpfe an der Bluse aus Horn oder die Schmuck-Schließe aus Perlmutt. Auch der konventionelle Anbau von Pflanzenfasern wie Baumwolle stellt eine Bedrohung der Tierwelt dar. Tausende von Nutzinsekten sterben durch den Einsatz von gentechnisch verändertem Saatgut oder synthetischen Insektiziden.

„Nur wer sämtliche Bestandteile und Herstellungsschritte seines Produkts kennt, kann streng genommen mit Fug und Recht behaupten, dass er ein veganes Kleidungsstück oder vegane Schuhe und Accessoires herstellt oder verkauft. Pflanzenfasern müssten aus kontrolliert biologischem Anbau stammen, eingesetzte Chemikalien müssen in der Zusammensetzung bekannt sein und dahin gehend getestet, dass sie nicht fischgiftig sind, wenn sie ins Abwasser gelangen. Es muss klar sein, woraus Knöpfe, Aufnäher, Etiketten oder Schnürsenkel bestehen und welche Klebstoffe eingesetzt wurden“, fasst Otto Kersten, IVN-Vorstand und Presse- und Marketingverantwortlicher des Verbands, zusammen.

Eine gesetzliche Definition gibt es nicht

Die Umstände in der Textilindustrie müssen sich ändern, damit Tiere für unsere Kleidung, Schuhe und Accessoires nicht zu leiden haben. Verbraucher sind mit ihrem Wunsch, tierfreie Produkte zu tragen, aber eher allein gelassen. Siegel wie „Vegan Society England“ oder „PeTA – approved vegan“ zeigen dem Verbraucher an, dass die ausgezeichneten Produkte frei von tierischen Inhaltsstoffen sind.

Die Bezeichnung „vegan“ ist jedoch nicht gesetzlich definiert und/oder geschützt. Die Kontrollen sind nicht transparent. Ob ein Produkt über den Rohstoff hinaus wirklich vegan ist, ist nicht sichergestellt.

Der Verzicht auf tierische Fasern heißt, sich Alternativen zu suchen. Bei vielen Produkten kann man gut auf pflanzliche Fasern zurückgreifen, bei anderen jedoch nicht. Wärmende Winterjacken beispielsweise lassen sich nicht gut mit Naturfasern umsetzen, spätestens bei der Wattierung ist meistens der Griff zur Synthetikfaser notwendig. Auch bei Lederprodukten wird es schwierig, in ausreichender Menge Ersatz aus natürlichen Rohstoffen herzustellen. Synthetikfasern und Kunstleder sind in der Regel aber nicht biologisch abbaubar und werden größtenteils aus nicht erneuerbaren Rohstoffen wie Erdöl und Erdgas hergestellt.

Aber nicht nur die Herstellung von Kunstfasern, sondern auch der konventionelle Anbau von Pflanzenfasern geht stark zu Lasten der Umwelt.

Der IVN empfiehlt

Wir halten den reinen Verzicht auf tierische Fasern für zu kurz gesprungen und empfehlen Verbrauchern, auch die Alternativen nicht tierischen Ursprungs kritisch zu hinterfragen. Konsequenter Veganismus bedeutet ursprünglich, jedwede Schädigung der Tierwelt zu vermeiden, auch die durch negative Umwelteinflüsse. Produkte aktiv nach Tierschutzaspekten zu hinterfragen, sorgt für Aufmerksamkeit und unterstützt diejenigen Hersteller, die alles richtig machen.

Man sollte sich auch kritisch fragen, ob es dem Tierwohl nicht viel mehr nutzt, „gute“ Wolle zu kaufen, anstatt kategorisch auf Wolle zu verzichten. Der IVN rät deshalb, sich für Textilien zu entscheiden, die „IVN BEST“ gesiegelt sind. Diese Zertifikate verbieten Tierquälerei, regeln eine artgerechte Tierhaltung, den Transport und die Schlachtung, schließen den Einsatz von solchen Chemikalien aus, die durch Tierversuche getestet sind und schreiben eine ökologische Landwirtschaft vor.

Veganer haben dann die Wahl, sich innerhalb dieser zertifizierten, „guten“ Produkte für die nicht tierischen Varianten zu entscheiden. Wie die Lebensmittel im Kühlschrank, sind dann auch die Kleider im Schrank gleich beides: bio und vegan.

Naturlederwirtschaft unterstützt

Für ein allgemeingültiges Verständnis von Naturtextilien und -lederwaren hat der IVN für seine Mitgliedsunternehmen aus Handel und Industrie strenge Qualitätsrichtlinien entwickelt.

Als Sprachrohr für die Branche klärt der IVN über die Unterschiede von Naturtextilien, Naturleder und konventionellen Produkten auf und informiert Unternehmen und Verbraucher unter anderem zu den Themen Umweltentlastung, Ressourcenschutz, soziale Verantwortung, wirtschaftliche Gerechtigkeit, Artenschutz und Transparenz sowie Gesundheitsrisiken und Qualitätsaspekte. Seine Mitgliedsunternehmen unterstützt der IVN durch Fachinformationen, Beratung und Fortbildungsmaßnahmen sowie verbandsinterne Zusammenarbeit.

Der IVN ist einer von vier Gesellschaftern der Global Organic Textile Standard (GOTS) gGmbH. Darüber hinaus vergibt der IVN zwei eigene Qualitätszeichen für ökologisch und sozial verantwortungsbewusst hergestellte Produkte: NATURTEXTIL und NATURLEDER.

Foto: Fotolia

 

Veröffentlicht am: 29.03.2016

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